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Aktualisiert am 28.01.2020 - 17:18 Uhrin MärkteLesedauer: 7 Minuten

Mitten in Afrika: Die zwei Seiten des Paul Kagame

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Doch es ist die unnachgiebige Art und Weise, mit der er seine Ziele durchsetzt, die Kagames Kritiker bemängeln. Eine Pressefreiheit gebe es nicht, und er nehme es mit der Demokratie nicht so genau, sagen sie. Politische Gegner hat er angeblich auch schon verschwinden lassen. Ganz wie Honecker.

Wie in der DDR seien auch in Ruanda kritische Fragen verboten, erzählt man sich. Alle anderen Fragen müsse man vorher genehmigen lassen. Vielleicht auch nur ein Gerücht? An dem Tag, an dem wir den Präsidenten treffen, müssen wir nichts vorher einreichen.

Organisiert hat das Treffen der deutsche Finanzinvestor Christian Angermayer (Foto), Vorstandsmitglied der Altira Group aus Frankfurt. Knapp 50 Journalisten, Investoren und Mitarbeiter hat er aus Europa einfliegen lassen, um sie von den Fortschritten Ruandas zu überzeugen.

Ein Tochterunternehmen der Altira-Gruppe ist die Beteiligungsgesellschaft African Developement Corporation (ADC), eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA), an der sich Investoren bisher ausschließlich über neu ausgegebene Aktien beteiligen können. Ein Börsengang ist für kommendes Jahr geplant.

ADC wiederum beteiligt sich zu mindestens 25 Prozent an afrikanischen Unternehmen. Bisher besteht das Portfolio aus vier Beteiligungen: Die Zahlungsverkehrsunternehmen Simtel (Ruanda) und Ivery Payment Technologies (Südafrika), der Wasser-Spezialist Hydrotech Africa (Sub-Sahara) und die Bank Banco Nacional de Guinea Equatorial (Äquatorialguinea).

Geplant ist zudem der Einstieg in einer Bank in Simbabwe, einem Land, das der Diktator Robert Mugabe wirtschaftlich völlig heruntergewirtschaftet hat und das in diesem Jahr Inflationsraten von mehreren hunderttausend Prozent verkraften musste. Da weiß man gar nicht mehr, was man zuerst tun soll: Die Kaltschnäuzigkeit verachten, den Mut bewundern oder über den Leichtsinn den Kopf schütteln.

Als Gegenleistung liefert ADC den Afrikanern Know-how, übernimmt Teile des Managements und bringt die Unternehmen so auf Vordermann. Geschäftsführerin bei Simtel ist Sigrid Bruch, eine Deutsche, die Vorträge nach Jahren im Ausland schon lieber auf Englisch hält. Es fällt ihr leichter. Unterstützt wird sie von einem jungen ehemaligen Investmentbanker, der ebenfalls aus Deutschland kommt.

Nach ein paar Jahren wollen die Deutschen die Beteiligungen mit Gewinn weiter verkaufen. „Vielleicht sogar an die Commerzbank“, witzelt einer der Mitarbeiter. Denkbar sind auch Börsengänge.

Die investierten Beträge sind mit einstelligen Millionenbeträgen vergleichsweise niedrig. Das macht Afrika für Investmentbanken und andere Großinvestoren uninteressant. Die Positionen würden in ihren Milliardenportfolios gar nicht auffallen. Deshalb trifft Angermayer auf ein praktisch unberührtes konkurrenzfreies Investmentspielfeld. Hier kann er bei Erfolg Traumrenditen von 40 Prozent pro Jahr und mehr einfahren und seine Beziehungen zu Staatschefs wie Mugabe und Kagame pflegen.

Letzterer muss sich aber auf der Konferenz zunächst die Frage nach der fehlenden Demokratie in seinem Land gefallen lassen. „Es gibt viele unterschiedliche Ansichten“, entgegnet der Staatschef vage, „auch über Demokratie.“ Und warum es denn keine Opposition gebe, legt der Fragende nach. „Es ist nicht meine Aufgabe, eine Opposition zu schaffen“, kontert der Staatsführer und hat die Lacher auf seiner Seite. Eins zu Null für ihn. „Im kommenden Jahr gibt es wieder Präsidentschaftswahlen. Werden wir da auch andere Kandidaten haben? Ich hoffe es“, redet er weiter und schiebt nach: „Wenn die Menschen einen anderen wollen, werde ich das hundertprozentig akzeptieren. Ich gehe dann auf meine Farm, sehe täglich nach den Kühen und schreibe vielleicht meine Memoiren.“
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