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Müssen vermögende Familien Angst vorm Staat haben?

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DAS INVESTMENT.com: Welche Herausforderungen stellen komplexe Vermögen derzeit an Vermögensberater und Family Offices?

Baus: Natürlich ist Diversifizierung nach wie vor das A und O. Die Frage ist nur: Wie wird diversifiziert? Die Verunsicherung ist momentan groß. Die Schuldenkrise der Industriestaaten und damit die Situation des Euro, der Aufstieg Chinas zur Wirtschaftsgroßmacht, kommt Inflation oder Deflation – es ist alles offen. Bei so vielen Variablen eine Strategie zu entwickeln – das ist eine echte Herausforderung.

DAS INVESTMENT.com: Welche Auswirkungen der derzeitigen Europa-Schuldenkrise erwarten familiengeführte Unternehmen für ihr Vermögen? Wird der Gang in "sichere Drittländer" wie die Schweiz für Familien- und Stiftungsvermögen anhalten?

Baus: Für immer mehr ist das eine Option.

DAS INVESTMENT.com: Konkret: Haben vermögende Familien Angst vor dem Griff der Hand des Staates in die Familienkasse?

Baus: Ja, sicher. Zurzeit wird beispielsweise wieder einmal über eine Sanierung der Staatsfinanzen qua Vermögensabgabe nachgedacht.

DAS INVESTMENT.com: Welche Schnittmengen hat Familie Ley, ehemals Escada, mit der jetzigen Besitzerin und indischen Unternehmerin Megha Mittal aus dem gleichnamigen Stahl-Clan?

Baus: Meines Wissens ist ein Mitglied der Familie Ley im Bietergefecht unterlegen, und hinter ihm stand nicht die Familie, sondern ein Finanzinvestor. Eine Schnittmenge könnte die Unternehmenskultur von Escada sein, wo die Prägung durch die Unternehmerfamilie vielleicht noch nachwirkt. Interessant wird sein, wie Frau Mittal das Unternehmen nun prägen wird.

DAS INVESTMENT.com: Was sind die gravierendsten Unterschiede zwischen deutschen und ausländischen Unternehmen in Familienhand?

Baus: Die Bindungswirkung der Familie ist in Deutschland schwächer als beispielsweise in südeuropäischen Ländern, der Türkei oder Indien. Dort hat die Familie einen sehr viel höheren Stellenwert als bei uns. Für die Stabilität des Familienverbandes hat das eindeutig Vorteile. Bei uns ist die Familienstrategie das Instrument der Wahl, um diese Stabilität zu schaffen.

Info: Kirsten Baus ist Rechtsanwältin. 2002 gründete sie das Kirsten Baus Institut für Familienstrategie, das namhafte Unternehmerfamilien bei der Nachfolgeplanung und in Fragen der Family Governance berät. Ihr Buch "Die Familienstrategie – Wie Familien ihr Unternehmen über Generationen sichern" und zahlreiche Veröffentlichungen weisen sie als Expertin für Familienunternehmen aus. Sie ist Dozentin an der Zeppelin University Friedrichshafen.

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