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Musterdepot-Kommentar Defensives Depot: Die Risiken immer fest im Blick

Treffen Vorbereitungen für Herbststürme und den kommenden Winter: Fondsmanager Frank Fischer und Ole Nielsen (rechts)
Treffen Vorbereitungen für Herbststürme und den kommenden Winter: Fondsmanager Frank Fischer und Ole Nielsen (rechts)
Den aktuellen Stand aller vier Musterdepots sehen Sie hier.

Wenn Ole Nielsen seine gegenwärtige Gemütslage beschreiben soll, zitiert der Manager des Nielsen Global Value gern die Fabel von der Ameise und der Heuschrecke. „Der nächste Winter kommt bestimmt“, warnt er all diejenigen Investoren, die ausschließlich der Marktstimmung folgen und mit dieser Strategie seit Mitte Februar – dem Wendepunkt an den internationalen Aktienmärkten – alles andere als schlecht gefahren sind.

Sein eigenes Portfolio dagegen hat sich in diesem Zeitraum eher bescheiden entwickelt. Am 11. Februar kostete ein Anteil des Nielsen Global Value 192,85 Euro, am 23. August waren es 205,77 Euro. Macht ein Plus von 6,7 Prozent, während der MSCI World um mehr als 20 Prozent zulegen konnte. „Die weiter fallenden, bereits sehr niedrigen Anleiherenditen haben zu einem Investitionsklima geführt, in dem die Risikobeurteilung der Marktteilnehmer außer Kraft gesetzt ist“, kommentiert Nielsen.

Eine für ihn „äußerst frustrierende“ Situation, denn das, was Nielsen an den Börsen sucht, ist dort derzeit kaum zu finden: unterbewertete Qualitätsunternehmen. Und in solchen Phasen schaltet der Däne in seinem Anlageverhalten auf stur. Er kauft nicht, sondern wartet, bis die von ihm favorisierten Unternehmen zu einem akzeptablen Preis zu haben sind. Wobei „akzeptabel“ gleichbedeutend ist mit „mindestens 40 Prozent unter dem inneren Wert“.

Die Konsequenz: Seit Monaten sitzt Nielsen auf vollen Kassen, die Barreserve seines Fonds beträgt annähernd 50 Prozent. Daran hat auch der kurzfristige Schock nach dem überraschenden Brexit-Votum der Briten nichts geändert.

Das ist auf der einen Seite natürlich schade, denn eine etwas bessere Wertentwicklung hätte dem defensiven Musterdepot von DER FONDS durchaus gutgetan. Dort ist der Nielsen Global Value mit einem Anteil von derzeit knapp 12 Prozent vertreten (siehe Tabelle). Auf der anderen Seite gehört der Fonds gerade wegen Nielsens Vorsicht und Konsequenz zu den bevorzugten Bausteinen – und einen seiner Leitsätze für langfristig erfolgreiches Investieren unterschreiben wir bedingungslos: „Liquidität ist dann am wichtigsten, wenn man sie braucht, aber keine hat!“

Defensives Depot: Lediglich der Loys Global L/S liegt im Minus

     
Fonds Datum erste
Aufnahme
Stücke akt. Wert
in Euro
Depot-
Anteil
Gewinn/
Verlust
Acatis ELM Konzept 31.12.2015 57,885 7.115,77 13,9% 1,9%
DWS Concept Kaldemorgen 31.12.2015 53,921 7.212,45 14,1% 3,7%
Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen 31.12.2015 43,573 5.135,95 10,1% 2,6%
Jupiter Dynamic Bond 31.12.2015 449,236 4.168,12 8,2% 4,1%
KR Deutsche Aktien Spezial 31.12.2015 44,481 6.459,93 12,7% 7,3%
Loys Global L/S 31.12.2015 101,670 6.729,20 13,2% -4,0%
Nielsen Global Value 31.12.2015 29,500 6.070,22 11,9% 1,6%
Profitlich Schmidlin Fonds UI 31.12.2015 62,651 8.147,64 16,0% 1,6%
Gesamt-Depot 51.039,28 100,0%
Depot-Start am 31.12.2015 mit 50.000 Euro Gewinn/Verlust seit
01.01.2016
2,1%
Vergleichs-Ergebnisse von fünf repräsentativen Mischfonds, die ein vergleichbares Anlageziel verfolgen
Carmignac Patrimoine 2,7%
Ethna-Aktiv -2,9%
Kapital Plus 2,1%
Nordea Stable Return 7,1%
Starcapital Winbonds Plus 9,0%
Quelle: DER FONDS/Bloomberg/Infos GmbH Investment Fonds Selection
Auswertungstag: 23. August 2016
Quelle: 23. August 2016


Ein Satz, der so auch von Frank Fischer stammen könnte. Denn auch der Manager des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen hält in von ihm als riskant eingeschätzten Marktphasen bevorzugt Cash oder kurzlaufende festverzinsliche Wertpapiere. Derzeit liegt dieser Portfolio-Anteil aber mit knapp 25 Prozent wieder etwas niedriger als noch vor einigen Wochen. Fischer: „Wir sehen die Korrekturgefahr bei vielleicht 5 Prozent. Mehr sollte es nicht sein, denn zu viel Geld lauert derzeit noch an der Seitenlinie. Das will und muss investiert werden.“

Gleichwohl warnt auch Fischer davor, die aktuellen politischen Probleme zu unterschätzen. Als ernste Gefahr wertet er neben den Präsidentschaftswahlen in den USA vor allem die Fliehkräfte, die sich von der Europäischen Union wegbewegen. Diese könnten durch die anstehenden Präsidentschaftswahlen in Österreich und das Verfassungs-Referendum in Italien noch stärker werden. „Vor solchen Ereignissen werden wir uns künftig generell vorsichtiger positionieren und auch nicht zu viel auf Umfragen und ähnliche Indikatoren geben“, schildert Fischer eine seiner Lehren aus dem Brexit-Schock.

Sollte es in den kommenden Monaten wieder ungemütlicher werden an den Börsen, wäre das defensive Depot also mit dem Nielsen Global Value und dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen vergleichsweise gut dagegen gewappnet. Ebenso mit den meisten anderen Bausteinen, denn auch dort steht der Kapitalerhalt an erster Stelle. Konsequenzen ergäben sich möglicherweise für die drei anderen Depots. Doch auch diese haben zu Jahresbeginn gezeigt, dass sie zwischenzeitliche Rückschläge gut wegstecken können. Dort noch ein klein wenig weiter mit den Märkten mitzutanzen, dürfte deshalb nicht schaden. Zumal der lang ersehnte Sommer gerade erst zur Hochform aufläuft.

Den aktuellen Stand aller vier Depots per 13. Juli sehen Sie hier.

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