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Musterdepot-Kommentar vom 1. April 2016 Defensives Depot: Bloß nichts verpassen

Haben im Tief Hochzins-Anleihen nachgekauft: Mischfonds-Manager Klaus Kaldemorgen (links) und Marc Profitlich
Haben im Tief Hochzins-Anleihen nachgekauft: Mischfonds-Manager Klaus Kaldemorgen (links) und Marc Profitlich
Den aktuellen Stand aller vier Musterdepots sehen Sie hier.

An den Februar 2016 denkt Klaus Kaldemorgen nur ungern zurück. „Für unsere Strategie war das ein außerordentlich schwieriger Monat“, sagt der Manager des nach ihm benannten Mischfonds DWS Concept Kaldemorgen.

Das Problem, das Deutschlands wohl bekanntester Fondsmanager mit den meisten seiner Kollegen und Konkurrenten teilte: Weil noch zu Monatsbeginn alle Zeichen auf Sturm standen, galt es vor allem, das Portfolio vor weiteren Verlusten zu schützen. Mit jedem weiteren schwachen Tag wuchs jedoch die Wahrscheinlichkeit einer plötzlichen Gegenbewegung – die Kaldemorgen natürlich nicht verpassen wollte. Keine einfache Aufgabe, zumal ein Großteil des zu Jahresbeginn vorhandenen Risiko-Budgets nach dem schwachen Jahresbeginn bereits aufgebraucht war.

Kaldemorgen hilft sich folgendermaßen: Er reduziert die Aktienquote, hievt dafür aber auf der Rentenseite durch den gleichzeitigen Verkauf von als Kasse-Ersatz dienenden kurzlaufenden US-Staatsanleihen den Anteil an hochverzinsten Unternehmensanleihen auf mehr als 30 Prozent. „In der Spitze wies dieser Teil des Portfolios eine durchschnittliche Rendite von 7,5 Prozent auf“, sagt er rückblickend. So kauft Kaldemorgen beispielsweise Anleihen von Anglo American und Alcoa, die in der anschließenden Erholung innerhalb weniger Wochen um mehr als 15 Prozent im Kurs steigen.

Weil auch die meisten anderen der neu gekauften Hochzins-Papiere und die im Fonds verbliebenen Aktien kräftig zulegten, konnte sich der Anteilspreis des DWS Concept Kaldemorgen in den vergangenen Wochen wieder deutlich erholen. Lag der mittlerweile knapp 4 Milliarden Euro schwere Top-Seller 2016 zeitweise mit mehr als 7 Prozent im Minus, sind es aktuell nur noch 1,4 Prozent.

Eine Entwicklung, die auch dem defensiven Musterdepot von DER FONDS guttat, denn dort ist der DWS Concept Kaldemorgen seit dem Start Ende Dezember 2015 prominent vertreten. Dort konnten auch die anderen der insgesamt acht Bausteine einen großen Teil ihrer jüngsten Verluste aufholen oder sogar leicht zulegen. Deshalb notiert das Depot zum Stichtag 29. März wieder im grünen Bereich, wenn auch nur ganz knapp mit 0,1 Prozent (siehe Tabelle).

Defensives Depot: Die Verluste zu Jahresbeginn vollständig aufgeholt

     
Fonds Datum erste
Aufnahme
Stücke akt. Wert
in Euro
Depot-
Anteil
Gewinn/
Verlust
Acatis ELM Konzept 31.12.2015 57,885 6.929,38 13,9% -0,5%
DWS Concept Kaldemorgen 31.12.2015 53,921 6.906,18 13,8% -1,4%
Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen 31.12.2015 43,573 5.134,64 10,3% 2,2%
Jupiter Dynamic Bond 31.12.2015 449,236 4.017,07 8,0% 0,2%
KR Deutsche Aktien Spezial 31.12.2015 44,481 6.197,94 12,4% 2,8%
Loys Global L/S 31.12.2015 102,252 6.970,51 13,9% -0,4%
Nielsen Global Value 31.12.2015 29,500 5.943,96 11,9% -1,2%
Profitlich Schmidlin Fonds UI 31.12.2015 62,651 7.934,76 15,9% -0,6%
Gesamt-Depot 50.034,44 100,0%
Depot-Start am 31.12.2015 mit 50.000 Euro Gewinn/Verlust seit
01.01.2016
0,1%
Vergleichs-Ergebnisse von fünf repräsentativen Mischfonds, die ein vergleichbares Anlageziel verfolgen
Carmignac Patrimoine -1,6%
Ethna-Aktiv -4,6%
Kapital Plus -0,3%
Nordea Stable Return 4,5%
Starcapital Winbonds Plus 2,0%
Quelle: DER FONDS/Bloomberg/Infos GmbH Investment Fonds Selection
Auswertungstag: 29. März 2016
Quelle: 29. März 2016


Mit zeitweise mehr als 12 Prozent am stärksten ins Minus gerutscht war der Profitlich Schmidlin Fonds UI. Dort kamen im Januar und Februar gleich mehrere Faktoren zusammen. So verloren einige der Top-Ten-Positionen auf der Aktienseite wie die niederländische Flugzeug-Leasing-Gesellschaft Aercap oder der Online-Reifenhändler Delticom überdurchschnittlich an Wert. Am schlimmsten erwischte es jedoch europäische Bankaktien – und mit ihnen einige von diesen Instituten begebene und im Profitlich Schmidlin Fonds UI prominent vertretene Hybridanleihen. Schließlich traf auch das gegenüber dem Euro um fast 10 Prozent schwächere Britische Pfund das Portfolio.

Die beiden Fondsgründer Marc Profitlich und Nicolas Schmidlin reagierten in dieser Situation ganz ähnlich wie DWS-Star Kaldemorgen. Profitlich: „Wir haben die kollektive Panik bei Hybridanleihen von Banken ausgenutzt und insbesondere Tier-1-Anleihen der Deutschen Postbank und der Deutschen Pfandbriefbank nachgekauft.“ Mit Erfolg, denn quasi unmittelbar nach dem Kauf setzte der Sektor auf breiter Front zur Erholung an.

Anders als Kaldemorgen erhöhten Profitlich und Schmidlin auch die Aktienquote – von 41 Prozent Ende Dezember auf über 50 Prozent. Neu ins Portfolio kamen auf diese Weise Burberry, Vivendi, Bolloré Group, Berkshire Hathaway und Zardoya Otis.

Weil seit Mitte Februar neben den dazugekauften Titeln auch die meisten der anderen gehaltenen Aktien kräftig anzogen, liegt der Profitlich Schmidlin Fonds UI per 29. März nur noch mit knapp 2 Prozent im Minus. Die Entscheidung der Redaktion, dort Mitte Februar noch einmal nachzukaufen, war also richtig: Sie verringerte das für 2016 ausgewiesene Minus dieser Depot-Position auf 0,6 Prozent.

Wenig getan hat sich dagegen beim Britischen Pfund, der dritten Quelle der vorübergehenden Underperformance. Ein Effekt, dem Profitlich aber keine allzu große Bedeutung beimisst: „Die betriebswirtschaftliche Abhängigkeit der von uns gehaltenen britischen Unternehmen vom Pfund ist deutlich geringer als es die Umrechnungseffekte vermuten lassen.“ Firmen wie die derzeit größte Aktienposition Regus oder Burberry etwa erzielten den überwiegenden Teil ihrer Erträge außerhalb Großbritanniens. Auch in einem möglichen Austritt Großbritanniens aus der EU sieht Profitlich langfristig keine gravierenden Folgen für die von ihm und seinem Partner gehaltenen britischen Beteiligungen.

Gleichwohl dürften das leidige Thema Brexit und die vom britischen Premier David Cameron für den 23. Juni angesetzte Volksabstimmung dazu die Aktienmärkte in den kommenden Wochen und Monaten in Atem halten. So sieht es zumindest Klaus Kaldemorgen, der von einem weiter sehr nervösen Umfeld ausgeht: „Das lässt – abgesehen von kurzfristigen taktischen Erwägungen – eine Ausweitung der Aktienquote momentan nicht sinnvoll erscheinen.“

Letzteres steht derzeit auch in keinem der insgesamt vier von DER FONDS geführten Musterdepots zur Debatte. Eine Reduzierung allerdings ebenfalls nicht – gerade in lange Zeit zurückgebliebenen Märkten wie Goldminenaktien oder den Schwellenländern wäre die Gefahr groß, durch einen solchen Schritt einen Teil der gerade erst in Gang gekommenen Erholung zu verpassen.

Den aktuellen Stand aller vier Depots per 29. März sehen Sie hier.

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