Musterdepot-Kommentar vom 15. Januar 2016 Trenddepot: Entscheidende Wochen in Buenos Aires und Teheran
Minus 2,0 bis minus 3,7 Prozent – das ist die Bilanz der vier von DER FONDS geführten Musterdepots nach sieben Handelstagen im neuen Jahr (komplette Aufstellung siehe hier). Kein sonderlich erfreulicher Start, doch angesichts der kräftigen Kursverluste an den weltweiten Aktienmärkten hätte es auch schlimmer kommen können. Abgemildert haben die Verluste vor allem Long-Short- und Absolute-Return-Produkte, die in allen Depots als Puffer und Renten-Ersatz dienen.
Mit minus 3,7 Prozent am stärksten getroffen hat es – neben dem Turnaround-Depot – das Ende 2015 in einigen Positionen neu ausgerichtete Trend-Depot (siehe Tabelle unten). Nicht mehr enthalten sind dort etwa der auf Anlagen in der chinesischen Währung Renminbi spezialisierte Allianz Renminbi Currency USD und der Nordea Danish Mortgage Bond, auf der Aktienseite mussten der 4Q-Smart Power und der Aberdeen Indian Equity tendenziell weniger schwankungsanfälligen Bausteinen wie dem Nordea Senior Generations Equity und dem OP Food Platz machen. Zumindest letztgenannter Fonds konnte sich im bisherigen Jahresverlauf – wie auch schon in früheren Marktturbulenzen – mit einem für einen Aktienfonds tolerierbaren Minus von 4,5 Prozent einigermaßen achtbar aus der Affäre ziehen.
Den auf den ersten Blick stärksten Verlust erlitt der Magna New Frontiers von Charlemagne Capital – was allerdings daher rührt, dass dieser von Stefan Böttcher geführte und auf Grenzmärkte wie Vietnam, Saudi-Arabien oder Iran spezialisierte Fonds bereits im Juli 2015 ins Depot aufgenommen wurde und sich den kräftigen Turbulenzen im August ebenso wenig entziehen konnte wie die meisten anderen Aktienfonds. Im laufenden Jahr entwickelt er sich jedoch bislang einigermaßen stabil. Für Böttcher, der seit mehr als 20 Jahren von London aus Schwellenländer-Portfolios managt, keine Überraschung: „Viele Frontier Markets korrelieren nach wie vor nur sehr gering mit den großen Weltbörsen und folgen oft ganz eigenen Entwicklungen.“
Als Beispiel nennt Böttcher Saudi-Arabien. „Nach der Marktöffnung im Juni 2015 war dort das Umfeld zunächst ausgesprochen günstig. Dann jedoch machte Investoren der fallende Ölpreis einen Strich durch die Rechnung.“ Mit der Folge, dass Böttcher den Saudi-Arabien-Anteil seines Fonds in den vergangenen Monaten von in der Spitze fast 15 Prozent auf null heruntergefahren hat.
Eine Abstinenz, die jedoch nicht von Dauer sein muss. „Die führenden Rohstoff-Consulting-Experten bei Wood Mackenzie erwarten stark steigende Ölpreise in der zweiten Jahreshälfte und kalkulieren mit einem Durchschnittspreis von 53 Dollar pro Barrel für das Gesamtjahr 2016“, erzählt Böttcher. Dies würde den Druck auf den saudischen Haushalt entsprechend lindern. Darüber hinaus sei eine mögliche Aufnahme in den Schwellenländer-Index von MSCI weiter ein Thema. „Die nächste Kaufgelegenheit für saudi-arabische Aktien ist deshalb vermutlich nicht mehr allzu weit entfernt“, resümiert er.
In zwei anderen Ländern liegt der Charlemagne-Manager derzeit ebenfalls auf der Lauer: Iran und Argentinien. Weder in Teheran noch in Buenos Aires können Ausländer derzeit direkt an der Börse agieren – was sich aber Böttcher zufolge unter Umständen schon in den nächsten Wochen ändern könnte. Bis es soweit ist, investiert er indirekt über in New York gehandelte ADRs oder – im Falle Irans – durch die Beteiligung an ausländischen Firmen, die von einer erwarteten stärkeren Öffnung des Landes profitieren würden. Als Beispiel nennt Böttcher die Aktie des Kabelfernseh-Anbieters Kuwait Projects, der über eine exklusive Kabel-Lizenz für den Iran verfüge.
Zugekauft hat Böttcher in den vergangenen Wochen auch in Pakistan. Dort reizt ihn vor allem die Aussicht, dass der weltweit führende Indexanbieter MSCI schon in diesem Sommer darüber entscheiden könnte, ob er das Land wieder in den MSCI Emerging Markets aufnimmt. „Fundamental sehen viele pakistanische Aktien ebenfalls gut aus, und die politische Lage in dem mit 200 Millionen Menschen sechstgrößten Land der Erde ist stabiler als selten zuvor“, sagt er. Einen großen Bogen macht Böttcher dagegen weiter um alle afrikanischen Länder südlich der Sahara, insbesondere um Nigeria.
Ein weiterer neuer Baustein im Trend-Depot, der nach 2014 auch 2015 im Konkurrenz-Vergleich hervorragend gelaufene Main First Germany, konnte sich im bisherigen Jahresverlauf nur bedingt von seinem negativen Umfeld absetzen – er verlor seit Ende Dezember 6,4 Prozent. Ein Umstand, den Fondsmanager Olgerd Eichler in erster Linie mit den schwachen Vorgaben aus China in Verbindung bringt. Gleichwohl sieht er sich davon vergleichsweise wenig betroffen: „Da wir uns bei unserer Aktienselektion überwiegend auf den deutschen Mittelstand fokussiert haben, weisen unsere Firmen häufig höhere lokale Umsatzanteile auf als die großen multinationalen Konzerne.“
Darüber hinaus verlässt sich der Main-First-Manager auf die hohe Qualität und die guten Bilanzen der von ihm gehaltenen Unternehmen: „Drei unserer fünf größten Beteiligungen weisen Netto-Kassapositionen auf, sie haben also mehr Geld in der Kasse als Schulden in der Bilanz.“ Dazu gehört zum Beispiel der Münchner Software-Konzern Atoss, dessen Aktienkurs sich 2015 mehr als verdoppeln konnte.
Was fundamental recht beruhigend klingt, schützt natürlich bei einem sich verstärkenden Ausverkauf nicht vor weiteren Verlusten. Dennoch ist der Main First Germany für diesen Fall einer der Bausteine des Trend-Depots, der sich am ehesten für eine Aufstockung anbietet. Noch aber ist es definitiv nicht so weit.
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Mit minus 3,7 Prozent am stärksten getroffen hat es – neben dem Turnaround-Depot – das Ende 2015 in einigen Positionen neu ausgerichtete Trend-Depot (siehe Tabelle unten). Nicht mehr enthalten sind dort etwa der auf Anlagen in der chinesischen Währung Renminbi spezialisierte Allianz Renminbi Currency USD und der Nordea Danish Mortgage Bond, auf der Aktienseite mussten der 4Q-Smart Power und der Aberdeen Indian Equity tendenziell weniger schwankungsanfälligen Bausteinen wie dem Nordea Senior Generations Equity und dem OP Food Platz machen. Zumindest letztgenannter Fonds konnte sich im bisherigen Jahresverlauf – wie auch schon in früheren Marktturbulenzen – mit einem für einen Aktienfonds tolerierbaren Minus von 4,5 Prozent einigermaßen achtbar aus der Affäre ziehen.
Trend-Depot: Die Verluste halten sich in Grenzen
Fonds | Datum erste Aufnahme |
Stücke | akt. Wert in Euro |
Depot- Anteil |
Gewinn/ Verlust |
---|---|---|---|---|---|
Deutsche Floating Rate Notes USD | 21.01.2015 | 47,44 | 8.029,67 | 16,7% | 6,6% |
Lupus Alpha Dividend Champions | 31.12.2015 | 32,123 | 5.585,62 | 11,6% | -6,9% |
Magna New Frontiers | 21.07.2015 | 321,776 | 3.868,72 | 8,0% | -9,6% |
Main First Germany | 31.12.2015 | 22,942 | 3.745,12 | 7,8% | -6,4% |
Nordea Senior Generations Equity | 31.12.2015 | 416,667 | 5.616,67 | 11,7% | -6,4% |
OP Food | 31.12.2015 | 19,264 | 5.727,23 | 11,9% | -4,5% |
Robeco Global Consumer Trends | 31.12.2015 | 38,163 | 5.580,21 | 11,6% | -7,0% |
Sauren Absolute Return | 31.12.2015 | 848,176 | 10.008,48 | 20,8% | 0,1% |
Gesamt-Depot | 48.161,72 | 100,0% | |||
Depot-Start am 01.12.2009 mit 35.363 Euro | Gewinn/Verlust seit | ||||
01.01.2016 | 01.12.2009 | ||||
-3,7% | 36,2% | ||||
Vergleichs-Ergebnisse von fünf repräsentativen Mischfonds, die ein vergleichbares Anlageziel verfolgen | |||||
C-Quadrat Arts Total Return Global AMI | -2,7 | 22,7 | |||
Multi-Invest OP | -6,0 | -4,3 | |||
Smart-Invest Helios AR | -6,3 | 5,8 | |||
Stars Flexibel | -3,2 | - | |||
Veri ETF-Dachfonds | -1,8 | 14,9 | |||
Quelle: DER FONDS/Bloomberg/Infos GmbH Investment Fonds Selection Auswertungstag: 12. Januar 2016 |
Den auf den ersten Blick stärksten Verlust erlitt der Magna New Frontiers von Charlemagne Capital – was allerdings daher rührt, dass dieser von Stefan Böttcher geführte und auf Grenzmärkte wie Vietnam, Saudi-Arabien oder Iran spezialisierte Fonds bereits im Juli 2015 ins Depot aufgenommen wurde und sich den kräftigen Turbulenzen im August ebenso wenig entziehen konnte wie die meisten anderen Aktienfonds. Im laufenden Jahr entwickelt er sich jedoch bislang einigermaßen stabil. Für Böttcher, der seit mehr als 20 Jahren von London aus Schwellenländer-Portfolios managt, keine Überraschung: „Viele Frontier Markets korrelieren nach wie vor nur sehr gering mit den großen Weltbörsen und folgen oft ganz eigenen Entwicklungen.“
Als Beispiel nennt Böttcher Saudi-Arabien. „Nach der Marktöffnung im Juni 2015 war dort das Umfeld zunächst ausgesprochen günstig. Dann jedoch machte Investoren der fallende Ölpreis einen Strich durch die Rechnung.“ Mit der Folge, dass Böttcher den Saudi-Arabien-Anteil seines Fonds in den vergangenen Monaten von in der Spitze fast 15 Prozent auf null heruntergefahren hat.
Eine Abstinenz, die jedoch nicht von Dauer sein muss. „Die führenden Rohstoff-Consulting-Experten bei Wood Mackenzie erwarten stark steigende Ölpreise in der zweiten Jahreshälfte und kalkulieren mit einem Durchschnittspreis von 53 Dollar pro Barrel für das Gesamtjahr 2016“, erzählt Böttcher. Dies würde den Druck auf den saudischen Haushalt entsprechend lindern. Darüber hinaus sei eine mögliche Aufnahme in den Schwellenländer-Index von MSCI weiter ein Thema. „Die nächste Kaufgelegenheit für saudi-arabische Aktien ist deshalb vermutlich nicht mehr allzu weit entfernt“, resümiert er.
In zwei anderen Ländern liegt der Charlemagne-Manager derzeit ebenfalls auf der Lauer: Iran und Argentinien. Weder in Teheran noch in Buenos Aires können Ausländer derzeit direkt an der Börse agieren – was sich aber Böttcher zufolge unter Umständen schon in den nächsten Wochen ändern könnte. Bis es soweit ist, investiert er indirekt über in New York gehandelte ADRs oder – im Falle Irans – durch die Beteiligung an ausländischen Firmen, die von einer erwarteten stärkeren Öffnung des Landes profitieren würden. Als Beispiel nennt Böttcher die Aktie des Kabelfernseh-Anbieters Kuwait Projects, der über eine exklusive Kabel-Lizenz für den Iran verfüge.
Zugekauft hat Böttcher in den vergangenen Wochen auch in Pakistan. Dort reizt ihn vor allem die Aussicht, dass der weltweit führende Indexanbieter MSCI schon in diesem Sommer darüber entscheiden könnte, ob er das Land wieder in den MSCI Emerging Markets aufnimmt. „Fundamental sehen viele pakistanische Aktien ebenfalls gut aus, und die politische Lage in dem mit 200 Millionen Menschen sechstgrößten Land der Erde ist stabiler als selten zuvor“, sagt er. Einen großen Bogen macht Böttcher dagegen weiter um alle afrikanischen Länder südlich der Sahara, insbesondere um Nigeria.
Ein weiterer neuer Baustein im Trend-Depot, der nach 2014 auch 2015 im Konkurrenz-Vergleich hervorragend gelaufene Main First Germany, konnte sich im bisherigen Jahresverlauf nur bedingt von seinem negativen Umfeld absetzen – er verlor seit Ende Dezember 6,4 Prozent. Ein Umstand, den Fondsmanager Olgerd Eichler in erster Linie mit den schwachen Vorgaben aus China in Verbindung bringt. Gleichwohl sieht er sich davon vergleichsweise wenig betroffen: „Da wir uns bei unserer Aktienselektion überwiegend auf den deutschen Mittelstand fokussiert haben, weisen unsere Firmen häufig höhere lokale Umsatzanteile auf als die großen multinationalen Konzerne.“
Darüber hinaus verlässt sich der Main-First-Manager auf die hohe Qualität und die guten Bilanzen der von ihm gehaltenen Unternehmen: „Drei unserer fünf größten Beteiligungen weisen Netto-Kassapositionen auf, sie haben also mehr Geld in der Kasse als Schulden in der Bilanz.“ Dazu gehört zum Beispiel der Münchner Software-Konzern Atoss, dessen Aktienkurs sich 2015 mehr als verdoppeln konnte.
Was fundamental recht beruhigend klingt, schützt natürlich bei einem sich verstärkenden Ausverkauf nicht vor weiteren Verlusten. Dennoch ist der Main First Germany für diesen Fall einer der Bausteine des Trend-Depots, der sich am ehesten für eine Aufstockung anbietet. Noch aber ist es definitiv nicht so weit.
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