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Musterdepot-Kommentar vom 22. Januar 2016 Turnaround-Depot: Positioniert für die Value-Wende

Unterwasser-Ölbohrplattform am Zuckerhut: Auch wenn Brasilien vor schwierigen Zeiten steht – einzelne, sorgfältig ausgewählte Aktien bieten dennoch Chancen. Foto: Getty Images.
Unterwasser-Ölbohrplattform am Zuckerhut: Auch wenn Brasilien vor schwierigen Zeiten steht – einzelne, sorgfältig ausgewählte Aktien bieten dennoch Chancen. Foto: Getty Images.
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Crash oder Korrektur? Zumindest für einen Markt ist die Antwort klar: Der Ölpreis ist innerhalb von 18 Monaten von 115 US-Dollar auf 28 Dollar und damit um 75 Prozent gefallen. Eine gesunde Korrektur einer zuvor etwas heiß gelaufenen Entwicklung sieht anders aus.

Damit verglichen halten sich die Verluste an den Aktienmärkten noch in vergleichsweise engen Grenzen. Was allerdings nicht so bleiben muss – insbesondere dann nicht, wenn der momentan zu beobachtende Gleichlauf zwischen Ölpreis und Aktienmärkten sich weiter fortsetzt.

Bricht sich dagegen die Erkenntnis Bahn, dass ein niedriger Ölpreis unter dem Strich eher positiv als negativ für die Aktienmärkte ist, scheint in den kommenden Monaten auch eine deutliche Erholung der Kurse möglich. Wer in der aktuellen Unsicherheit alle Positionen glattstellt und sich an die Seitenlinie begibt, könnte also durchaus auf dem falschen Fuß erwischt werden. Was also tun?

Vielleicht ist in einem derart emotionsgeladenen Umfeld die Strategie gar nicht so verkehrt, die Gregor Trachsel und Sven Sommer in ihrem Warburg Value Fund schon seit mehr als elf Jahren verfolgen. Die beiden Schweizer kümmern sich nicht im Geringsten um das hektische Auf und Ab der weltweiten Aktienmärkte, sondern konzentrieren sich einzig und allein auf das Aufspüren unterbewerteter Unternehmen nach der Graham-Dodd-Methode. Bislang durchaus erfolgreich: Die durchschnittliche jährliche Rendite seit Auflegung beträgt 9,3 Prozent.

Weil die Ergebnisse des von Trachsel und Sommer betriebenen Anlagestils aber auf Drei- und Fünf-Jahres-Sicht deutlich hinter konkurrierenden Methoden wie dem Kauf von Wachstumsaktien oder dem Abbilden gängiger Indizes zurückbleiben, ist der Warburg Value ein nahezu idealer Kandidat für das Turnaround-Depot. Daran ändert auch nichts, dass er seit Jahresbeginn ähnlich stark unter Druck steht wie vergleichbare globale Aktienfonds.

„Wir sind mit unserem Fonds tendenziell dort, wo es Schwierigkeiten gibt“, kommentiert Co-Manager Sommer die kurzfristig durchaus recht heftigen Schwankungen des Anteilspreises. Ein aktuelles Beispiel ist Brasilien, das schon seit längerem zu den größten Länderpositionen des Warburg Value gehört. Ein anderes Japan: Kurz nach der Reaktor-Katastrophe von Fukushima im Frühjahr 2011 waren 45 Prozent des Fondsvermögens in japanischen Aktien investiert, derzeit sind es immerhin noch knapp 30 Prozent.

Die jüngste Diskussion zum Thema Brasilien erinnert Sommer an die zeitweise extrem düsteren Prognosen für den japanischen oder auch den indischen Aktienmarkt, der 2014 unmittelbar vor dem Wahlsieg des Reform-Premiers Narendra Modi ebenfalls zu einem extrem unbeliebten Aufenthaltsort für globale Investoren zählte. “Damals haben wir uns gefragt, ob die indische Volkswirtschaft in zehn oder 15 Jahren noch existieren wird“, erläutert Sommer. Weil die selbst gegebene Antwort „Ja“ lautete, gehörte zeitweise auch Indien zu den am stärksten gewichteten Länder-Positionen des Warburg Value – mit entsprechend positiven Performance-Beiträgen.

Wann sich der Kauf von in seinem Fonds enthaltenen brasilianischen Titeln wie Celesc, Fibria Celulose oder des weltweit größten Fleischproduzenten JBS auszahlen wird, vermag Sommer nicht zu sagen. Solange die fundamentalen Daten der Unternehmen in Ordnung sind, bleibt er jedoch investiert – und stockt, da nahezu alle derzeit rund 80 Positionen im Portfolio in etwa gleich hoch gewichtet sein sollen, bei Kursrückschlägen weiter auf.

Ein weiteres charakteristisches Merkmal des Warburg Value ist die geringe Umschlagshäufigkeit. Im dritten Quartal 2015 beispielsweise gab es in der Zusammensetzung keinerlei Veränderung, im vierten Quartal tauschten Trachsel und Sommer gerade einmal einen Titel aus. Für den vor einer Übernahme durch den schwedischen Wettbewerber Svenska Cellulosa stehenden US-Papierhersteller Wausau Paper kam ein ähnlich spezialisiertes britisches Unternehmen an Bord, dessen Namen Sommer zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht offenlegen möchte.

In den vergangenen fünf Börsentagen bis einschließlich Dienstag gab das Turnaround-Depot weiter nach, mit einem Minus von 7,0 Prozent seit Jahresbeginn liegen die Verluste aber durchaus auf dem Niveau vergleichbarer Mischfonds (siehe Tabelle).

Turnaround-Depot: Die Verluste halten sich in Grenzen

     
Fonds Datum erste
Aufnahme
Stücke akt. Wert
in Euro
Depot-
Anteil
Gewinn/
Verlust
Aktien Südeuropa UI 31.12.2015 99,767 5.441,30 11,7% -9,3%
Blackrock World Energy 21.01.2015 295,421 3.568,69 7,7% -27,5%
Comgest Growth GEM Prom. Comp. 20.01.2014 445,434 5.331,85 11,5% 5,9%
Falcon Gold Equity 01.08.2011 39,404 5.653,17 12,2% -49,9%
LSF Solar & Sustainable Energy Fund 28.10.2014 53,512 3.262,61 7,0% -12,6%
Nordea Norwegian Kroner Reserve 18.02.2014 396,236 8.000,00 17,2% -10,3%
Sauren Absolute Return 31.12.2015 848,176 9.949,11 21,4% -0,5%
Warburg Value Fund 31.12.2015 39,926 5.289,33 11,4% -6,5%
Gesamt-Depot 46.496,06 100,0%
Depot-Start am 01.12.2009 mit 38.531 Euro Gewinn/Verlust seit
01.01.2016 01.12.2009
-7,0% 20,7%
Vergleichs-Ergebnisse von fünf repräsentativen Mischfonds, die ein vergleichbares Anlageziel verfolgen
Franklin Global Fundamental Strategies -7,5% 69,7%
Max Otte Vermögensbildungsfonds -7,8% -
Prometheus Global Turnaround Trends -4,5% -5,8%
Sentix Fonds 1 0,6% -
Starcapital Huber Strategy 1 -9,5% 26,5%
Quelle: DER FONDS/Bloomberg/Infos GmbH Investment Fonds Selection
Auswertungstag: 19. Januar 2016
Quelle: 19. Januar 2016


Eine konkrete Aussage darüber, wann sich die Underperformance gegenüber dem Trend-Depot wieder auflöst, lässt sich wie im Falle des Warburg Value ebenfalls nur sehr schwer oder gar nicht treffen. Seit Herbst 2015 hat sich die Schere angesichts der anhaltenden Verluste bei Energie- und Goldminenaktien eher noch ein Stück weiter geöffnet – derzeit beträgt der Rückstand 12,3 Prozentpunkte. Veränderungen in der Zusammensetzung oder der Höhe der Aktienquote sind aber zum jetzigen Zeitpunkt ebenso wenig ein Thema wie in den anderen Depots (komplette Aufstellung aller vier Depots siehe hier).

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