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Musterdepot-Kommentar vom 4. März 2016 Defensives Depot: Bloß nicht zu früh bewegen

Noch viel Spielraum für weitere Aktienkäufe: Shareholder-Value-Vorstand Frank Fischer (links) und Ole Nielsen, Gründer von Nielsen Capital Management
Noch viel Spielraum für weitere Aktienkäufe: Shareholder-Value-Vorstand Frank Fischer (links) und Ole Nielsen, Gründer von Nielsen Capital Management
Den aktuellen Stand aller vier Musterdepots sehen Sie hier

Die schwarze Null – für manchen Finanzminister das höchste aller Gefühle – steht 2016 im defensiv ausgerichteten Musterdepot gleich bei zwei Bausteinen. Bei einem dritten Baustein, dem Jupiter Dynamic Bond, ist es immerhin eine rote Null: Zum ursprünglichen Einstandspreis von 4.000 Euro fehlen noch 91 Cent (siehe Tabelle).

Im aktuellen Umfeld ist das kein schlechtes Ergebnis – mag die Gesamt-Bilanz seit Eröffnung des Depots am 31. Dezember mit minus 1,6 Prozent vorerst auch weiter negativ bleiben.

Defensives Depot: Zweimal steht die schwarze Null

     
Fonds Datum erste
Aufnahme
Stücke akt. Wert
in Euro
Depot-
Anteil
Gewinn/
Verlust
Acatis ELM Konzept 31.12.2015 57,885 6.869,18 14,0% -1,9%
DWS Concept Kaldemorgen 31.12.2015 53,921 6.817,21 13,9% -2,6%
Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen 31.12.2015 43,573 5.001,31 10,2% 0,0%
Jupiter Dynamic Bond 31.12.2015 449,236 3.999,09 8,1% 0,0%
KR Deutsche Aktien Spezial 31.12.2015 44,481 6.053,82 12,3% 0,9%
Loys Global L/S 31.12.2015 101,670 6.890,20 14,0% -1,6%
Nielsen Global Value 31.12.2015 29,500 5.846,01 11,9% -2,6%
Profitlich Schmidlin Fonds UI 31.12.2015 62,651 7.704,44 15,7% -3,7%
Gesamt-Depot 49.181,26 100,0%
Depot-Start am 31.12.2015 mit 50.000 Euro Gewinn/Verlust seit
01.01.2016
-1,6%
Vergleichs-Ergebnisse von fünf repräsentativen Mischfonds, die ein vergleichbares Anlageziel verfolgen
Carmignac Patrimoine -0,4%
Ethna-Aktiv -5,1%
Kapital Plus -1,2%
Nordea Stable Return 2,3%
Starcapital Winbonds Plus -0,7%
Quelle: DER FONDS/Bloomberg/Infos GmbH Investment Fonds Selection
Auswertungstag: 1. März 2016
Quelle: 1. März 2016


Am besten schlagen sich kurioserweise zwei Aktienfonds: zum einen der auf Squeeze-Outs und andere Sondersituationen am deutschen Aktienmarkt spezialisierte KR Deutsche Aktien Spezial der Würzburger Vermögensverwaltung Knoesel und Ronge und zum anderen der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen der Shareholder Value Management AG in Frankfurt. Letzterer folgt unter der Regie von Shareholder-Value-Vorstand Frank Fischer ganz ähnlichen Leitlinien wie die im offensiven Musterdepot vertretenen Fonds Acatis Gané Value Event und Value Intelligence AMI – die Erfolgsformeln von Benjamin Graham und Warren Buffett lassen grüßen.

Anders als die Gané-Manager Henrik Muhle und Uwe Rathausky und Value-Intelligence-Gründer Stefan Rehder sucht Fischer allerdings nicht weltweit nach unterbewerteten Unternehmen, sondern beschränkt sich weitgehend auf Europa. Zudem kauft er bevorzugt Nebenwerte und schenkt darüber hinaus dem Thema Behavioral Finance große Beachtung. In der Folge sichert er zeitweise Teile seines Aktien-Portfolios ab, wenn ihm die Stimmung an den Börsen als zu schlecht erscheint, um voll investiert zu sein.

So wie momentan. „Die Konjunkturerwartung und der strategische Ausblick für Aktien sehen weltweit nicht gut aus, deshalb haben wir eher den Fuß auf der Bremse“, sagt Fischer. Derzeit beträgt die Netto-Aktienquote des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen deshalb nur rund 30 Prozent. „Nur wer nicht voll investiert ist, hat die Möglichkeit, bei noch günstigeren Kursen zulangen zu können“, so der Shareholder-Value-Manager weiter.

Vereinzelt zugekauft hat Fischer lediglich in Deutschland, wo er durchaus günstige Einzeltitel findet. Als Beispiele nennt er GFK, Sixt und Gerry Weber. Bei anderen Titeln, die er durchaus gern im Portfolio hätte, bleibt ihm allerdings nichts weiter übrig, als sich in Geduld und Disziplin zu üben, weil der von ihm für einen Einstieg geforderte Kursabschlag auf den wahren Firmenwert von 40 Prozent oder mehr in weiter Ferne liegt. Ein Beispiel sei der italienische Diagnostik-Anbieter Diasorin: „Ein tolles Geschäftsmodell mit einem starken wirtschaftlichen Burggraben, wiederkehrenden Erlösen aus Abo- oder Patent-Erlösen und einer guten Eigner-Struktur. Aber leider zu teuer.“

Ähnlich wie Fischer geht es Ole Nielsen. Auch der Gründer der dänischen Investmentboutique Nielsen Capital Management kauft eine Aktie nur dann, wenn er sie seinen Berechnungen zufolge mindestens 40 Prozent unter Wert bekommt. Ein Marktumfeld, in dem er mit beiden Händen zugreifen konnte, hat der langjährige Nordea- und Sparinvest-Manager seit der Auflage seines eigenen Fonds Nielsen Global Value im Dezember 2008 erst einmal erlebt: im Frühjahr 2009, als die Investitionsquote seines Fonds zeitweise bei über 98 Prozent lag. Seither ist sie mit den Jahren kontinuierlich gesunken und beträgt derzeit knapp 60 Prozent (siehe Grafik).



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Trotz der zwischenzeitlich deutlich zurückgegangenen Kurse übt Nielsen weiter Zurückhaltung. „Wir haben an unserem Portfolio im Januar und Februar nichts verändert“, sagt er. Zwar seien einige Qualitäts-Unternehmen seinen Preisvorstellungen schon näher gekommen, hätten diese aber nicht erreicht. Welche Firmen das sind, behält Nielsen bis auf weiteres für sich.

Somit bleibt es zunächst bei lediglich zwölf Beteiligungen, die überwiegend aus dem Bereich Banken und Versicherungen kommen. Letzteres zeigt allerdings, dass Nielsens Investmentansatz durchaus krisentauglich ist. Während nämlich viele Vertreter aus diesen beiden Branchen seit Jahresbeginn überdurchschnittlich unter die Räder kamen, gab es für die Top-Positionen im Nielsen Global Value bis Anfang März Kurszuwächse: Admiral Group plus 6,1 Prozent, Fairfax Financial Holdings plus 7,9 Prozent, Bank of Greenland 4,0 Prozent, Alleghany plus 0,6 Prozent. Insgesamt verlor der Nielsen Global Value im laufenden Jahr 2,6 Prozent – nicht mehr als der Absolute-Return-Fonds DWS Concept Kaldemorgen und weniger als der defensive Mischfonds Ethna-Aktiv.

Zwar ist das defensive Depot derzeit das erfolgreichste der vier Musterdepots, doch auch die anderen drei können sich mit Verlusten von 1,8 bis 3,5 Prozent seit Jahresbeginn im Konkurrenzvergleich durchaus sehen lassen. Aktuelle Anpassungen sind denn auch nach den jüngsten Zukäufen Mitte Februar erst einmal nicht erforderlich. Den aktuellen Stand aller vier Depots sehen Sie hier, weitere grundsätzliche Informationen zur Strategie hier.

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