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Nach der Trump-Wahl „US-Politik weniger verlässlich und prognostizierbar geworden“

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Das Comeback der Inflation?

Da die USA laut Definition der amerikanischen Notenbank bereits jetzt nahe der Vollbeschäftigung arbeiten, werden Trumps Wachstumsimpulse höhere Löhne und damit verbunden zusätzlichen Inflationsdruck zur Folge haben. Einen ähnlichen Effekt hätte auch die Umsetzung seiner umstrittenen Pläne, den Freihandel einzuschränken.

Zum einen werden mit Zöllen belegte Waren für den amerikanischen Verbraucher teurer, gleichzeitig steigt die Nachfrage nach inländischen Produkten, was sich wiederum beschäftigungsfördernd auswirken würde. Und last but not least hätte auch die Ausweisung ausländischer Arbeitskräfte, sollte sie denn in letzter Konsequenz verwirklicht werden, Auswirkungen auf die Höhe des Arbeitslohns in den unteren Einkommensklassen.

Gestiegene Inflationserwartungen


Mit dem Anstieg der Inflation beziehungsweise der Inflationserwartung bekommt Fed-Chefin Janet Yellen erheblichen Rückenwind für eine Normalisierung der heimischen Geldpolitik. Die US-Zinsen dürften damit schneller und stärker steigen, als dies von Marktbeobachtern vor den Präsidentschaftswahlen erwartet worden war.

Gleichzeitig ist damit zu rechnen, dass die amerikanische Zinskurve noch steiler wird. Die Europäischen Zentralbank und die japanische Notenbank werden ihre lockere Geldpolitik zunächst beibehalten. Dies spricht für einen starken Dollar im Vergleich zu Euro und Yen. 

Grafik: Wallrich Asset Management AG

Dauerhaft wird sich aber auch die Euro-Renditekurve der Zinsentwicklung in den USA nicht vollständig entziehen können, zumindest nicht am langen Ende. So hat sich der Zeithorizont, innerhalb dessen sich die Null- beziehungsweise Negativzinsphase auch hierzulande ihrem Ende entgegenneigen sollte, mit Trumps Wahl sicherlich verringert. Die Rückkehr zu einem „normalen“ Zinszyklus sehen wir in der Eurozone aber auf absehbare Zeit nicht.

Langfristig zunehmende Unsicherheiten

Grundsätzlich handelt es sich bei den hier beschriebenen Szenarien um kurz- bis mittelfristig Effekte, die sich auf den US-amerikanischen und damit indirekt auch die europäischen Aktienmärkte positiv auswirken sollten. Bei Staatsanleihen und anderen Rentenpapieren ist tendenziell dagegen eher mit einer verhaltenen Entwicklung zu rechnen.

Wie sich der Politikwechsel langfristig auswirken wird, lässt sich auch im Hinblick auf Gegenreaktionen anderer Teilnehmer in einer globalisierten Welt nur schwer sagen. Dies gilt umso mehr unter Berücksichtigung der Wechselhaftigkeit des populistischen Milliardärs, der am Ende des Tages natürlich auch Geschäftsmann ist.

Eines dürfte aber klar sein: Verlässlicher und damit besser prognostizierbar werden die amerikanische Politik sowie die daraus resultierenden Einflüsse auf die Weltwirtschaft in keinem Fall werden.

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