LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 5 Minuten

Nach Erholung im 2. Quartal Bantleon: Aktienverluste bis 30 Prozent im zweiten Halbjahr

Seite 2 / 2


Bei den Anleihen ist die Situation weitaus schwieriger. Wegen der ultra-expansiven Politik der EZB sind die Renditen für deutsche Bundesanleihen extrem nach unten verzerrt und damit weit von ihren Zielrenditen entfernt. Angemessen wären derzeit 2,5 bis 3,0 Prozent für 10-jährige Bundesanleihen. Bis zum Jahresende dürften deren Renditen bis auf 0 Prozent fallen, vielleicht sogar ins negative Terrain fallen. Schweizer Eidgenossen der gleichen Laufzeit dürften Ende 2016 bei -0,30 Prozent liegen. Steigen sollten hingegen die Renditen von US-Treasuries: Bis zum Sommer ist wegen der zyklischen Belebung der US-Wirtschaft und moderat anziehender Inflation ein Anstieg Richtung 2,50 Prozent wahrscheinlich.

Eine attraktive Alternative zu klassischen EUR-Nominalanleihen bleiben inflationsindexierte Anleihen. Zum einen resultiert aus dem Ölpreisverfall der vergangenen zwölf Monate ein negativer statistischer Basiseffekt, der die Inflationsraten nach oben treiben sollte. Zum anderen haben sich die eskomptierten Inflationserwartungen zu einer Art Fetisch der Geldpolitik entwickelt, was großes Kurspotential bei inflationsindexierten Anleihen bedeutet. Auch Covered Bonds sind zurzeit attraktiv bewertet. Bei mittleren Laufzeiten beträgt der Aufschlag gegenüber Bundesanleihen rund 30 Basispunkte, bei langen Laufzeiten rund 35 Basispunkte. In den kommenden Monaten sollten die Risikoprämien stabil bleiben oder etwas sinken.

Das hässliche Entlein am EUR-Anleihenmarkt sind seit geraumer Zeit Unternehmensanleihen, weil sie nicht auf der Einkaufsliste der EZB stehen und die globale Konjunktur trübe erscheint. Hinzu kommt die Furcht vor einem kräftigen Anstieg der Zahlungsausfälle bei US-Unternehmensanleihen aus dem Rohstoffsektor, die auf EUR-Unternehmensanleihen abstrahlte. Dennoch sind Unternehmensanleihen aber nach wie vor attraktiv bewertet. Zudem könnte die EZB ihre Anleihenkäufe über kurz oder lang auch auf EUR-Unternehmensanleihen ausdehnen, was den Sektor zusätzlich stützen würde. Im 2. Halbjahr jedoch steht Unternehmensanleihen die nächste Spreadausweitungswelle bevor, die bis an die Höchststände vom Anfang dieses Jahres heranreichen dürfte.

Ebenfalls unter Druck standen zuletzt die Rohstoffmärkte, die 2015 ihr fünftes negatives Jahr in Folge abgeschlossen haben, was aber hauptsächlich dem freien Fall der Rohölpreise geschuldet ist. Beim Ölpreis ist abzusehen, dass die übergeordnete Abwärtsbewegung noch nicht vorüber ist. Die Preise dürften wohl erst dann nachhaltig steigen, wenn sich das Feld der neuen Anbieter lichtet und sich die Fördermengen in Richtung des Verbrauchsniveaus zurückbilden. Einzelne Hinweise dafür gibt es bereits. Bei den Industriemetallen ist die Lage zwar nicht ganz so prekär wie beim Rohöl, dennoch sind die Notierungen seit Ende 2014 auch dort zweistellig gesunken. Hierin spiegelt sich vor allem die rückläufige Nachfrage der chinesischen Schwerindustrie. Hinzu kam die Schwäche im globalen Industriesektor. Insgesamt sehen wir gute Chancen für eine Bodenbildung und anschließende Erholung bei Industriemetallen und anderen zyklischen Rohstoffen.

Auch beim Goldpreis, der zwischenzeitlich fast 50 Prozent unter seinen historischen Höchstständen vom Sommer 2011 notierte, sehen wir Anlass zur Hoffnung auf eine Erholung. Dafür spricht unsere Prognose sinkender Realzinsen von US-Treasuries (die Inflation sollte stärker steigen als die Renditen der Nominalbonds). Dadurch verliert der wichtigste Konkurrent des Goldes erheblich an Attraktivität, was dem Edelmetall eine neue Blütephase bescheren dürfte.

Fazit:
Die Stimmung an den meisten Finanzmärkten ist derzeit deutlich schlechter als die Lage. Fundamental gibt es keine Gründe für eine depressive Stimmung. Dennoch dürften die Finanzmärkte volatil bleiben. Für Anleger gibt es deshalb zwei Optionen: entweder die resignierte Flucht in den Geldmarkt. Oder aber eine Guerillataktik, also der phasenweise Aufbau von Risikopositionen – verbunden mit der Bereitschaft, den Finanzmärkten zwischenzeitlich auch wieder den Rücken zuzukehren.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen