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Aktualisiert am 05.10.2016 - 09:14 Uhrin InstitutionelleLesedauer: 6 Minuten

Nach Marktvorbereitung von Draghi EZB steht unter Handlungszwang

Mario Draghi kann nicht mehr zurück. Volkswirte rechnen einhellig damit, dass die Europäische Zentralbank(EZB) ihre geldpolitischen Impulse in dieser Woche ausweitet - und das nach weniger als der Hälfte der angepeilten Laufzeit ihres 1,1 Billionen Euro schweren Anleihekaufprogramms, ergab eine Umfrage von Bloomberg. Die meisten Ökonomen sagen ein ganzes Bündel an Maßnahmen voraus. Der EZB-Präsident muss nun einen Weg finden, die Erwartungen zu erfüllen. Andernfalls riskiert er eine Gegenreaktion der Investoren, die eine Erholung im Euroraum vereiteln könnte.

Draghi hat die Märkte seit Oktober auf neue Schritte vorbereitet, indem er versicherte, die EZB werde alles Notwendige unternehmen, um die Inflation schnellstmöglich anzukurbeln. Die Anleger wetten nun, dass die Wahrscheinlichkeit einer Senkung des Einlagensatzes bei 100 Prozent liegt. Auch wenn einige Währungshüter Bedenken angemeldet haben, wird der EZB-Rat nun voraussichtlich feststellen, dass nur eine Verringerung des Satzes in Verbindung mit verstärkten Anleihekäufen und womöglich noch nicht bekannten Instrumenten sich als überzeugend genug erweisen wird.


„Die EZB hat den Markt auf ein Maßnahmenpaket vorbereitet und kann sich nicht leisten, weniger zu liefern, sonst werden sich die Konditionen im Finanzbereich wieder verschärfen", sagte Ken Wattret, Chefvolkswirt für den Euroraum-Markt bei BNP Paribas SA in London. Die neuen makroökonomischen Projektionen, die am selben Tag veröffentlicht werden, werden seiner Einschätzung nach „überzeugende Argumente für eine weitere Lockerung liefern".

Der 25-köpfige EZB-Rat tritt am 2. Dezember in Frankfurt zusammen. Seine Entscheidung über die Leitzinsen wird am 3. Dezember um 13.45 Uhr MEZ bekanntgegeben, und Draghi wird 45 Minuten danach seine Pressekonferenz abhalten, auf der weitere Schritte angekündigt werden könnten.

Mehr als drei Viertel der Teilnehmer an der Bloomberg-Umfrage gehen von einer Verringerung des Einlagensatzes von derzeit minus 0,2 Prozent aus. Eine separate Befragung ergab hier im Median einen Satz von minus 0,3 Prozent, wobei sich die niedrigste Prognose auf minus 0,45 Prozent belief. Der als Leitzins fungierende Hauptrefinanzierungssatz wird mit 0,05 Prozent wahrscheinlich unverändert gelassen, ergab die Umfrage.

Anleger preisen die Wahrscheinlichkeit einer Reduzierung des Einlagensatzes um zehn Basispunkte mit 100 Prozent ein, zeigen Berechnungen von Bloomberg auf Basis der EZB-datierten Eonia-Futures. Ein möglicher Schritt um 15 Basispunkte nach unten wird demnach auf 90 Prozent taxiert.

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