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Nach US-Wahl Wende in der Notenbankpolitik gefällig?

Der für viele überraschende Wahlsieg Donald Trumps bei den US-Präsidentschaftswahlen Anfang November hat einen Trend verstärkt, den wir bereits seit Mitte des Jahres beobachten konnten: den Trend hin zu steigenden Zinsen in den USA und Europa. Auf der Agenda des „president elect“ steht ein Konjunkturprogramm in der Größenordnung von rund einer Billion US-Dollar. Genug Geld aus Sicht vieler Anleger, um Wachstum und Inflation in den USA und womöglich anderen Teilen der Welt einzuheizen.

Kein Wunder also, dass die Inflationserwartungen auf beiden Seiten des Atlantiks in der Erwartung einer „Trumpflation“ entsprechend einen deutlichen Satz nach oben gemacht und die langen Zinsen mitgezogen haben. Zehnjährige US-Staatsanleiherenditen notierten im November auf dem höchsten Stand seit einem Jahr.

Während die Euphorie an den Aktienmärkten in den USA weiter anhält und S&P-500- und Dow-Jones-Index von Hoch zu Hoch eilen, währte die freudige Laune in Europa nach dem 8. November nur kurz. Zu groß sind offenbar die Sorgen der Anlegerschar auf dem alten Kontinent hinsichtlich der Abschottungspläne des neuen US-Präsidenten. Weniger Welthandel würde die offenen Volkswirtschaften in Europa ganz besonders hart treffen. Nur zum Vergleich: der Anteil des Handelsvolumens der USA am US-Bruttoinlandsprodukt beträgt gerade einmal 28 Prozent.

In der Eurozone liegt der entsprechende Wert bei stolzen 85 Prozent. Eine beträchtliche Differenz, die die unterschiedliche Aktienmarkt-Performance erklärt. Selbst der schwächere Euro, der sich eigentlich positiv auf Aktien in Europa auswirken sollte, konnte hier nicht helfen. Hinzu kommen Bedenken, dass sich die deutlich höhere Exponiertheit deutscher und anderer europäischer Firmen gegenüber den Schwellenländern unter Trump gewinnschmälernd auswirken könnte.

Italien-Referendum treibt Finanzmärkte um

Der Dezember könnte am kommenden Montag direkt mit einem Paukenschlag beginnen. Sollte sich das italienische Volk in einem Referendum nämlich mehrheitlich gegen die von Regierungschef Matteo Renzi geplante Senatsreform aussprechen, droht dem Land im ungünstigsten Fall erneut ein politisches Chaos. Anders als beim Brexit-Votum und der US-Wahl ist das vermeintlich marktfreundliche Szenario Umfragen zufolge dieses Mal der unwahrscheinliche Fall. Aber was soll man dieser Tage noch von Umfragen halten?

Das aus Marktsicht größte Risiko des Referendums geht davon aus, dass es zeitlich mit einer extremen Schieflage einiger italienischer Banken zusammenfällt. Die notwendigen Kapitalerhöhungen gerade von italienischen Banken aus der zweiten Reihe könnten im Falle eines „No“ im Referendum zu einem Himmelfahrtskommando werden und an den Märkten für heftige Verwerfungen sorgen. Aber auch für den Fall, dass Renzi das Referendum gewinnen sollte, ist die Kuh in Italien nicht vom Eis. Ohne eine Änderung des Wahlgesetzes droht bei den nächsten Wahlen eine absolute Mehrheit der euroskeptischen Fünf-Sterne-Bewegung. Wie auch immer die Regierung in Italien zum Jahreswechsel aussieht, sie steht vor schwierigen Aufgaben.

Vor keiner leichten Aufgabe steht im Dezember auch die Europäische Zentralbank (EZB). Ihr Präsident Mario Draghi dürfte sich mit der erwarteten Verlängerung des Anleiheankaufprogramms schwer tun, hat doch die QE-Opposition im EZB-Rat immer mehr Argumente auf ihrer Seite. Angefangen bei den nachteilhaften Nebenwirkungen der lockeren Geldpolitik bis zu den steigenden Inflationserwartungen, die eine Ausweitung weniger notwendig erscheinen lassen. Am Ende wird die Verlängerung aber wohl doch genehmigt, weil die Risiken eines „Taperings“ dessen Chancen Stand heute doch noch überwiegen.

US-Zinserhöhung im Fokus

Einen anderen Pfad wird aller Voraussicht nach die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) einschlagen. Von 100 Marktteilnehmern rechnen mittlerweile nur noch vier damit, dass Fed-Präsidentin Janet Yellen nicht den Mut besitzen wird, nach dem Dezember 2015 nun vor Jahresultimo erneut die Zinsen in den USA anzuheben. Die Aussicht auf mehr staatliche Ausgaben unter Trump und die tiefenentspannte Marktreaktion auf den Wahlsieg des Republikaners haben die Tür für einen Zinsschritt sperrangelweit geöffnet. Aber selbst, wenn die Fed die Zinsen weiter anhebt, rechnen wir auch über den Dezember hinaus damit, dass Yellen & Co im Zweifel letztlich doch immer zur Vorsicht tendieren werden.

Soll heißen: Gut möglich, dass die US-Notenbank ihre Prognose wahr werden und die Inflation in den USA tatsächlich eine Zeit lang über das Zwei-Prozent-Ziel schießen lässt. Für US-Aktien ist das sicherlich eine sehr gute Nachricht, gibt es für Aktien doch deutliche schlechtere Voraussetzungen als die Kombination aus Inflation und Wachstum. Für europäische Dividendentitel kann es derweil nur noch darum gehen, das Jahr halbwegs versöhnlich und ohne allzu große Verluste abzuschließen – ein „Si“ beim Italien-Referendum am kommenden Sonntag wäre hier hilfreich.

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