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Nach Windreich-Insolvenz So hält man den Markt für Mittelstandsanleihen sauber

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Alternative mit Vorteilen und Risiken

Auch wenn die Kosten für den Emittenten in der Regel deutlich höher liegen als bei klassischen Unternehmenskrediten, so hat diese Refinanzierungsquelle durchaus ihre Vorteile. Denn die Anleihen haben eine feste Laufzeit, so dass für das Unternehmen Planungssicherheit besteht. Des Weiteren ging mit der Finanzmarktkrise ein starker Rückgang der Zinsen am Kapitalmarkt einher.

Vor allem private Anleger, die auf der Suche nach einem höheren Ertrag die Risiken an anderen Märkten wie den Aktienbörsen scheuten, waren daher die Hauptnachfrager der zumeist mit einem geringen Volumen begebenen Bonds. Ein weiterer Vorteil für Unternehmen sind zudem die relativ geringen und damit kostengünstigen Publizitätspflichten und sonstigen Auflagen bei der Begebung solcher Schuldverschreibungen.

Wie sich heute zeigt, ist dies gleichsam ein wesentlicher Faktor für die jüngsten Rückschläge am Mittelstandsmarkt. Dass bei einer Investition in Anleihen aus diesem Segment jedoch nicht nur attraktive Renditen winken, sondern auch erhebliche Risiken lauern, mussten Investoren insbesondere in diesem Jahr schmerzhaft erleben.

Nachdem in den Jahren 2011 und 2012 nur wenige Gesellschaften in Schwierigkeiten gerieten, ist im laufenden Jahr die Anzahl notleidender Emissionen auf einen Rekordstand geklettert. Vor allem Emittenten aus dem Bereich der erneuerbaren Energien können ihre Zinsen nicht mehr aufbringen oder gingen in Konkurs.

5 Maßnahmen zur Etablierung von Mittelstandsanleihen

Wie geht es mit den Mittelstandsbonds in Zukunft weiter und welche Maßnahmen sind erforderlich, um diesen Bereich des deutschen Kapitalmarktes erfolgreich weiter zu entwickeln und dauerhaft zu stärken?

Unserer Überzeugung nach hat das junge Bondsegment gute Chancen, sich sowohl bei privaten Investoren, aber auch zusehends bei professionellen Anlegern zu etablieren. Denn jedes neue Marktsegment hat zunächst seine Kinderkrankheiten zu überwinden, um sich zu einer etablierten Anlageklasse zu entwickeln. Hierzu ist aus heutiger Sicht sowohl der regulatorische Rahmen als auch das Verhalten der Marktakteure einer kritischen Prüfung zu unterziehen.

Ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen, sind unserer Erfahrung nach folgende Maßnahmen erforderlich: Erstens sind bei der Vorbereitung der Emission erheblich verbesserte Prüfprozesse der Rating-Agenturen und Emissionshäuser essentiell. Wie einige der jüngsten „Schadensfälle“ eindeutig belegen, hätte eine strengere Überprüfung der Kennzahlen der Gesellschaften, deren Jahresabschlüsse und Geschäftsmodelle einschließlich der bereitgestellten Sicherheiten Schlimmeres verhindern können.

Die Einführung von Mindeststandards für die Prüfung der Kapitalmarktfähigkeit eines Unternehmens ist daher eine unserer zentralen Forderungen. Diese sollten einerseits den zumeist kapitalmarktunerfahrenen Unternehmen eine höhere Flexibilität bieten als zum Beispiel börsennotierten Gesellschaften. Anderseits muss der Schutz der Gläubiger aber so ausgestaltet sein, dass sich der Investor ein klares Bild über die tatsächliche Situation des Unternehmens machen kann und auch hinreichend über die zugrunde liegenden Fundamentaldaten informiert ist.

Der in diesem Jahr feststellbare Trend zu Emissionen mit einem geringen Volumen und von Unternehmen mit einem schlechteren Rating geht jedenfalls in die falsche Richtung. Weniger Mittelstandsanleihen mit besserem Rating und einem niedrigeren Kupon sind die eindeutig bessere Alternative im aktuellen Umfeld.
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