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Zinswende light „Gute Wirtschaftsjahre bleiben ungenutzt“

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Der zweite Grund ist der anhaltend fallende Trend der Kerninflation seit 1983. So scheinen die Finanzmarktakteure keinen nachhaltigen Anstieg der Kerninflation zu erwarten, sondern sehen eher das Risiko, dass die Kerninflation im nächsten Abschwung schnell wieder fallen könnte. Hintergrund ist, dass sich seit der Finanzmarktkrise viele Parallelen mit Japan gezeigt haben, wo bisher weder die Deflation hinreichend erklärt, geschweige denn erfolgreich beendet werden konnte.

Zuletzt zeigten einige US-Konjunkturindikatoren, dass der Inflationsdruck gestiegen ist. Daher dürfte sich der Fokus vor allem auf die Preiskomponente des ISM-Index und auf die Lohnentwicklung richten. Interessanterweise scheint sich der Inflationsdruck jedoch nur sehr langsam aufzubauen, sodass auch im April nicht mit einem nennenswerten Inflationsanstieg zu rechnen ist. Damit lässt sich aber auch nicht ausschließen, dass die Inflation zu einem späteren Zeitpunkt merklich überschießen könnte, da vom langsamen Exit der Fed und der sehr expansiven US-Fiskalpolitik die Nachfrage der Gesamtwirtschaft in den kommenden Quartalen stark stimuliert werden könnte.

Eurozone: Gute Zeiten werden nicht genutzt

Auch wenn das Wirtschaftswachstum der Eurozone im ersten Quartal enttäuschen dürfte, bestehen nach wie vor gute Chancen, dass es in diesem Jahr etwa 2,0 Prozent erreichen kann. Damit dürften unter anderem die Einkaufsmanagerindizes der Industrie und des Dienstleistungssektors im Einklang stehen.  

2014 wuchs die Wirtschaft in der Eurozone um 1,3 Prozent, was einen Rückgang der Arbeitslosenquote von etwa 0,6 Prozentpunkten zur Folge hatte. Seit 2015 verzeichnet die Wirtschaft in der Eurozone ein Wachstum von rund 2,0 Prozent, und der Rückgang der Arbeitslosenquote beschleunigte sich seitdem auf etwa 1 Prozentpunkt pro Jahr. Im Dezember 2017 lag die Arbeitslosenquote bei 8,6 Prozent. Vor diesem Hintergrund dürfte sie bis auf 7,6 Prozent im Dezember 2018 sinken. Selbst in den Boom-Jahren bis 2001 fiel die Arbeitslosenquote in der Eurozone im Februar 2001 nur bis auf 8,4 Prozent.

Die wirtschaftlich guten Zeiten sollten eigentlich dafür genutzt werden, sich wieder auf die nächste Rezession vorzubereiten. Die Staatsverschuldung in der Eurozone ist bisher jedoch nur sehr moderat von 91,9 Prozent des Bip im Jahr 2014 auf 86,7 Prozent des Bip im Jahr 2017 gefallen. Noch 2007 lag die Staatsverschuldung bei 65 Prozent des Bip.

Autor Edgar Walk ist Chefvolkswirt bei Metzler Asset Management in Frankfurt.

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