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Natixis-Vertriebschef Jörg Knaf „Diesen administrativen Aufwand werden kleine Berater kaum stemmen können“

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Würden Sie Ihr Haus als Nettoprofiteur der Niedrigzins-Phase betrachten?

Knaf: Die größten Profiteure der Niedrigzinsphase, gemessen an den Assets-Under-Management, sind Häuser mit einem großen Aktienanteil, die von der Wertsteigerung seit 2009 profitieren. Anleihen sind dagegen weniger stark gestiegen. Aber gemessen an den Netto-Zuflüssen, sind wir in der Tat einer der Profiteure mit einem ausgedehnten Angebot an Anleihen, von ABS zu EMD, und von Bank Loans zu High-Yield und Govies. Aber unser Streben im Rahmen des Durable Portfolio Concepts, kurz DPC, unseren Alternatives-Bereich kontinuierlich auszubauen, um unkorrelierte Lösungen anzubieten, hat uns am meisten gestärkt.  Mit DPC bieten wir unseren Anlegern die Möglichkeit, ihr Portfolio auf Herz und Nieren zu prüfen.

Quo vadis Aktienfonds: Der oft unter dem Titel „Große Rotation“ vorhergesagte starke Shift von Anleihen in Aktien ist bisher ausgeblieben. Warum ist das so?

Knaf: Das liegt zum Großteil an den Interventionen der Zentralbanken am Marktgeschehen. Die Bilanzen, damit sind die Geldanlagen der Zentralbanken gemeint, haben sich seit Beginn der Krise bei der US-amerikanischen Fed auf 4,4 Billionen US-Dollar verfünffacht.  Davon wird über die Hälfte in Treasuries gehalten, ein Großteil des Restes in MBS.  Bei der EZB sieht es nicht viel besser aus.  Insgesamt haben Zentralbanken weltweit seit 2008 ihre Bilanzsumme in etwa vervierfacht.  Oder, anders formuliert, die Zentralbanken haben den Anleihenmarkt leergefegt und damit den Preis künstlich nach oben und die Renditen nach unten getrieben, während sie gleichzeitig den Leitzins Richtung Null steuerten. Fallende Zinsen wiederum treiben die Aktien an.

Ist der Sturm auf Aktienfonds nur verschoben?

Knaf: Der Sturm auf Aktienfonds fand, laut BVI, letztes Jahr statt.  In 2015 verbuchten Aktienfonds mit deutscher Provenienz fast 12 Milliarden Euro Zuflüsse. In 2016 flossen bis Ende August 1,2 Milliarden Euro ab.

Nicht einmal 15 Prozent der Deutschen im Alter von über 14 Jahren besitzen Aktien oder Aktienfonds. Worauf führen Sie das zurück? Und was muss geschehen, um diesen Zustand zu ändern?

Knaf: Zum einen liegt es an der mangelnden Risikobereitschaft der Deutschen, das Unwissen über Aktien und die Lobbyarbeit der Asset Manager. Man kann der Risikobereitschaft entgegenwirken, indem man versucht, die Emotion aus der Anlageentscheidung herauszunehmen. Das kann man erreichen, wenn man Menschen klar macht, dass eine Aktienanlage eine Beteiligung an den Gewinnen einer Firma ist. Eine Aktienanlage ist kein Glücksspiel. Man ist Eigentümer, Besitzer dieses Unternehmens. Das fängt aber schon zu Hause an, wird in der Schule fortgeführt und im Studium vollendet. Der Deutsche muss sich mehr mit diesem Thema auseinandersetzten und er muss einen Berater finden, der seine Bedürfnisse versteht und mit dem er langfristig eine Investmentstrategie gestaltet, die ihn über die Jahre begleitet. 

Was die Lobbyarbeit betrifft, gilt es knallhart steuerliche Anreize zu setzen.  Anleger sollten für ihr Engagement nicht bestraft werden. Sie bieten Unternehmen Kapital, was übrigens schon mal besteuert wurde, kümmern sich um ihre Altersvorsorge auf eigenes Risiko. Und da sie nicht alleine auf die staatliche Rente angewiesen sind, entlasten sie den Staat und somit gleichzeitig zukünftige Generationen. Je früher junge Menschen anfangen in Fonds zu investieren, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch sie den Staat nicht zu sehr belasten.

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