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Natixis-Vertriebschef Jörg Knaf „Diesen administrativen Aufwand werden kleine Berater kaum stemmen können“

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Welchem Ihrer Vertriebskanäle –Bankberater oder IFAs – trauen Sie eher zu, das Potenzial von Robo-Advisors für sich zu nutzen und hierüber ihren Fondsabsatz zu steigern?

Knaf: Den Banken, weil ihnen die Mittel dafür eher bereit stehen.  Sie haben mehr Ressourcen als der IFA und es ist eine logische Konsequenz aus dem Rückbau des Filialnetzes.  Wie sonst wollen die Banken den Filialen- und Beraterschwund auffangen?  Aber auch hier sehe ich Chancen für den IFA. Der Robo-Advisor ist immerhin ein Algorithmus, und dieser kann unmöglich die emotionale Komponente einer Beratung ersetzen. Vertrauen zu einer Maschine aufzubauen ist mir unvorstellbar.

Wo sehen Sie die größten Risiken für ein rückläufiges Fondsgeschäft in den kommenden ein bis zwei Jahren?

Knaf: Bei den übergroßen Mischfonds, die ihre Kapazitäten überschritten haben, bei den ETFs, deren Performance zunehmend vom Index abweicht, und bei den ausländischen Anbietern, die nichts Neues zu bieten haben.

Einige Marktteilnehmer bezeichnen Robo-Advisor als den Fonds-Vertriebsweg der Zukunft, als digitale Antwort auf die vertrieblichen Herausforderungen in der Fondsbranche, die 95 Prozent der Bevölkerung den Weg zur privaten Vermögensbildung öffnen wird. Würden Sie sich der These anschließen?

Knaf: Nein, nicht gemessen an der Masse – und vor allem nicht da, wo das Vermögen angesiedelt ist. Bei jungen, Internet-affinen Menschen wird es am Anfang ihres Vermögensaufbaus vielleicht die Mehrheit sein. Sobald ihr Portfolio wächst und komplexer wird, sollten auch sie sich lieber an einen Profi wenden. Wir beobachten den Robo-Advisor-Trend aber sehr genau.

Wie beurteilen Sie die bisherigen Anlageergebnisse von deutschen Robo-Advisors?

Knaf: Mir ist aufgefallen, dass sie sehr teuer sind.  Gemessen an dem, was ein Vermögensverwalter für seine Beratung vereinnahmt, erscheint mir die Gebührenstruktur der Robo-Advisors als überzogen. Abgesehen davon, dass hier eher Mathematiker und Programmierer als Finanzexperten unterwegs sind. Ich möchte keinen damit vor den Kopf stoßen, aber viele Start-ups versprechen, neue Wege zu gehen. Es entsteht meistens nur ein neuer Vertriebskanal, der vor allem auf Kostenreduzierung setzt und nicht die erwartete Innovation liefert. 

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