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Ex-Citigroup-Manager: Cheftochter bringt Mitarbeiterinnen mehr Geld

Quelle: Fotolia
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Wenn es um die Gleichberechtigung geht, gilt Dänemark als Musterland. Die Familienpolitik zielt auf die Gleichheit der Geschlechter ab, die außerhäusliche Kinderbetreuung ist sehr gut ausgebaut, berufstätige Mütter sind der Normalfall.

Von einer Geschlechtergerechtigkeit ist das skandinavische Land aber trotzdem noch weit entfernt. Denn auch in Dänemark bekommen Frauen bei gleicher Qualifikation für gleiche Arbeit weniger Geld als Männer.

Soziale und psychologische Faktoren schuld an der Ungerechtigkeit

Eine politische Absicht kann nicht dahinter stecken, überlegte sich David Ross, Assistenz-Professor an der Columbia Business School und ehemaliger Partner und Vize-Präsident bei Citigroup Investment Banking. Denn die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist ein erklärtes Ziel der dänischen Regierung. „Dann müssen soziale und psychologische Faktoren für die Gehälterkluft verantwortlich sein“, folgerte der Wissenschaftler.

Welche sozialen und psychologischen Faktoren das sind, fand Ross zusammen mit Kollegen Michael Dahl von der Universität Aalborg in Dänemark und Cristian Dezsö von der University of Maryland heraus. Die Forscher untersuchten die Gehälter der Mitarbeiter vor und nachdem der Vorstandschef Vater wurde. Unternehmen aus stark regulierten Branchen, die meist tarifgebunden sind, sowie Firmen mit einer Vorstandschefin schlossen sie von der Untersuchung aus. Auch sehr kleine Betriebe konnten nicht berücksichtigt werden, da für sie nicht genügend Daten vorlagen.

Väter erstgeborener Töchter am großzügigsten

Das spektakuläre Ergebnis: Kurz nach der Geburt der ersten Tochter des Vorstandsvorsitzenden stiegen die Gehälter weiblicher Angestellten im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen. Damit verringerte sich die Gehaltslücke zwischen den Geschlechtern. Die Geburt eines Sohnes hingegen hatte keine Auswirkungen auf die Gehaltsunterschiede.

Den größten Einfluss der Vaterschaft auf die Gehälterstruktur stellten die Forscher fest, wenn die erste Tochter gleichzeitig das erstgeborene Kind des Vorstandschefs war: Dadurch verringerten sich die Differenzen zwischen Männer- und Frauengehältern um 3 Prozent. Hatte der Firmenchef schon einen oder mehrere Söhne, bevor er seine erste Tochter bekam, näherten sich die Gehälter einander immerhin um fast 1 Prozent an. Besonders stark waren die Auswirkungen in Firmen, die nicht mehr als 50 Mitarbeiter beschäftigten.

Eine Erklärung wäre für Ross die gestiegene Empathie-Fähigkeit der Mädchen-Väter gegenüber seinen Mitarbeiterinnen. „Wenn ein Top-Manager Vater einer Tochter wird, sieht er die die Frauen mit anderen Augen und wird sich der frauenspezifischen Probleme eher bewusst“, vermutet Ross. Schließlich könnten diese Schwierigkeiten später ja auch seine geliebte Tochter treffen.

Für diesen Erklärungsansatz spricht auch ein weiteres Studienergebnis: Denn der Einfluss der Geburt einer Tochter auf die Gehälterstruktur zeigte sich besonders stark bei gut ausgebildeten und hoch qualifizierten Fachkräften. „Das ist ein Zeichen für eine stellvertretende Identifikation“, sagt Ross. Denn die meisten Vorstände haben eine höhere formale Bildung als der Rest der Bevölkerung. Fast alle von ihnen haben mindestens einen Hochschulabschluss – und das erwarten sie auch von ihren Kindern. „In der Situation der gut ausgebildeten weiblichen Angestellten sehen die Top-Manager vermutlich das zukünftige Schicksal der eigenen Tochter“, erklärt Ross.

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