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Spendenfonds und Selbstversorgung: Griechen suchen Wege aus der Krise

Bedürftige Griechen in Athen mit kostenlosen Gemüsekartons: Mit ihrer Aktion werben die Bauern aus Kreta für einheimische Lebensmittel. Quelle: AFP/Getty Images
Bedürftige Griechen in Athen mit kostenlosen Gemüsekartons: Mit ihrer Aktion werben die Bauern aus Kreta für einheimische Lebensmittel. Quelle: AFP/Getty Images
Die Schuldenkrise scheint den Patriotismus der Griechen wiedererweckt zu haben. Wie die Bauernvereinigungen und Verbraucherverbände übereinstimmend berichten, stieg in den vergangenen Monaten die Nachfrage nach heimischen Lebensmitteln. Das dürfte unter anderem den spektakulären Aktionen der Landwirte zu verdanken sein. So bringen einige Bauern – beispielsweise aus Kreta – ihre Produkte nach Athen, um sie kostenlos an Bedürftige zu verteilen. Damit zeigen sie nicht nur soziales Engagement, sondern werben für einheimische Lebensmittel – und entwickeln nebenbei lukrative Geschäftsideen.

Die Idee einer kostenlosen Essensverteilung, die sogenannte Kartoffelbewegung, entstand bereits Ende 2011. Als die Gewinnspanne der Gemüsebauern so weit gesunken war, dass sich ein Verkauf kaum noch lohnte, verteilten sie am Weißen Turm, dem Wahrzeichen von Thessaloniki, kostenlos Kartoffeln. Die Nachfrage war groß. Das brachte die Bauern auf die Idee für ein neues Verkaufskonzept. Sie bieten ihre Lebensmittel im Internet an und warten auf die Reservierungen von Kunden. Wenn genügend Bestellungen aus einem Ort beisammen sind, bringen sie die Waren und verkaufen sie direkt vom Lastwagen. So können sie die Zwischenhändler ausschalten und damit ihre Margen deutlich erhöhen. Man habe so 120 Tonnen Olivenöl, 110 Tonnen Mehl, 67 Tonnen Reis, 275 Tonnen Kartoffeln und 24 Tonnen Zwiebeln verkauft, berichtet Elias Tsolakidis, einer der Initiatoren der Kartoffelbewegung, im Gespräch mit „Spiegel online“.

Schuldenfrei für 3.000 Euro

Tsolakidis‘ Landsmann Peter Nomikos setzt hingegen direkt bei den Staatsschulden an. Mit „Greece Debt Free" gründete der Reederei-Erbe eine Wohltätigkeitsorganisation, die Griechenland von seinen Schulden freikaufen will. Dafür kauft der 33-Jährige griechische Staatsanleihen, die derzeit mit großen Abschlägen gehandelt werden. Wenn er genug Papiere beisammen habe, werde er seinem Heimatland diese Schulden auf einen Schlag erlassen, erklärt der Grieche.

Um sein Vorhaben umsetzen zu können bietet Nomikos seine Landsleute um Spenden – und gibt auch deren Höhe an. Statistisch stehe jeder Grieche mit rund 25.000 Euro in der Kreide. Griechische Staatsanleihen mit einem Nominalwert von einem Euro sind derzeit für 12 Cent erhältlich. Daher könne sich jeder Grieche für gerade einmal 3.000 Euro von seinem Anteil an den Staatsschulden freikaufen, rechnet der Princeton-Absolvent vor. Er selbst hat nach eigenen Angaben rund 30 Familienmitglieder freigekauft. Auch einige seiner reichen Freunde und Geschäftspartner zeigten sich großzügig.

Besonderes Vertrauen in die Behörden seines Heimatlandes scheint der reiche Grieche indes nicht zu haben. Denn der Sitz seiner Stiftung ist nicht in Griechenland, sondern im US-Bundesstaat Delaware. „In Griechenland könnte ich nicht sicher sein, dass das Geld unberührt bliebe“, erklärt Nomikos gegenüber „Spiegel online“. Darüber hinaus setze er auf die wohlhabende griechische Diaspora in den Vereinigten Staaten, die die Spenden an eine karitative Organisation in den USA von der Steuer absetzen könne.

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