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Spekulationen um El-Erian-Nachfolger Andrew Balls neuer Co-Chef bei Pimco?

Andrew Balls
Andrew Balls
Er könnte ein öffentliches Gesicht von Pacific Investment Management Co. (Pimco) werden: Andrew Balls. Er wurde vom Ex-Journalisten zu einem der Vize-Manager von Bill Gross. Sein Weg führte über Oxford und Harvard, mit einem Stopp bei Stanley Fischer.

Sein älterer Bruder Ed dürfte der nächste Finanzminister Großbritanniens werden - und zwar dann, wenn die Labour-Partei bei den kommenden Wahlen gewinnt.

Zwei der größten Fonds, die der 40-jährige Andrew Balls bei Pimco - einer Tochter des deutschen Versicherungskonzerns Allianz SE - verwaltet, konnten in den vergangenen drei Jahren mehr als 90 Prozent ähnlicher Fonds schlagen.
Balls glaubt, dass die Europäische Zentralbank sich innerhalb eines Jahres für eine quantitative Lockerung entscheiden dürfte, indem sie Unternehmensanleihen aufkauft. Er sieht nach den jüngsten Turbulenzen in Schwellenländermärkten auch Chancen, besonders bei Anleihen aus Mexiko und bei einigen Bonds von Brasilien in der Landeswährung. “Ich glaube, dass wir die europäische Schuldenkrise als Team gut gemeistert haben”, sagt Balls in einem Interview mit Bloomberg News in London.

Balls gehört zu einer neuen Generation von Top-Managern bei Pimco. Die Fondsgesellschaft mit einem Anlagevolumen von 1,9 Billionen Dollar ist gerade dabei, ihre Führung umzubauen, nachdem Ex-Vorstandschef Mohamed El-Erian im Januar seinen Rücktritt erklärt hatte. Dieser hatte sich zudem gemeinsam mit Gross die Rolle des Co-Investmentchefs bei Pimco geteilt.

Noch im Januar entschied sich Gross dafür, Balls zum Vize- Investmentchef aufsteigen zu lassen - neben Dan Ivascyn, Mark Kiesel, Virginie Maisonneuve, Scott Mather und Mihir Worah. Es war der größte Management-Umbau, den die Fondsgesellschaft in ihrer Geschichte vollzogen hat.

Balls muß nun dabei helfen, das Vertrauen in Pimco wieder herzustellen. Zum einen hatte der wichtigste Fonds zuletzt einen Rekordabfluss an Anlagegeldern verzeichnen müssen. Zum anderen soll sich das Unternehmen auch jenseits klassischer US- Staatsanleihefonds positionieren, weil sich die seit 30 Jahren anhaltende Rally bei Festverzinslichen ihrem Ende zuneigt.

Geboren wurde Balls im englischen Norwich. Noch heute ist er Fan des Fußballklubs Norwich City. Er wuchs in Nottingham auf, wo sein Vater Professor für Zellbiologie war. Balls studierte in Oxford und an der Harvard Universität.

“Ich war schon immer sehr interessiert an Volkswirtschaft, Märkten, Politik - und arbeitete deshalb bei einer Zeitung, und nicht, weil ich vor allem Journalist sein wollte”, erklärt er. Während seiner Zeit bei der “Financial Times” schrieb er nebenbei Reden für Fischer, damals Vice Chairman bei der US-Bank Citigroup Inc. Der Ex-Gouverneur der israelischen Notenbank wartet derzeit darauf, im Amt als Vice Chairman der Federal Reserve bestätigt zu werden.

Als Journalist sprach Ball oft beruflich mit El-Erian und Pimco-Volkswirt Paul McCulley. Eines Tages fragten sie ihn, ob er Lust habe, bei Pimco an Bord zu kommen. Er solle auf dem Weg zu einem Feiertagstreffen mit seiner Familie mal vorbeikommen und “ein paar Leute treffen” - für einen möglichen Job in der Zentrale von Pimco im kalifornischen Newport Beach. Das war 2005. Er nahm das Angebot an, brachte neun Stunden an Interviews mit 15 Leuten hinter sich und startete wenig später seine neue Karriere als Stratege bei Pimco.

Im April 2008 wurde Balls Vermögensverwalter - fünf Monate vor dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers Holdings Inc. Balls sagt, die Pleite habe einen großen Einfluss auf seine Herangehensweise bei der späteren Euro-Schuldenkrise gehabt. “Falls ein Land, eine Zentralbank, eine Regierung und ein Bankensystem ein Ereignis wie dieses nicht verhindern können, dann wird sehr deutlich, dass 17 Länder Koordinierungsprobleme bei einer ganz anderen Größenordnung haben werden”, erklärt Balls.

Anfang 2009 verkauften er und seine Kollegen nahezu alle europäischen Staatsanleihen - bevor im Oktober Griechenland sein riesiges Haushaltsloch offenbarte, was als Auslöser der europäischen Schuldenkrise gilt.

Balls will sich nicht zum Abgang von El-Erian äußern. Doch Investoren könnten Kontinuität dabei erwarten, wie Pimco mit Kundengeldern umgehe. “Mohamed hatte eine sehr wichtige Rolle. Aber man muss bedenken, dass Pimco eine echte Tiefe an Talenten hat”, sagt er in dem Interview weiter. “Bill hat indes ein unglaubliches Geschick dafür, komplexe Dinge zu durchschauen und sich auf Schlüsselfaktoren zu konzentrieren, die bei Investmentausblick und Strategie wichtig sind.”

Der Fonds-Marktforscher Morningstar Inc. ist da anderer Meinung. Er senkte am 18. März die Führungsnote für Pimco von “B” auf “C” und begründete dies unter anderem mit dem höheren Grad an Unsicherheit mit Blick auf die jüngsten Personalveränderungen bei Pimco. Die Bestnote ist “A”, und “F” die schlechteste.

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