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High-Yield-Anleihen Auf findige Anleger warten attraktive Renditen

Gershon Distenfeld, Director of High-Yield Debt bei AB
Gershon Distenfeld, Director of High-Yield Debt bei AB
Seit 1984 gab es nur fünf Kalenderjahre, die US-Hochzinsanleihen mit einer negativen Performance beendeten. Auf ein Minusjahr folgte stets ein Jahr mit positivem Ertrag. Von 1998 bis 2015 sanken die Kurse von US-High-Yields neunmal über fünf Prozent, gemessen von der Spitze bis zum Tiefpunkt. Im Schnitt brauchten sie vier Monate, um ihren Verlust wieder gutzumachen. Die längste Erholungsphase war 2009. Damals legte der Markt nach dem starken Einbruch in der Finanzkrise in nur acht Monaten um 55 Prozent zu.

Diese Zahlen sollten sich Investoren aktuell ins Gedächtnis rufen, denn im Mai 2015 hat sich der Hochzins-Anleihenmarkt wieder in eine Abschwungphase begeben. Die Erfahrung der Vergangenheit zeigt jedoch, dass nicht die Volatilität, die auch künftig anhalten dürfte, die größte Gefahr für Investoren ist. Wirklich riskant ist es unseres Erachtens dagegen, sich ganz aus dem Markt zu verabschieden – und somit die meist sehr intensive Erholungsphase zu verpassen. Seit Jahresanfang haben Hochzinsanleihen zwar schon einiges an verlorenem Terrain gut gemacht. Der Aufschwung ebbt jedoch noch längst nicht ab, die Erholung steht vielmehr erst am Anfang.

Rentable Kurse fernab des Energie- und Rohstoffsektors

Abgesehen von einer potenziellen schnellen Erholung hat die aktuelle Situation unserer Ansicht nach nichts mit der Finanzkrise 2008 gemein. Eine Wiederholung eines solchen Szenarios, welches einige Marktteilnehmer befürchten, sehen wir nicht. Vielmehr erinnert die jetzige Lage an 2002. Damals, nach dem Platzen der Dotcom-Blase, konnten viele Telekommunikationsunternehmen ihre Anleihen nicht mehr bedienen und zurückzahlen. Darunter hat der gesamte High-Yield-Markt gelitten.

Die heutigen Telekommunikationsunternehmen sind Öl- und Gas- sowie Minen- und Metallgesellschaften. Als die Rohstoffpreise noch höher waren, haben sich diese Unternehmen in hohem Maße über die Kapitalmärkte verschuldet. Als die Preise dann fielen, sanken die Margen und Projekte wurden unprofitabel. Das erhöhte Risiko dieser Anleihen bekommt auch diesmal der gesamte Markt zu spüren. Und wie damals öffnen die gefallenen Preise die Türen für hohe künftige Erträge. Wer sich nach 2002 von den Telekommunikationsunternehmen fernhielt, hat in der Erholung gut verdient. Analog dazu halten wir die Kurse von High Yields fernab des Energie- und Rohstoffsektors für so attraktiv wie seit Jahren nicht mehr.

Für Investoren, die nach den Kursrückgängen 2008, 2011 und 2013 einfach blind den breiten Markt gekauft haben und damit allgemein gut gefahren sind, funktioniert passives Investieren über einen ETF unserer Überzeugung nach diesmal nicht. Energie- und Rohstoffunternehmen haben sich in den vergangenen Jahren in den USA, dem wichtigsten High-Yield-Markt, zum Indexschwergewicht entwickelt. Wir erwarten, dass diese Sektoren in den nächsten Jahren für einen Großteil der Zahlungsausfälle verantwortlich sein werden. Eine nüchterne Analyse und gezielte Anleihenauswahl sind daher die Grundlagen für den Anlageerfolg.

Steigende Erträge trotz zunehmender Ausfallrate

Insgesamt dürften die Ausfälle in den kommenden Jahren steigen – allerdings bei weitem nicht so stark wie 2008. Seit Jahren liegen sie unter dem Durchschnitt. Mittlerweile ist der Markt zum Teil aber, vor allem in den USA, in einer späteren Phase des Kreditzyklus angelangt. Hier sind Insolvenzen durchaus verbreitet. Das ist unserer Meinung nach allerdings noch lange kein Grund, den High-Yield-Markt zu meiden. Denn wenn die Ausfälle steigen, nehmen auch die Erträge zu – vorausgesetzt man ist in den richtigen Anleihen investiert.

In den vergangenen beiden Jahrzehnten folgte auf einen Anstieg in der Ausfallstatistik üblicherweise ein starker Performance-Sprung. Die Gründe hierfür sind zum Teil in der Anlegerpsychologie auszumachen. Meist sind Ausfälle nicht gleichmäßig über Regionen und Sektoren gestreut, abgestraft wird aber zunächst der ganze Markt. Die Konsequenz: Viele solide Anleihen handeln zu sehr attraktiven Preisen. Ein globaler Ansatz mit einer breiten Streuung über Regionen und Sektoren, die sich in unterschiedlichen Phasen des Kreditzyklus befinden, erhöht die Anlagechancen und mischt unterschiedliche Kreditrisiken. Um die Volatilität im Portfolio zu begrenzen und attraktive Renditen zu erzielen, bevorzugen wir zurzeit kurzlaufende Qualitätsanleihen.

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