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LGT-Experte über die Währunsgabwertung in der Schweiz: „Der Chart wird in den nächsten Wochen langweilig aussehen“

Alex Durrer
Alex Durrer
DAS INVESTMENT.com: Heute kündigte die Schweizer Nationalbank (SNB) an, einen Mindestkurs für den Schweizer Franken im Vergleich zum Euro festzulegen. Eine gute Entscheidung?

Alex Durrer: Ja und nein, ich sehe das durchaus auch skeptisch. Mit ihrer starken Währung hat die Schweiz das, wofür andere Zentralbanken kämpfen – die Währungsstabilität – und sie macht es selbst teilweise kaputt. Damit sind die Eidgenossen die Opfer ihres Erfolgs in der Stabilitätspolitik geworden. Wer weiß, damit könnte es mit dem Schweizer Franken als sicherem Hafen für Anleger vorbei sein.

DAS INVESTMENT.com: Ist die Abwertung denn so gravierend?

Durrer: Darum geht es nicht. Der Wechselkurs von 1,20 Franken für einen Euro ist unproblematisch. Das Problem ist eher, dass es wohl langfristig nicht bei 1,20 bleiben wird. Schließlich gibt es sogar Forderungen nach einem Wechselkurs von 1,40 zu 1. Sie sind allerdings politisch gefärbt und kommen hauptsächlich vom linken Flügel. Doch da die SNB bereits einen ersten Schritt weg von ihrer Stabilitätspolitik getan hat, ist es sehr wahrscheinlich, dass weitere folgen werden. Irgendwann wird der Wechselkurs bei 1,25 bis 1,30 Franken für einen Euro liegen.

DAS INVESTMENT.com: Sie glauben also, dass weitere Maßnahmen folgen werden?

Durrer: Ja. Im dritten Absatz der Pressemitteilung steht schließlich, dass der Schweizer Franken auch mit 1,20 zu 1 noch zu hoch bewertet ist und sich weiter abschwächen sollte. Auf natürliche Art und Weise kann das nicht geschehen. Daher sehe ich diesen Satz als eine Absichtserklärung der SNB, zu gegebener Zeit das Wechselkursziel nachzuziehen. Nur wenn die Eurobonds tatsächlich kommen sollten, könnte ich mir vorstellen, dass die SNB von einer erneuten Abwertung des Franken absehen würde.

DAS INVESTMENT.com: Nun kommt also das Inflationsgespenst auch in die Schweiz?

Durrer: Im Moment kämpft die Schweiz eher mit dem Deflationsgespenst. Ich glaube nicht, dass dort demnächst europäische Verhältnisse einkehren werden. Kurzfristig sowieso nicht, denn die Geldpolitik wirkt ja nicht über Nacht. Langfristig rechne ich mit einem Inflationsanstieg von maximal 1 Prozent. Im nächsten halben Jahr könnte er so um die 0,5 Prozent ausmachen.