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Griechenland-Pleite: Einfach nur menschlich

Die Abstimmung, ob die Griechen nun pleitegehen wollen oder nicht ist vom Tisch – an den Tatsachen hat sich dennoch nichts geändert. Die Krise offenbart, dass sich die Hellenen in den letzten 50 Jahren etwas vorgemacht haben. Warum aber hat keine griechische Regierung den Mut gehabt, Wahrheiten offen anzusprechen und notwendige Reformen einzuleiten? Warum machen Regierungen und Firmenlenker überall auf der Welt ähnliche Fehler.  Dieses Verhalten ist einfach nur menschlich. Aber man kann es auch besser machen.

Die Antwort ist simpel und doch kaum zu verstehen. Wie wir als Einzelpersonen erkennen, was richtig und was falsch ist, so müssen auch ganze Gesellschaften verstehen lernen, wann der Zeitpunkt für eine notwendige Veränderung gekommen ist. Kein „Weiter so“ hilft den Griechen mehr weiter, kein „Aussitzen“ von Problemen oder die Anwendung von finanztechnischen Tricks, um die eigene Wirtschaftsbilanz zu schönen und wie schon geschehen, mit bewusst falschen Zahlen die Maastricht-Kriterien zu erfüllen.

Doch warum haben sich die Griechen ihre Realität so geschönt, ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit überschätzt und sogar gelogen, um vor den anderen EU-Staaten nicht als Versager da zu stehen? Die Antwort liegt im psychologischen Bereich.  Viele Staaten der Euro-Zone betreiben immer noch die gleichen geographischen Wachstumsstrategien - statt intelligent zu wachsen. Es werden innovative Industrien und Dienstleistungsbranchen vernachlässigt und die politisch Verantwortliche, die auf Zeit gewählt sind, schauen eher auf die nächste Wahl als auf eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, die neue Märkte und Branchen intelligent erobert.

Ist dies alles eine Folge des Hangs zum Beharren? Ja und Nein – denn der Wunsch, alles so zu lassen wie es war, gilt auch für Staaten, aber der globale Wettbewerb zwingt sie zur Anpassung und hier ist auch das eigentliche griechische Dilemma zu finden.

Duldungsstarre schützt vor Enttäuschungen

Denn der Wunsch nach Veränderung als Folge des globalen Wettbewerbsdruckes ist schnell ausgesprochen, aber die richtigen Maßnahmen hierzu einzuleiten scheitert oft genug an der Duldungsstarre vieler Entscheider – ein Relikt unserer Vorfahren. Vielmehr werden Absichten  geäußert: eine sparsamere Haushaltsführung oder weniger Abhängigkeit von einzelnen Branchen oder mehr Kraft zu Innovationen. Leider werden diese Absichten nicht selten wieder vergessen oder als doch nicht notwendig angesehen. Absichten leben aber vom Moment der Entscheidung und damit von der positiven Motivation, jetzt und zwar jetzt sofort etwas zu tun. Die Zeit der Tatenlosigkeit vergräbt unsere Absichten im Sumpf der unerledigten Wünsche und damit Enttäuschungen – und auch das ist ein Schutzmechanismus unseres Verstandes. Stellen sie sich nur einmal vor, sie würden sich jeden Tag mit der Qual aller nicht erledigten Aufgaben und Herausforderungen beschäftigen müssen – nur das Vergessen schafft für uns die Chance der Entspannung und den Freiraum für Neues.
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