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Hüfner: "Wenn Frankreich ins Straucheln gerät, kommt die Eurokrise in eine ganz andere Dimension"

Martin Hüfner, Chefvolkswirt bei Assénagon.
Martin Hüfner, Chefvolkswirt bei Assénagon.
Frankreich hat sich in der Eurokrise bisher erstaunlich gut gehalten. Es gehört in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit, aber auch der Märkte bisher immer noch eher zu den Rettern, als zu den zu Rettenden. Das ist gut so. Denn wenn ein Land von der Größe und dem Gewicht Frankreichs ins Straucheln gerät, kommt die Eurokrise
in ganz andere Dimensionen.

Jetzt aber scheint das Bild Risse zu bekommen. In dieser Woche empfahl Louis Gallois, der frühere Chef der EADS, seinem Land eine "Schocktherapie" mit einer erheblichen Senkung der Lohnnebenkosten. Gleichzeitig warnte der Internationale Währungsfonds, Paris könne das gleiche Schicksal wie Italien und Spanien erleiden, wenn es nicht drastische Maßnahmen zur Lösung seiner wirtschafts- und finanzpolitischen Probleme ergreife. Müssen wir im Hinblick auf das Land umdenken?

Von den reinen Zahlen her gesehen, steht Frankreich derzeit zwar nicht viel besser da als Italien und Spanien. Es ist aber bei weitem nicht so schlecht, wie es diese Länder waren, als die Krise begann.

Frankreich hat 2012 ein Haushaltsdefizit von 4,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, mehr als Italien (2,9 Prozent), aber nicht so viel wie Spanien (8,0 Prozent). Bei der Gesamtverschuldung liegt es mit 90 Prozent der Wirtschaftsleistung höher als Spanien (86 Prozent), aber deutlich besser als Italien (126 Prozent).

Das gesamtwirtschaftliche Wachstum ist niedrig. In Frankreich gibt es in diesem Jahr Stagnation. Italien und Spanien haben eine schwere Rezession. Das führt zu einer drückenden Arbeitslosigkeit, am schlimmsten in Spanien (25,8 Prozent), beträchtlich aber auch in Frankreich und Italien (jeweils 11 Prozent).

Die Leistungsbilanz ist im Minus. Der Fehlbetrag beträgt in Frankreich 2,2 Prozent des BIP, etwas mehr als in Italien (1,2 Prozent), etwas weniger als in Spanien (2,4 Prozent).

Die Arbeitskosten steigen. Seit Beginn der Eurokrise haben sie sich in Frankreich um 7 Prozent erhöht. In Italien und Spanien war die Zunahme etwas geringer (4,0 Prozent beziehungsweise 3,8 Prozent).

Die Immobilienpreise in Frankreich sind hoch. Es gibt aber keine so ausgeprägte Blase wie in Spanien.

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