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„Aktien und Immobilien unterscheiden sich nicht gravierend voneinander“

Thomas Schüßler, Manager des DWS Top Dividende
Thomas Schüßler, Manager des DWS Top Dividende
DAS INVESTMENT: Bei Ihrem Streben nach Sicherheit und der Suche nach Alternativen zu Staatsanleihen scheinen die Deutschen vor allem bei Gold und Immobilien fündig zu werden – zumindest streben viele Leute in diese Anlageklassen hinein. Eine weise Entscheidung?

Thomas Schüßler:
Bei Gold würde ich Ihrer Beobachtung widersprechen. Gold ist zwar heute eher in Mode als früher, aber ich glaube nicht, dass viele Deutsche Gold besitzen. Bei Immobilien ist das anders. Dabei kann ich durchaus nachvollziehen, warum viele Deutsche jetzt Immobilien kaufen. Der Sachwertcharakter ist interessant vor dem Hintergrund, dass wir in ein paar Jahren vielleicht eine höhere Inflation haben werden. Nur sollte man meines Erachtens nicht sein ganzes Geld nehmen und ein Haus davon kaufen. Anleger sollten breit diversifizieren. Dann gehören auch Aktien als Sachwertanlage ins Portfolio. Aktien und Immobilien unterscheiden sich nicht so gravierend voneinander, wie viele denken.

Inwiefern?

Schüßler:
Beide profitieren von der Inflation. Bei Immobilien steigt der Wert, bei Aktien die Gewinne der Unternehmen und über die Zeit damit auch die Aktienkurse. Sie haben hier also eine Art Sicherung drin, die Sie bei Anleihen nicht haben. Da müssen Sie warten, bis eine Anleihe mit einem höheren Kupon rauskommt. Wenn die Zentralbanken die Zinsen aber künstlich niedrig halten wie im Moment, können Sie lange warten.

Rechnen Sie mit einer höheren Inflation in der nächsten Zeit?

Schüßler:
In den kommenden ein, zwei Jahren eher nicht. Das Geld kommt im Moment nicht in der Wirtschaft an. Wenn allerdings dauerhaft so viel Geld gedruckt wird wie jetzt, könnte dies irgendwann auch einen Effekt haben. Dann kann es sehr schnell nach oben gehen.

Welche Vorzüge haben dividendenstarke Aktien?

Schüßler:
Neben dem Inflationsschutz, über den wir gerade gesprochen haben, liegt der Hauptvorteil in der Dividendenzahlung. Sie ist wie ein Zins. In der Vergangenheit lagen Dividendenrenditen immer unter dem Zins am Anleihemarkt. Wir sprechen von einem Verhältnis von 4 bis 5 Prozent bei Anleihen zu 3 Prozent bei Dividendenrenditen. Jetzt ist es andersherum: Sie bekommen bei Staatsanleihen einen Zins von 1,5 Prozent, während die Dividendenrendite von Aktien bei 3 bis 4 Prozent liegt. Dividendenaktien sind derzeit also günstiger als Anleihen, auch als Firmenanleihen. Dort erhalten Sie auch nur noch 2 bis 3 Prozent auf eine solide Anleihe.

Worauf kommt es Ihnen bei der Titelauswahl an?

Schüßler:
Ich schaue mir die Dividendenhistorie an – wie lange zahlt die Firma schon Dividenden, hat sie die Dividende regelmäßig erhöht, welche Bedeutung misst die Unternehmensführung der Dividendenzahlung zu, versucht sie, auch in schlechten Zeiten eine Dividende zu zahlen? Danach beleuchten wir das Geschäftsmodell. Es gibt Geschäftsmodelle, die auch in schlechten Zeiten Dividendenauszahlungen erlauben, zum Beispiel Konsumaktien oder Tabakwerte. Verbraucher kaufen auch in Krisenzeiten die Produkte dieser Unternehmen. Essen müssen Menschen ja zum Beispiel trotzdem, auch wenn die Welt sich in einer Rezession befindet.


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