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Die richtigen Schlüsse aus der weltweiten Entschuldung ziehen

Christian Gritzka
Christian Gritzka
Christian Gritzka ist Senior-Portfoliomanager bei der Knapp-Voith Vermögensverwaltung in Hamburg

Über kurz oder lang müssen nicht nur Länder wie Griechenland oder Spanien, sondern auch Staaten wie die USA, Frankreich und Deutschland ihre Verbindlichkeiten im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukts (BIP) deutlich senken.

Der Prozess der globalen Entschuldung ist bereits in Gang gesetzt worden – und das nicht nur durch Schuldenschnitte. So haben die amerikanischen Haushalte ihre Schulden seit dem Jahr 2008 bereits um über 1.000 Milliarden US-Dollar (765 Milliarden Euro) verringert, und die US-Regierung hat für die kommenden Jahre zum Teil drastische Ausgabenkürzungen beschlossen.

Auch die deutsche Politik strebt für die Zukunft einen ausgeglichenen Haushalt an, die Aufnahme zusätzlicher Schulden soll vermieden werden.

Schulden weginflationieren

Doch dies ist nur eine Seite der Medaille. Eine weitere Entschuldungsmöglichkeit für Staaten stellt die sogenannte finanzielle Repression dar. Dies bedeutet, dass der Staat Zinsen zahlt, die unter der Inflationsrate liegen – dadurch sinkt der reale Wert der Schulden.

So konnten beispielsweise die USA ihre Schulden nach dem zweiten Weltkrieg durch finanzielle Repression von 122 Prozent des BIP-Wertes auf unter 40 Prozent senken, ohne tatsächlich Schulden tilgen zu müssen.

Dies findet auch aktuell wieder statt, denn nach Abzug der Inflationsrate verliert ein Investor bei US-Staatsanleihen aktuell 1,5 Prozent pro Jahr, bei deutschen Staatsanleihen liegt das Minus bei 1,2 Prozent pro Jahr, bei französischen Staatsanleihen bei jährlich 0,75 Prozent.

Staatsanleihen


Dieses Vorgehen ist für Politiker sehr attraktiv. Es bieten ihnen die Möglichkeit, die Schulden zu verringern, ohne ihren Wählern drastische Einschnitte bei den Staatsausgaben zumuten zu müssen. Es ist daher davon auszugehen, dass seitens der Politik ein großes Interesse daran besteht, die Zinssätze weiterhin auf diesem extrem niedrigen Niveau zu halten.

Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass Staatsanleihen weiterhin eine unattraktive Anlagemöglichkeit bleiben werden.

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