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Weltmarken: Die Frühstücks-Direktoren

Vermeintliche Vielfalt: Eine riesige Zahl verschiedener Marken gehört einer Handvoll Großkonzerne (Grafik: convergencealimentaire.info)
Vermeintliche Vielfalt: Eine riesige Zahl verschiedener Marken gehört einer Handvoll Großkonzerne (Grafik: convergencealimentaire.info)
Zwei Manager, zwei bezeichnende Vorgänge. Die eine: Cynthia Carroll, Ex- Chefin des britischen Bergbauers Anglo American. Anfang 2009 streicht sie die Dividende. Aus Vorsicht. Der Gewinn ist um ein Prozent gesunken, der Preistrend für Rohstoffe zeigt nach unten. Da muss man was tun. Carroll versucht, die aufgebrachten Aktionäre zu beruhigen: „Wir brauchen jetzt andere Aktionäre mit Visionen.“ Und mit Stehvermögen. Inzwischen hat Zyanid-Cynthia (O-Ton „Grist Magazine“) das Unternehmen verlassen.

Der andere: Dominic Caruso, Finanzchef von Konsumgütergigant Johnson & Johnson. Er sagt 2007 zu M&G-Fondsmanager Stuart Rhodes: „Zu Beginn jedes Geschäftsjahres erhöhen wir immer zuerst einmal die Dividende.“ Das begrenze die Geldverschwendung im Unternehmen. Was Rhodes auf die Idee bringt, einen Fonds für Aktien mit besonders stetiger Dividendenpolitik aufzulegen. Der M&G Global Dividend ist heute ein Bestseller.

Was Supermarktkunden nervt...


Wenn es um Unternehmen mit stetigem Umsatzwachstum, Gewinnwachstum und dann eben auch Dividendenwachstum geht, rückt derzeit immer wieder eine bestimmte Gruppe von Konsumaktien in den Mittelpunkt des Interesses. Es sind Unternehmen, die sich durch starkes Management und schlaue Übernahmen Imperien aus Marken zusammengebaut haben (siehe Grafik oben). Hierfür drängt sich bereits der Wirtschaftsbegriff Oligopol auf – wenige Unternehmen teilen sich einen Markt untereinander auf. Ein Blick in die Regale einer Rossmann- oder Edeka- Filiale bestätigt das.


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Doch das ist eben auch ein Argument, das für solche Aktien spricht: Die Unternehmen haben derart starke Marken, dass sie an der Preisschraube drehen können, ohne große Umsatzeinbußen fürchten zu müssen. Preismacht nennt man das. Supermarktkunden nervt sie, fürs jährliche, stetige Firmenwachstum bildet sie geradezu das Fundament.

Zahlreiche Vermögensverwalter wissen das zu schätzen. Gut bekannt ist etwa die langjährige Romanze zwischen Nestlé und Bert Flossbach, Manager des FVS Multiple Opportunities. Er sieht Aktien von erstklassigen Unternehmen im Hinblick auf die Dividende als Alternative zu niedrig verzinsten Anlagen.

Hinzu kommt, dass solche Unternehmen in schwierigen Zeiten Schutz versprechen. In den 60er und 70er Jahren erledigten das die „Nifty Fifty“, zu denen so starke Marken wie Coca-Cola, McDonald’s oder Gillette gehörten. Auch M&G-Manager Rhodes bezeichnet derartige Qualitätstitel als Rückgrat seines Fonds. Ihm geht es weniger um die Höhe der Dividende als vielmehr darum, dass sie stetig steigt.

Keine einzige Dividende ist ausgefallen

Und damit können die aktuellen Konsum-Könige dienen. In den vergangenen zehn Jahren hat keiner von ihnen eine Dividende ausfallen lassen. Alle haben sie gesteigert. Einzige Ausnahme ist Mondelez, das bis 2012 noch Kraft Foods hieß. Das hängt damit zusammen, dass Mondelez sein Nordamerika-Geschäft abspaltete und als Kraft Foods Group an die Börse brachte. Damit sank für den Rest des Unternehmens die Dividende.

Die Kehrseite des Einkaufs-Chips ist allerdings, dass die Aktien mittlerweile stattliche Bewertungen erreicht haben. Die Kurs-Gewinn- und Kurs-Buchwert-Verhältnisse sind bereits happig hoch (Grafik unten). Sicherlich kann es noch weitergehen, wie es die Nifty Fifty damals mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen von über 50 vormachten.

Doch zuletzt zeigen die Kurse Schwäche, auch weil sie schon zu Krisenzeiten gut liefen. Value- Investoren fassen sie schon nicht mehr an. So hatte Fondsmanager Norman Boersma Nestlé, Unilever und Procter & Gamble im Portfolio des Templeton Growth. Nun sind sie ihm zu teuer. Ein Manager wie Hans van de Weg vom ING Invest Europe Opportunities ist so- gar generell nur auf den Wühltischen der Börse unterwegs. Er kauft nur ausgebombte Aktien zu Niedrigstpreisen. Und dazu gehören Nestlé und Co nun wirklich nicht mehr.


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