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"Anleger sollten auf der Hut sein"

Thomas Buckard, Vorstand der Michael Pintarelli Finanzdienstleistungen
Thomas Buckard, Vorstand der Michael Pintarelli Finanzdienstleistungen
Seit über vier Jahren liegt der Leitzins in den USA auf einem Rekordtief zwischen null und 0,25 Prozent zum Leidwesen aller, die auf kontinuierliche Erträge angewiesen sind wie Versicherungen, Pensionskassen und  Stiftungen, um nur einige große Anlegergruppen zu nennen.

Der scheidende Fed-Vorsitzende Ben Bernanke hat angekündigt, dass eine Zinsanhebung erst dann anstünde, wenn die Arbeitslosenquote von derzeit noch über sieben Prozent deutlich unter 6,5 Prozent gefallen ist.

Doch bevor es zu einer Erhöhung des Leitzinses kommt, steht das so genannte "tapering" an: Das Zurückschrauben des monatlichen Wertpapierankaufprogramms von derzeit über 85 Milliarden US-Dollar.

Im Sommer hatte bereits eine diesbezügliche Ankündigung eine deutliche Korrektur an den Finanzmärkten ausgelöst. Daraufhin wurde eine Rolle rückwärts vollzogen und auch von der Nachfolgerin Bernankes, Janet Yellen, eine Fortsetzung der Geldschwämme in Aussicht gestellt. Trotz der quasi Null-Zins-Politik ist die Stimulanz des Wachstums gering, auch der Inflationsdruck scheint bisher nicht vorhanden zu sein.

Doch birgt die aktuelle Entwicklung unseres Erachtens mehrere Gefahren:

•    Die Abkoppelung der Finanzmärkte von der realwirtschaftlichen Entwicklung führt zu Übertreibungen und Fehl-Allokation von Kapital. Nicht nur beim Blick auf Börsengänge wie zum Beispiel Twitter, sondern auch auf die wieder sprießenden Emissionen von strukturierten Konstruktionen im Bereich der Credits, kann dem kritischen Beobachter Angst und Bange werden. Für uns sind dies ganz eindeutig Zeichen von Preisverzerrungen und Blasenbildung.

•    Viel Geld fließt aktuell nur deshalb in Aktien, da die Alternativen im Festgeld- und Rentenbereich nicht gegeben sind. Das bedeutet aber auch, dass dieses Geld genauso schnell wieder abgezogen wird, wenn die Zinsen wieder attraktiver werden.

•    Bei einem Tapering  kann das zu massiven Preiskorrekturen führen. Da der Köcher der Zentralbanken schon fast leer ist, stehen diesen bei der nächsten Krise kaum noch Instrumente zur Bekämpfung  zur Verfügung. Je länger die Notenbanken die Märkte mit ihren „Drogen“ in Trance versetzen, umso heftiger und schmerzhafter werden die Folgen des Entzugs sein, der irgendwann einmal kommen muss.

Somit lautet unser Rat für die kommenden Monate: Anleger sollten auf der Hut sein und sich nicht von den Prognosen immer weiter steigender Aktienmärkte einlullen lassen. Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht. Das Tapering kommt früher oder später, und vor allem im letzteren Fall werden die Auswirkungen schmerzhaft sein - gleichermaßen für Anleihen (vor allem langlaufende und illiquide), Aktien und auch Immobilien. Auch die Finanzmärkte der Emerging Markets werden deutliche Mittelabflüsse und damit einhergehend deutliche  Korrekturen sowohl bei den Anleihe- und Aktienkursen wie auch in den Währungsrelationen zu beklagen haben.

Dann hilft eigentlich nur Liquidität, von der bereits jetzt einiges aufgebaut werden sollte. Und die dann wieder bei den aufkommenden Opportunitäten im Umfeld negativer Übertreibungen sinnhaft investiert werden kann.

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