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Bantleon-Kommentar Schizophrene Finanzmärkte – 2015 ist Besserung in Sicht

Harald Preißler, Chefvolkswirt und Leiter Anlagemanagement des Anleihemanagers Bantleon
Harald Preißler, Chefvolkswirt und Leiter Anlagemanagement des Anleihemanagers Bantleon
Größer könnten die Unterschiede in der geldpolitischen Ausgangslage zu Beginn des Jahres 2015 kaum sein: Auf der einen Seite bereitet die US-Notenbank die Finanzmärkte seit Monaten auf die im Jahresverlauf anstehende Leitzinswende vor – die letzte Zinserhöhung liegt immerhin acht Jahre zurück! Auf der anderen Seite bestehen keine Zweifel mehr, dass die Europäische Zentralbank im Kampf gegen das Deflationsgespenst nun tatsächlich die ultimative Waffe in Stellung bringt: großvolumige Staatsanleihenkäufe (Quantitative Easing).

An den Finanzmärkten sorgen die gegenläufigen monetären Stoßrichtungen für enorme Verunsicherung und entsprechende Volatilität. Die Aktienmärkte fürchten bei starken US-Konjunkturdaten eine scharfe Zinswende der Fed und werden daher immer wieder von Panikattacken heimgesucht, so wie nach der Veröffentlichung des jüngsten Arbeitsmarktberichts. Im Schlepptau der US-Märkte geraten jeweils auch die europäischen Börsen gewaltig unter die Räder. Dagegen blicken die Anleihenmärkte mit großer Gelassenheit nach vorn. Die Renditen 30-jähriger US-Bonds sind im Einklang mit ihren deutschen und britischen Pendants kräftig gesunken und befinden sich nur noch einen Wimpernschlag über ihren langjährigen Tiefstständen – Leitzinsangst sieht anders aus. Es wirkt fast so, als würden sich die globalen Anleihenmärkte primär an der EZB orientieren, während sich die weltweiten Aktienmärkte in erster Linie auf die Fed fokussieren.

Wir sehen in dieser Schizophrenie allerdings nur eine Momentaufnahme und keineswegs eine Blaupause für das Kapitalmarktjahr 2015. Im Gegenteil, nach unserer Überzeugung werden sich die Vorzeichen im Jahresverlauf umkehren. Zum einen, weil die US-Anleihenmärkte allenfalls noch eine kosmetische Zinswende eingepreist haben – ein bis zwei Schritte in diesem Jahr, drei weitere in 2016. Hier sehen wir ein konkretes Risiko für eine Neubewertung, in deren Folge die Anleihenrenditen jenseits des Atlantiks einen Satz nach oben machen.

Zum anderen, weil die realwirtschaftliche Entwicklung 2015 ungleich besser verlaufen wird als 2014. Dies gilt vor allem für die Eurozone. Sämtliche vorausschauende Indikatoren haben Ende 2014 eine Bodenbildung vollzogen und dürften im laufenden Jahr deutlich anziehen. Treibende Kraft hinter dieser Entwicklung ist die außerordentlich günstige Konstellation aus expansiver Geldpolitik, gesunkenen Energiepreisen sowie der Abwertung des Euros. Hinzu kommen fiskalpolitische Impulse aus den Mitgliedsstaaten – aber auch aus Japan und aus China. Davon geht in der Summe ein deutlicher Schub auf das Wirtschaftswachstum der Währungsunion aus, der die Euro-Anleihenmärkte unter Druck setzen, dafür aber die Aktienmärkte enorm beflügeln sollte.

Fazit: Die divergierende Ausrichtung der globalen Geldpolitik ist das Ergebnis der gegenläufigen Konjunkturzyklen des Jahres 2014. Im laufenden Jahr deutet sich hingegen rund um den Globus eine synchrone Besserung der Makroperspektiven an. Für die Anleihenmärkte impliziert dies (moderat) steigende Zinsen, die aktive Steuerung der Laufzeiten gewinnt daher an Bedeutung. Umgekehrt sehen wir attraktive Ertragschancen für Aktienanlagen, vor allem in Europa. Das positive Umfeld für alle Risikoanlagen dürfte auch den Dax deutlich unterstützen und im Verlauf des ersten Halbjahres auf neue historische Höchststände treiben. Der Blick auf vergleichbare vergangene Aufschwungsphasen zeigt, dass in einem solchen Aufschwung Kursgewinne von mehr als 20 Prozent für den Dax realistisch sind.

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