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Interview „Asien hat bei der Gesundheitsfürsorge enormen Nachholbedarf“

Thomas Hartauer, Vorstand Lacuna
Thomas Hartauer, Vorstand Lacuna
DAS INVESTMENT: Wer im Jahr 2000 auf den Trend Biotech an der Börse gesetzt hat, wurde eher enttäuscht. Nun gilt das Thema Healthcare wieder als trendy. Sind wir in einem Zyklus?

Thomas Hartauer: Nein, Healthcare ist kein zyklisches Thema. Viele Anleger waren um das Jahr 2000 herum einem Trugschluss unterlegen. Damals wurde das Erbgut entschlüsselt und man dachte, wir wären nun augenblicklich in der Lage jede Krankheit zu heilen, weil wir die Erbinformationen haben. Dabei ist das vergleichbar mit dem Brockhaus, man hat das Wissen zwar im Bücherregal stehen, aber man hat längst noch nicht alles gelesen und verstanden. So ist es auch im Biotech-Sektor. Erst heute – 15 Jahre später – erleben wir den Output aus jener Zeit, sprich die darauf basierenden Medikamente kommen erst jetzt auf den Markt.

Was ist Ihr USP?

Wir investieren ausschließlich in Gesellschaften vor Ort, weil wir der Meinung sind, dass beim Aufbau eines Gesundheitssystems die regionalen Player begünstigt werden. Dabei betrachten wir jedes Land eigenständig und investieren in Mid Caps. Liquidität ist wichtig, unter 300 Millionen Euro Marktkapitalisierung investieren wir nicht. Wir sprechen hier von einem Universum von mehr als 3.500 Titeln weltweit im Bereich Healthcare, etwa 500 davon erfüllen unsere Liquiditätsanforderung. Diese Unternehmen besuchen unsere Fondsmanager mindestens einmal jährlich. Etwa 150 sind asiatische Titel, aktuell haben wir 42 im Portfolio.

Welche Themen spielen für sie langfristig eine Rolle?

Trends, die für uns langfristig ausschließlich eine Rolle spielen sind die Themen Bevölkerungsentwicklung, Altersstruktur und die Versorgungssituation in der Bevölkerung. Gelegentlich gibt es auch noch spezielle Effekte wie Gesetzesinitiativen – Japan zum Beispiel unterstützt aktiv die Verbreitung von Generika. Besonders interessant in diesem Bereich ist Asien, daher haben wir mit dem Lacuna Adamant Asia Pacific Health auch einen asiatischen Healthcare-Fonds aufgelegt.

Warum gerade Asien?

In Asien leben die meisten Menschen und dort findet auch das größte Wachstum statt. Gleichzeitig haben sie dort – abgesehen von Japan, Australien und Neuseeland –aber auch den am wenigsten entwickelten Gesundheitssektor. Also den größten Nachholbedarf für Gesundheitsvorsorge, daher ist Asien ein Zukunftsmarkt. Biotech spielt dort anders als in den USA noch gar keine große Rolle, nur etwa 4 Prozent des asiatischen Healthcare-Volumens ist in Biotech-Werten angelegt. Es ist zielführender, in Infrastruktur und Services zu investieren, etwa in börsennotierte Krankenhausketten. In Asien sind die wichtigsten Themen die Medikamentenversorgung in der Breite, dann folgen Generika und an dritter Stelle kommt die Medizinaltechnik-Sparte, also die Ausrüstung der Krankenhäuser und die Verbrauchsmaterialien, die dort anfallen wie Diagnose- und Blutmessgeräte.

Die chinesischen Aktienmärkte wurden gerade schwer gebeutelt. Sind Investments in China derzeit klug?

Man liest gerade jetzt immer wieder, wie schwierig der chinesische Aktienmarkt ist und welche Verluste man schon in Kauf nehmen musste. Ich sage hingegen, der breite Markt ist bereits um rund 50 Prozent gefallen. Die Gesundheitstitel in China haben demgegenüber lediglich 15 bis 20 Prozent verloren, das zeigt den defensiven Charakter. Wir können zwar nochmal 10 bis 15 Prozent Minus sehen, aber aus unserer Sicht ist es an der Zeit, Positionen wieder aufzubauen.

Sind alle Märkte offen?

Nein, aber da ist viel in Bewegung geraten. In China ist es erst seit kurzer Zeit möglich, chinesische A- und B-Shares als ausländischer Investor zu erwerben. Das ist noch recht umständlich vom Prozess. Wir haben aber mit der Citigroup einen Partner vor Ort, der die Beschaffung und die Verwahrung vor Ort besorgt. In Indien haben wir ein ähnliches Thema. Dort ist der Markt etwas weiter entwickelt, hier haben wir schon 2006 die direkte Zulassung erhalten. Die Märkte öffnen sich weltweit nach und nach, es gibt aber noch Devisenbeschränkungen, das muss man natürlich im Auge behalten.

Welche Rolle spielt die Religion?

Das muss berücksichtigt werden. In einem muslimischen Land wie Indonesien gibt es Probleme, wenn Medikamente nicht „halal“ sind, also nach islamischem Recht erlaubt oder zulässig. Insulin, das aus der Bauchspeicheldrüse von Schweinen gewonnen wird, ist das plakativste Beispiel dafür, ebenso Herzklappen vom Schwein in der Transplantationsmedizin. Hier werden Alternativen benötigt und dafür gibt es einen Markt. Führend hier ist Kobe Pharma, ein indonesischer Pharmakonzern, den wir zweitweise auch in unseren Portfolien haben.

Welche Gefahren sehen Sie generell?

Die Währungsseite muss beachtet werden. Volkswirtschaften, die langfristig ein höheres Wachstum erzielen als Europa, deren Währungen werden sich auch besser gegenüber dem Euro entwickeln. Wir sind zwar keine Daytrader im Währungsbereich, aber wir nehmen die Spitze der Währungsbewegungen heraus, sobald wir einen Trend erkennen. Dazu versichern wir uns der Unterstützung eines Vermögensverwalters aus der Schweiz, der uns berät und entsprechende Instrumente an der Hand gibt. Es ist uns gut gelungen, der Lacuna Adamant Asia Pacific Health hat seit Jahresbeginn 2015 eine Performance von 13,4 Prozent erzielt. Seit Jahresbeginn 2014 waren es 47,9 Prozent.

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