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Trotz Krim-Annektion und Schulden-Krise Darum hat Ukraine die besten Staatsanleihen der Welt

Investoren, die trotz Krim-Annektion, Schulden-Restrukturierung und einer in sich zusammenbrechenden Wirtschaft im vergangenen Jahr ukrainischen Staatsanleihen treu geblieben sind, wurden dafür mit den weltbesten Erträgen belohnt. Falls die Entwicklungen in den ersten Tagen des neuen Jahres ein Vorzeichen für 2016 sind, dann wird die Rally möglicherweise weitergehen.

Die Dollar-Anleihen des Landes haben Investoren in den ersten zwölf Tagen des neuen Jahres einen Ertrag von 3,8 Prozent beschert. Das ist der höchste Wert innerhalb der Bloomberg-Staatsbonds-Indizes für Industriestaaten und Schwellenländer. Letztere hatten 0,8 Prozent hinzugewonnen beziehungsweise 0,4 Prozent verloren. Im vergangenen Jahr waren ukrainische Bonds im Durchschnitt auf einen Ertrag von 39 Prozent gekommen.

Der Optimismus mit Blick auf die Ukraine liegt in Anzeichen dafür begründet, dass das Land seine Versprechen erfüllen wird, um weiterhin ein 17,5 Milliarden Dollar schweres Rettungspaket des Internationalen Währungsfonds (IWF) am Laufen zu halten. Das meint Vadim Khramov, ein Stratege bei der Bank of America in London. Er bewertet die Verbindlichkeiten des Landes mit „neutral".

„Die Ukraine könnte sich in diesem Jahr wieder gut entwickeln", sagt Khramov im Interview mit Bloomberg. „Falls alles gut läuft, es gibt ganz klar Aufwärtschancen für die Anleihekurse – und für ein Sinken der Renditen."

Für jede Tranche aus dem IWF-Paket muss das Land beweisen, dass es bestimmte Zielvorgaben erfüllt hat. Dazu zählen der Kampf gegen die Korruption, die Stabilisierung des Bankensektors und die Verbesserung des Geschäftsklimas.

Eine Vereinbarung mit privaten Investoren zur Restrukturierung von Verbindlichkeiten half der Ukraine dabei, im vergangenen Jahr 6,7 Milliarden Dollar an Rettungsgeldern zu bekommen. Die Mittel flossen in zwei Tranchen. Und bis Ende 2018 stehen weitere 14 Überweisungen im Gesamtvolumen von 10,8 Milliarden Dollar an.

Der IWF könnte die nächste Tranche Ende Januar oder Anfang des kommenden Monats freigeben – nachdem die Abgeordneten Reformen bei den Steuern beschlossen haben. Das erklärte Finanzministerin Natalie Jaresko gegenüber Ekonomichna Pravda diese Woche.
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Doch längst nicht alle sind von den guten Aussichten für Bonds aus der Ukraine überzeugt. Marco Ruijer von NN Investment Partners ist beispielsweise kein Käufer der Papiere. Seiner Meinung nach sind die Risiken für eine Verschiebung der IWF-Gelder zu hoch.

„Die Ukraine befindet sich noch immer in volatilem Fahrwasser", sagt Ruijer. Er verwaltet rund 7 Milliarden Dollar an Schuldverschreibungen aus Schwellenländern. „Die Art und Weise, wie sie den Haushalt verabschiedet haben, gibt mir nicht viel Zuversicht, dass sie nun endlich das tun werden, was getan werden muss."

Die Abgeordneten hatten den Haushalt und Steuerveränderungen erst nach Wochen politischer Kämpfe, die in Fausthieben im Parlament mündeten, abgesegnet.

Zu den größten Risiken, die sich in den Anleihekursen widerspiegeln, zählt ein Wiederaufflammen der Kämpfe im Osten der Ukraine, erklärt Tim Ash, Chef für Schwellenländer-Strategie bei Nomura International in London. Seinen Worten zufolge hat die Wahrscheinlichkeit für ein Aufflammen allerdings abgenommen.

„Während Russland sich auf die Ereignisse im Nahen Osten konzentriert und die niedrigen Ölpreise die russische Wirtschaft unter Druck setzen, gibt es das Gefühl, als ob Russland den Fuß vom Gaspedal mit Druck auf militärische Eingriffe in der Ukraine genommen hat", meint Ash. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt tendiere ich dazu, eher ein Käufer als ein Verkäufer ukrainischer Risiken zu sein."

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