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Exkurs: Griechenland führt eine neue Währung ein

Wovon sich viele in der Theorie einen Befreiungsschlag Griechenlands versprechen, kann in der Praxis die Probleme für Griechenland aber auch vergrößern (abgesehen von den technischen und rechtlichen Faktoren). Der Glaube, dass Griechenland von einer Abwertung profitieren würde, basiert auf der Annahme einer bestehenden Exportstruktur. Diese ist allerdings fraglich.

Viel wahrscheinlicher ist hingegen, dass die Griechen erst einmal Kapitalgüter zum Aufbau solcher Strukturen aus dem Ausland importieren und auch finanzieren müssten. Dieser Import würde durch die Abwertung erheblich verteuert werden. Die Exporterlöse würden sich verzögern.

Die Handelsbilanz muss sich durch Abwertung also nicht zwingend verbessern – sie kann sich sogar verschlechtern. Es ist auch fraglich, ob allein der Preis der Währung entscheidend ist. Vermutlich spielen auch Faktoren wie Rechtssicherheit, Vergabepraktiken, Strukturreformen etc. eine wesentliche Rolle: Faktoren, die durch eine Abwertung allein keine Berücksichtigung finden.

Was die Verschuldung betrifft, ist zu bedenken, dass mit der neuen Währung im besten Fall auch nur die Neuverschuldung finanziert werden könnte. Tilgung und Zinsendienst bereits bestehender Schulden müssten fast zur Gänze in Euro erfüllt werden (Ergebnis des „Schuldenschnitts“). Die Gefahr eines Zahlungsausfalls würde damit wieder drastisch steigen.  

Grundsätzlich entscheidet auch bei einem Umstieg auf die Drachme der Glaube an die Wertbeständigkeit des Geldes und an die Dauerhaftigkeit der Institutionen über das Schicksal dieser Währung. In einem Umfeld, wo die Emission von öffentlichen Schuldtiteln am Kapitalmarkt de facto unmöglich ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass die neue Währung seitens der Bevölkerung nur als Mittel des öffentlichen Schuldendienstes verstanden wird.

Wenn dann noch nichts unternommen wird, um den Primärhaushalt auszugleichen oder gar einen Überschuss zu erzielen („Syriza“ plant ja vor allem, die Zahl der öffentlich Beschäftigten wieder anzuheben), dann kann kein Vertrauen in die Wertbeständigkeit der Währung entstehen. Die Konsequenzen wären sowohl intern (Kaufkraftverluste der Bevölkerung) als auch extern (kein Vertrauen der Handelspartner in die Währung) zu spüren.

Sollte der Euro dann noch eine Art Parallelwährung darstellen, so würde er wegen der Abflüsse ins Ausland und der damit einhergehenden hohen Nachfrage laufend aufwerten. Erst wenn die griechische Wirtschaft wieder in der Lage ist, auch Hartwährungen anzuziehen, käme es zu einer Stabilisierung der Lage. Dazu sind allerdings auch Strukturmaßnahmen erforderlich.

Man sieht also: Auch mit einer neuen Währung wird von der Regierung irgendwann ein Konsolidierungs- und Reformpaket verlangt werden. Die Frage, inwieweit Griechenland mit zwei Währungen in der Eurozone (oder in einer Vorstufe zur Währungsunion) verbleiben kann und darf, sei vorerst dahingestellt.

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