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Fintech-Gründer Christopher Grätz „Beim Crowdlending investiert man in Menschen und Projekte“

Gründer des Berliner Fintech-Unternehmens Kapilendo: Christopher Grätz
Gründer des Berliner Fintech-Unternehmens Kapilendo: Christopher Grätz
DAS INVESTMENT: Herr Grätz, Idee des Crowdlending ist es, Kreditnehmer und Anleger direkt zusammenzubringen. Warum überhaupt der Bedarf?

Christopher Grätz: Seit dem Ausbruch der Finanzkrise und den damit verbundenen Verlusten stellen viele Anleger bei Finanzprodukten verstärkt die Sinnfrage. Das Kriterium Transparenz wird dabei zunehmend als ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Geldanlage wahrgenommen. Verantwortungsbewusste Anleger wollen ihr Kapital beispielsweise nur jenen Unternehmen zur Verfügung stellen, die ihre ökologische und soziale Verantwortung ernstnehmen.

Und das können Anleger mit herkömmlichen Finanzprodukten nicht umsetzen?

Im klassischen Retail-Geschäft der Filialbanken und Finanzvertriebe existieren enorme Informations- und Transparenzprobleme. Der selten klar erkennbare Zusammenhang zwischen Geldanlage und Nachhaltigkeit stellt eine erhebliche Barriere bei der Kapitalanlage dar. Ein großer Teil des deutschen Sparvermögens wird aufgrund mangelnder Nachvollziehbarkeit der Finanzprodukte und -strategien gar nicht erst investiert.

Was also macht das Crowdlending anders?


Beim Crowdlending werden kleinere Summen vieler Einzelner, der sogenannten Crowd, über einen Online-Kreditmarktplatz eingesammelt, um Projekte und Unternehmungen jeglicher Art zu finanzieren. Die Anleger verleihen ihr Geld zu einem fest vereinbarten Zinssatz. Die Zinsen richten sich nach der Bonität der Unternehmen.

Um dem Anleger die maximale Transparenz zu bieten, stellen die Unternehmer ihr Vorhaben mit allen relevanten Fakten dar – im optimalen Fall persönlich per Video. Je motivierter und überzeugter sie sich dabei präsentieren, umso eher schaffen sie es, Anleger für sich zu gewinnen. Denn diese entscheiden vollkommen selbstbestimmt und investieren nur in Menschen und Projekte, denen sie ihr Geld wirklich anvertrauen möchten.

Anleger investieren also über die Crowdlending-Plattform direkt in ein selbst ausgewähltes Unternehmen?

Richtig. Privatanleger haben über eine Crowdlending-Plattform in der Regel die Möglichkeit schon ab 100 Euro direkt in die Vorhaben der Mittelständler zu investieren. Damit wird beim Crowlending die Kreditentscheidung von demjenigen getroffen, dem das Geld auch tatsächlich gehört.

Es entscheiden folglich nicht mehr die Vorgaben der Bank, in welche Kanäle das Sparguthaben der Anleger als Kredit weitergeleitet wird. Dies führt zu verantwortungsvolleren Entscheidungen und leistet unseres Erachtens auch einen erheblichen Beitrag zur Stabilisierung des Finanzsystems.

Und dem Unternehmer bietet die Plattform eine Darstellungsmöglichkeit.

Genau, denn eine Crowdlending-Kampagne auf einem professionellen Online-Kreditmarktplatz bringt mehr als nur Geld. Sie bringt dem Mittelständler Öffentlichkeit, neue Kunden und wertvolle Kontakte. Umso wichtiger ist es daher für den Unternehmer, sich optimal zu präsentieren und das nicht nur in der Kampagne, sondern auch während der Rückzahlung. Denn die Anleger investieren in Projekte und Menschen, die sie interessieren.

Und wenn das zu finanzierende Projekt  nicht so gut läuft?

Wenn das Kreditprojekt zunächst nicht den erwarteten positiven Verlauf nimmt, dann ist es noch viel wichtiger zu kommunizieren. Negative Entwicklungen können grundsätzlich bei keiner Form der Kapitalanlage ausgeschlossen werden. Anleger sollten jedoch zu jedem Zeitpunkt die Ursachen der negativen Entwicklungen kennen und aufgezeigt bekommen, wie mit den Schwierigkeiten umgegangen wird. Nur so wird ein nachhaltiges Vertrauen bei Anlegern geschaffen, das langfristige Kunden- und Geschäftsbeziehungen entstehen lässt.

Eine professionelle Crowdlending-Plattform bietet Anlegern und Unternehmern eine echte Alternative zu den bisher existierenden Angeboten der Hausbank – unseres Erachtens die weit bessere.

Über den Interviewten:
Christopher Grätz ist Gründer und Vorstandsvorsitzender des Berliner Startups Kapilendo. Das Fintech-Unternehmen ist ein innovativer Online-Kreditmarktplatz, der kleinen und mittelständischen Unternehmen eine günstige, schnelle und unbürokratische Finanzierung durch Privatleute ermöglicht. Private Anleger können sich selbstbestimmt und bereits ab 100 Euro an Kreditprojekten beteiligen.

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