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Aktualisiert am 10.03.2020 - 16:19 Uhrin FondsLesedauer: 10 Minuten

Absicherungs-Strategien Das muss ein guter Absolute-Return-Fonds mitbringen

Wenn die nächste Bankenkrise kommt, muss das nicht für alle Anleger schlecht sein. Als die portugiesische Banco Espirito Santo im August 2014 zusammenbrach, verdiente die englische Hedgefonds-Gesellschaft Marshall Wace 27 Millionen Euro für ihre Fonds. Sie hatte die Defizite des Geldhauses rechtzeitig erkannt, die Aktie leerverkauft und später billiger zurückgekauft.

Das Beispiel zeigt: Zu verdienen gibt es immer etwas. Man muss es nur dürfen. Und nicht jeder Fondsmanager darf wie Paul Marshall und Ian Wace auf fallende Kurse setzen.

Es ist kein schlechter Zeitpunkt, sich einmal zu überlegen, wie es mit der eigenen Geldanlage weitergehen soll. Der April zeigte, dass auch sicher geglaubte Anlagen wie Bundesanleihen und für alternativlos erklärte Aktien kräftig an Wert verlieren können. Die Europäische Zentralbank räumt auf dem Anleihemarkt ab, entzieht ihm damit Material und macht ihn instabil. Renditen liegen noch immer nahe dem Nullpunkt. Aktien sind nicht mehr billig und kennen seit sechs Jahren – mit kleinen Pausen – nur den Weg nach oben.

Erstmal einen Irrtum beseitigen

Damit lautet die Frage vielleicht nicht „Aussteigen oder drinbleiben?“, aber „Weiter so oder doch lieber andere Anlagetechniken?“ Was kann man tun, wenn reine Aktienfonds zu heiß erscheinen? Dabei führt der Weg fast zwangsläufig zu Absolute-Return-Fonds.

Zunächst gilt es, einen landläufigen Irrtum auszuräumen. „Absolute-Return-Fonds sind keine Alternativen zu Aktien-, Renten- oder Mischfonds, sondern sie gehören selbst zu diesen Kategorien und werden nur anders gemanagt“, sagt Michael Busack, geschäftsführender Gesellschafter des Dienstleisters Absolut Research.

Dieses „Anders“ ist eine Vielzahl ausgefeilter Techniken, die jahrelang nur Hedgefonds vorbehalten war. Das macht Absolute-Return-Fonds zu einer ziemlich heterogenen Gruppe. Es eint sie allein der Anspruch, Verluste gering zu halten und unabhängig von Marktbewegungen Gewinne zu erwirtschaften.

Nur in welchem Zeitraum, darin scheiden sich die Investmentgeister. „Dass Fonds für Privatanleger das auf Sicht von zwölf Monaten immer hinbekommen, halte ich nicht für möglich. Wahrscheinlicher wird das durch eine Streuung über verschiedene Strategien“, meint Busack. Wenn alles passt, sind gute Absolute-Return-Fonds somit eine treffliche Alternative zu Anleihefonds. Vorausgesetzt, man setzt nicht nur auf einen, sondern kombiniert mehrere. Jeder kann mal ein mieses Jahr haben, in dem die Strategie nicht funktioniert.

Dachfondsmanager Eckhard Sauren ist ein großer Fan solcher Strategien und setzt sie in seinen Fonds regelmäßig ein. Derzeit deutlich stärker als noch vor Jahren, er reagiert damit vor allem auf die überteuerten Anleihemärkte. In einer Präsentation zählte Sauren jüngst die für ihn gültigen Merkmale eines Absolute-Return-Fonds auf: hohes Alpha, also ein ausgeprägter Manager-Einfluss, geringes Beta, also wenig Markteinfluss, Unabhängigkeit von Marktindizes, Einsatz von Short-Investments, hohe Flexibilität, geringe Anlagebeschränkungen und hohe Liquidität.


Absolute Return ist ziemlich out

In Deutschland hält sich das Interesse für die Schutz versprechenden Fonds noch in engen Grenzen. „Wenn Sie bei Fondsgesellschaften anfragen, was der Ausweg aus der Niedrigzinsfalle ist, dann bietet Ihnen nur eine Minderheit Absolute-Return-Strategien an“, erklärte Sauren kürzlich in einer Telefonkonferenz und nannte zwei Gründe: Die Thematik sei einfach nicht populär, und nicht viele Fondsgesellschaften beherrschten sie wirklich.

In der Tat legten es die vergangenen Jahre nicht wirklich nahe, sich mit so etwas zu befassen. Die Zinsen sanken kontinuierlich, Anleihe- und Aktienmärkte verzeichneten enorme Gewinne ohne längere Einbrüche. Der letzte große Krach ist über sechs Jahre her. Klassische Long-only-Anlagen, die man einfach kauft und liegenlässt, liefen prächtig. Vor allem den simpel gestrickten Indexfonds brachte das Zuflüsse in Milliardenhöhe.

Hinzu kommt ein weit verbreitetes Missverständnis darüber, was Absolute-Return-Fonds eigentlich leisten sollen. So bemängelte die „FAZ“ in einer Analyse, dass die Fonds weniger Gewinn gebracht hätten als andere Fondskategorien, obwohl doch die Vielfalt der Finanzinstrumente und Strategien besonders groß sei. Wer so argumentiert, hat das Prinzip nicht verstanden. Denn die vielen zusätzlichen Instrumente sollen die Gewinne nicht steigern, sondern verstetigen.

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