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Versicherungen im Fusions-Fieber Stehen Übernahmen durch Axa, Allianz & Co. kurz bevor?

Die Aktie von RSA Insurance Group Plc schoss am 28. Juli fast 20 Prozent in die Höhe, nachdem Zurich bekanntgab, dass eine Kaufofferte für den Londoner Anbieter von Sach- und Kfz- Versicherungen erwogen wird. In derselben Woche erfuhr Bloomberg aus unterrichteten Kreisen, dass sich die Schweizer um die Finanzierung eines potenziellen RSA-Gebots bemühen.

Im bisherigen Jahresverlauf fanden Übernahmen von Versicherern im Wert von 64 Milliarden Dollar (58,7 Milliarden Euro) statt. Das ist mehr als doppelt so viel wie im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Den Löwenanteil daran hatten zwar die Vereinigten Staaten und Bermuda, doch die finanzstarken Firmen in Europa sind demselben Konsolidierungsdruck ausgesetzt. Daher könnten auch andere wie Allianz und Axa in die Fußstapfen von Zurich treten und größere Transaktionen verfolgen.

„Es gibt in Europa definitiv Spielraum für Transaktionen in einem ähnlichen Umfang - oder sogar noch größere“, sagt Sam Evans, Leiter des Beratungsgeschäfts für Transaktionen unter Versicherern bei KPMG in London, zu dessen Kunden sowohl Zurich als auch RSA gehören. „Allgemein wird erwartet, dass es noch viel mehr Aktivität geben wird.“

Die Margen der Versicherungskonzerne stehen unter Druck. Zum einen verschärft sich der Wettbewerb mit branchenfremden Akteuren, die in ihren Markt einsteigen; zum anderen schmelzen die Kapitalerträge infolge der rekordniedrigen Zinsen. Ein Zusammenschluss kann die Kosten verringern und die Stellung auf Märkten festigen, auf denen man sich behaupten will.

Eine Transaktion mit RSA könne „erhebliche Vorteile mit sich bringen“, sagte Zurich-Chef Martin Senn am Donnerstag. Die Geschäfte ergänzten sich strategisch ideal und auch aus finanzieller Sicht sei ein Kauf attraktiv. Senn äußerte sich nach Vorlage der Quartalszahlen von Zurich, die die Erwartungen von Analysten verfehlten. Die Aktie schloss an dem Tag mit einem Abschlag von 4,6 Prozent.

Die größte Transaktion in diesem Jahr war die Vereinbarung von Ace zum Kauf von Chubb in den USA für mehr als 28 Milliarden Dollar. Auch in Europa gab es ein paar Abschlüsse: Aviva erwarb den kleineren Rivalen Friends Life Group für 8,3 Milliarden Dollar, und am Versicherungsmarkt Lloyd’s of London Versicherungsmarkt kam es zu einer Reihe von Transaktionen, angeführt von der Übernahme der Catlin Group durch XL Group Plc. Ansonsten beschränkte sich die Aktivität aber meist auf Veräußerungen von Geschäftsbereichen und auf kleinere Zukäufe.

Die europaweit schärfere Regulierung der Branche ab 2016, bekannt als Solvency II, hat die Aktivität bei Übernahmen und Fusionen in der Region weitgehend zum Erliegen gebracht. Das liegt an der Unsicherheit darüber, wie viel Kapital die Versicherer in ihren Bilanzen vorhalten müssen.

Doch sobald die Aufseher die Kapitalmodelle der Versicherer genehmigen, dürfte der Appetit auf Transaktionen wieder zurückkehren, erwarten Analysten wie Ashik Musaddi von JPMorgan und Mark Cathcart von Jefferies Group.

„Wir sehen seit einem Jahr Argumente für eine Konsolidierung in dem Sektor, angeführt von Großkonzernen“, sagt Cathcart im Telefongespräch mit Bloomberg. „Es muss nur einer aus der Reihe tanzen und dann werden das alle machen. Ich finde es gut, dass Zurich RSA bekommen dürfte, das macht Sinn. Fusionen und Übernahmen werden auf dem Kontinent stattfinden.“

Auch wenn Allianz und Axa, zwei der größten Versicherer in Europa, bereits erklärt haben, sie seien an großen Transaktionen nicht interessiert, könnten sie Cathcart zufolge dennoch in Versuchung geführt werden, wenn die Marktreaktion auf ein Abkommen zwischen Zurich und RSA positiv ausfallen sollte.

Kamran Hossain von RBC Capital hält weitere Übernahmen im Lloyd’s-Sektor für wahrscheinlicher, darunter womöglich Novae Group Plc und Hiscox JPMorgan-Analyst Musaddi erwartet derweil mehr Aktivität bei mittelgroßen Marktakteuren wie der belgischen Ageas und der niederländischen NN Group NV.

„Dass Zurich den Hut in den Ring wirft, dürfte in der Geschäftsführung der meisten großen Versicherer Bestürzung ausgelöst haben“, sagt Trevor Moss, Analyst bei Berenberg, im Interview. „Das sorgt dafür, dass die europäischen Versicherer zumindest darüber nachdenken.“

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