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BdV-Chef Axel Kleinlein Der Riester-Reflex: Von Kopfkissen und Eichhörnchen

BdV-Chef Axel Kleinlein
BdV-Chef Axel Kleinlein

Kennen Sie ihn auch? Den Riester-Reflex? Das ist der Reflex, der genau dann einsetzt, wenn in einer ansonsten eher langweiligen Altersvorsorgedebatte jemand das Gespräch auf die Riester-Rente bringt. Da wird dann aus einem eher ruhigen Disputanten ein leidenschaftlicher Redner. Und ansonsten gelangweilte Zuhörer bringen sich empathisch ein. Und das gilt heute noch genauso auf diversen Konferenzen und Veranstaltungen wie schon vor knapp 15 Jahren. Nur, dass heute dann auf einmal auch von Eichhörnchen die Rede ist. Aber immer der Reihe nach.

Hitzige Riester-Debatte

Es wäre vermessen, wenn ich jetzt so täte, als hätte ich keinen Anteil an der hitzigen Riester-Debatte. Selbstverständlich habe ich die Diskussion befeuert. Aber eben auch wegen des Riester-Reflexes. Lange Zeit habe ich versucht, die Politik und die Medien für bestimmte Missstände in der Lebensversicherung zu interessieren. Geklappt hat das meist eher schlecht als recht. Schnell habe ich aber erkannt: Wenn ich statt „Lebensversicherung“ nur „Riester-Rente“ sage, dann wird mir mehr zugehört. Und fachlich falsch ist das nicht, denn die Riester-Rente ist ja nur eine Spielart der anderen Angebote der Lebensversicherer.

Der überragende Nimbus der Riester-Rente liegt in den ungeheuren Erwartungen, die damals in sie gesteckt wurden. Die Idee von Walter Riester war ja gar nicht schlecht, wenn man auf Kapitaldeckung setzen möchte. Der Ansatz, bestimmten Bevölkerungsgruppen eine Unterstützung zu geben, klingt auch erst mal nicht falsch. Und dann auch bestimmte Mindestanforderungen für die Tarife zu erzwingen, ist zudem kein Holzweg. Was ging also schief?

Was ging schief?

Zweierlei: Zum einen wurden die Mindestanforderungen aufgeweicht. Und zum anderen taten Politiker und Versicherer so, als wäre die Riester-Rente die großartigste Erfindung seit der warmen Dusche. Beide Akteure hatten große Erwartungen und haben diese dann auch noch geschürt! Die Politiker erhofften, endlich die leidige Altersvorsorgedebatte los zu sein. Die Versicherer erwarteten durch die Riester-Rente einen Ersatz für die abgehalfterte Kapitallebensversicherung. Und der Vertrieb wähnte in der Riester-Rente einen Selbstläufer, einen Tarif, der sich ganz von selbst verkauft. 

Wer damals in einer Diskussion „Riester“ sagte, der blickte in leuchtende Augen. Und wer womöglich kritisch sprach, der wurde als Spielverderber beschimpft. Die Riester-Rente galt zuweilen als sakrosankt. Und als sie sich nicht so richtig verkaufte, wurden eben erst mal die Provisionen für die Vermittler erhöht. Und nebenbei wurde die Riester-Rente immer komplizierter, die ansonsten erfolgten Verschlechterungen in der Lebensversicherung schwappten auch auf die Riester-Rente über. Die Folge war, die Intransparenz nahm zu und immer weniger Menschen verstanden die Produkte. Dennoch hielt sich der Glaube bei vielen Politikern, dass die Riester-Rente etwas ganz Tolles sei. Die Versicherer wussten dann zwar schon, dass es nicht ganz rund läuft. Gesagt haben sie es aber nicht.