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Aktualisiert am 10.03.2020 - 16:22 Uhrin Recht & SteuernLesedauer: 3 Minuten

Mehr Geschäft für AIG, Allianz & Co. Warum sich Versicherer über das Nestlé-Nudel-Desaster in Indien freuen

Die lokale Sparte von American International Group sagt eine Verzehnfachung des Absatzes von Produktversicherungen voraus, da mehr Hersteller von Nahrungsmitteln, Getränken und Kosmetika nach einer Absicherung gegen regulatorische Risiken wie Rückrufaktionen strebten. Der indische Arm der Allianz SE verzeichnete nach eigenen Angaben einen sprunghaften Anstieg bei den Anfragen um das Sechsfache.

Die Unternehmen suchen Schutz, nachdem die Food Safety and Standards Authority of India (FSSAI) im Juni nach Feststellung erhöhter Bleiwerte den Verkauf von Maggi-Nudeln untersagte. Nestlé bestreitet den Vorwurf und kämpft um eine Aufhebung des Verbots. Die in Mumbai notierten Aktien rutschten derweil ab, wodurch innerhalb von nur zehn Handelstagen 144 Mrd. Rupien (rund zwei Mrd. Euro) an Marktwert vernichtet wurden.

“Das ist das erste Mal, dass die Hersteller so sehr aufgerüttelt wurden”, sagt Sasikumar Adidamu, Chief Technical Officer für Nicht-Motorfahrzeug-Versicherungen bei Bajaj Allianz General Insurance in Mumbai: “Vorher dachten sie, dass ihnen so etwas nie passieren würde. Jetzt sind alle schärfer auf den Kauf solcher Policen.”

Nach dem Verbot von Maggi-Produkten, die von den Aufsehern in Singapur und Großbritannien als sicher erachtet werden, nahm FSAAI auch andere Unternehmen ins Visier, die entweder Produkte verkauften oder Inhaltsstoffe benutzen, die noch nicht von ihr genehmigt worden waren.

Hindustan Unilever Ltd., der größte Konsumgüterkonzern des Landes, kündigte am 11. Juni an, eine Reihe seiner chinesischen Instant-Nudelgerichte der Marke Knorr vom Markt zu nehmen. Vier Tage danach teilte die lokale Sparte von Starbucks Corp. mit, die Verwendung einiger Zutaten einzustellen und “gewissenhaft” mit dem Aufseher an den anhängigen Anträgen zu arbeiten.

Nestlé India Ltd., die am 29. Juli ihre Quartalszahlen bekanntgibt, schätzte den gesamten Verkaufswert der Produkte Mitte Juni laut Mitteilung auf etwa 50 Mrd. Dollar (45,5 Mrd. Euro). Hinzu kommen noch Zusatzkosten im Zusammenhang mit dem Rückruf und der Vernichtung.

Jeder Monat ohne Maggi in den Ladenregalen wird Nestlé geschätzte 1,8 Mrd. Rupien an Umsätzen kosten, sagte Sanjay Manyal, Analyst des Brokers ICICI Direct, im Juni.

Nestlé dominierte den Nudelmarkt in dem Land mit der zweitgrößten Bevölkerungszahl der Welt. Der Marktanteil belief sich 2014 auf 63 Prozent und war damit fast sechs Mal höher als jener des nächsten Wettbewerbers ITC Ltd. Der drittgrößte Anbieter Bambino kam auf einen Anteil von 5,1 Prozent.

Nestlé-Sprecher Himanshu Manglik in Neu Delhi reagierte nicht umgehend auf Anfrage von Bloomberg. Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern ist in Indien gegen den Rückruf seiner Nudelmarke vor Gericht gezogen.

Hurlene Kharbanda, externe Sprecherin für Tata Starbucks, lehnte einen Kommentar ab, während Hindustan Unilever nicht auf eine E-Mail von Bloomberg mit der Frage reagierte, ob der Konzern seinen Versicherungsschutz erweitere.