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„Ein gut strukturiertes Depot muss schwimmen können“

Wolfgang Juds
Wolfgang Juds
Die Zinsen sind auf Rekordtief – die Aktienkurse hingegen stehen auf einem Allzeithoch – doch für viele Anleger wächst der Anlagedruck, mehr aus ihrem Geld zu machen, weil sie die Entwicklungen noch von der Seitenlinie aus betrachten. Die Gefahr von Fehlentscheidungen wächst. Wie können Anleger richtige Entscheidungen treffen und was hat das mit der Tierwelt zu tun?

Wie können Anleger angesichts dieses schwierigen Marktumfeldes überhaupt richtige Entscheidungen treffen? Welche Parameter sind für die Entscheidung hilfreich und welche führen in die Irre? Aktuell ist dies besonders schwierig, weil die Kapitalmärkte durch die ultralockere Politik der Notenbanken verzerrt sind. Manche Marktteilnehmer sprechen ganz offen von einer Manipulation der Märkte, denn ohne das Eingreifen der Notenbanken, welches durchaus sinnvoll und notwendig ist, würden die Zinsen deutlich höher stehen. Da die Zinsen offenkundig für die Sparer zu niedrig sind, sehen die Aktien auch dann noch relativ attraktiv aus, wenn sie eigentlich bereits teuer sind.

Was wir von den Pinguinen lernen können?

Eine Geschichte von Eckhard von Hirschhausen hat mich zum Nachdenken gebracht. Er hat bei einem Zoobesuch über die Pinguine nachgedacht und sie zunächst als „Fehlkonstruktion“ angesehen. Pinguine haben zu kurze Flügel, zu kurze Beine und einen zu dicken Bauch. Aber dann hat er gesehen, wie die Pinguine trotz ihres Körperbaus geschwommen sind – und war beeindruckt. Er hat seine Einstellung revidiert und daraus zwei Lektionen abgeleitet. Lektion 1: Vorsicht bei zu schnellen Urteilen! Lektion 2: Es kommt oft auf die richtige Umgebung an. Pinguine in der Wüste hätten Schwierigkeiten zu überleben. In der Antarktis jedoch haben sie ein ideales Umfeld und kommen gut zurecht.

Was bedeutet dies für die Vermögensanlage?

Die Anleger brauchen eine Portfolio-Konstruktion, die schwimmen kann. Die Zusammensetzung kann komisch aussehen – mit einem dicken Bauch und zu kurzen Flügeln. Aber die Konstruktion muss tragfähig sein und den zukünftigen Marktherausforderungen Stand halten können. Sparer müssen ihre Wertmaßstäbe überdenken. Sie müssen bei der Geldanlage die Steuern und die Inflation berücksichtigen. Wenn ihr Anlageziel mindestens ein realer Kapitalerhalt ist, geht das nicht ohne das bewusste Eingehen von Risiken.

Bei einem langfristigen Anlagehorizont von mehr als 5 Jahren müssen Anleger lernen, mit Wertschwankungen zu leben. Sie haben die Wahl zwischen einem „sicheren“ Abschmelzen der Kaufkraft ihres Vermögens oder dem „unsicheren“ Eingehen von Risiken mit der Chance auf höhere Erträge. Welche Entscheidung die bessere ist, lässt sich leider vorher nicht sagen. Diese Entscheidung muss jeder Sparer für sich treffen. Wenn wir jedoch über Verlusttoleranz sprechen, ist mit Verlust eine Kapitalvernichtung gemeint – und nicht die Schwankungen von Vermögenswerten im Zeitablauf.

Aktien und Immobilien sind Sachwerte. Der Wert bildet sich durch Angebot und Nachfrage. Wenn der Anleger die Zeit hat, ist er gut beraten, nach klaren Regeln zu agieren. Er sollte ein Depot aufbauen, welches in verschiedene Anlageklassen investiert und somit eine Risikostreuung vornehmen. Außerdem sollte er nach klaren Regeln und antizyklisch handeln: Kaufen, wenn die Preise billig sind und verkaufen, wenn die Preise teuer sind.

Außerdem hilft es, langfristig zu denken: Die Erfahrung zeigt, dass es an den Kapitalmärkten nicht nur eine Richtung gibt. Kurse können steigen und fallen – aber der Anleger kann klug darauf reagieren. Er kann die Aktienquote sukzessive abbauen, je höher die Kurse steigen und sie wieder aufbauen, wenn die Kurse fallen. Es ist wie bei den Pinguinen: Ein gut strukturiertes Depot muss schwimmen können, auch wenn es einen dicken Bauch und kurze Flügel hat.

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