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Oliver Jepsen: „Diversifizierung aus dem Euro heraus weiterhin sinnvoll“

Oliver Jepsen, AmpegaGerling
Oliver Jepsen, AmpegaGerling
Die Europäische Zentralbank (EZB) will künftig unbegrenzt Staatsanleihen kaufen, sollte dies notwendig erscheinen. Sündenfall oder Rettung?

Oliver Jepsen:
Die EZB hat ein Netz gespannt, um das gestörte Marktvertrauen der Investoren positiv zu beeinflussen. Käufe von Staatsanleihen gehören nicht zu den originären Aufgaben einer Zentralbank, die Aufrechterhaltung eines funktionierenden Finanzmarktes dagegen schon. Die EZB hat diese Notwendigkeit gesehen. Allerdings sind diese Maßnahmen fragwürdig und werden von den Kapitalmarktteilnehmern kontrovers diskutiert.

Der Euro hat sich erholt, die Kurse von Staatsanleihen der Peripheriestaaten sind gestiegen. Könnte dieser Trend anhalten, sollte man hier jetzt verstärkt investieren?

Jepsen: Die EZB hat die Märkte vorerst beruhigt. Die Probleme in den Peripheriestaaten der Eurozone blieben jedoch ungelöst. Wir empfehlen daher weiterhin keine Investments in diesen Ländern. Der Euro hat sich seit Ende August sicherlich stabilisiert. Die Frage ist, ob es sich dabei tatsächlich um eine Euro-Stärke oder um eine Schwäche der anderen Kernwährungen handelte. In den vergangenen Wochen wechselte die Entwicklung zwischen Euro und US-Dollar häufig die Richtung.

Kann die Gewichtung anderer Währungsräume wieder abgebaut werden? Oder sollten Anleger umgekehrt gerade jetzt verstärkt aus dem Euro herausdiversifizieren?

Jepsen:
Die fundamentalen Probleme der Eurozone sind nach wie vor vorhanden. Dazu kommen schwache Konjunkturaussichten mit begrenztem Wachstumspotential für die nächsten Jahre. Daher halten wir eine Diversifizierung aus dem Euro heraus weiterhin für sinnvoll.

Besonders gespannt blicken die Märkte derzeit auf die USA und den US-Dollar. Im nächsten Jahr drohen hier im Extremfall Steuererhöhungen und drastische Sparmaßnahmen. Können die Amerikaner diese Fiskalklippe wohl umschiffen?

Jepsen:
Wir gehen davon aus, dass ambitionierte Verhandlungen geführt werden. An deren Ende dürfte ein positives Ergebnis stehen, möglicherweise jedoch nicht mehr als Komplettlösung bis zum Jahresende. Die Vernunft wird jedoch die Oberhand behalten. Denn ein komplettes Scheitern ist für keine der beteiligten Parteien eine Option.

Welches Szenario sehen Sie für die US-Währung als wahrscheinlich an? Und wie positionieren Sie sich im derzeitigen Umfeld insgesamt mit Ihrem Fonds?

Jepsen:
Wir sehen keinen klaren Währungstrend. Auch in den USA gibt es Reihe ungelöster Probleme. Das Zinsniveau wird wegen der expansiven Notenbankpolitik niedrig bleiben. Insgesamt liegt Nordamerika im Konjunkturzyklus leicht vor der Eurozone. Aufgrund der besseren Wachstumsaussichten sollte der US-Dollar im nächsten Jahr gegen den Euro unter Schwankungen etwas fester notieren. Solange überraschende Ereignisse ausbleiben, erscheint ein Ausbruch aus der Handelsspanne der zurückliegenden zwölf Monate unwahrscheinlich.

Im Gerling Global Rentenfonds bevorzugen wir aktuell Anleihen mit mittleren Restlaufzeiten von drei bis sieben Jahren. Wir sehen den Fonds gut diversifiziert, insbesondere weil sich das Portfolio am Bruttoinlandsprodukt der einzelnen Staaten und weiteren Kennzahlen orientiert, nicht aber am Volumen der ausstehenden Anleihen. Diese Ausrichtung führt dazu, dass der Fonds in den USA, Japan und Großbritannien untergewichtet ist.

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