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Neu gebaute Indizes Smart-Beta-ETF – nicht übel aber teuer

Börsengehandelte Indexfonds (ETF) sind seit ihrer Einführung vor rund 40 Jahren immer populärer geworden. Es handelt sich um eine einfache, konservative und vergleichsweise günstige Anlageform. Mittlerweile fließen rekordhohe Summen in eine neue Art von ETF-Produkten für Aktien. Mit denselben Titeln versprechen sie wesentlich bessere Anlageergebnisse.

In der Branche laufen die Papiere unter Bezeichnungen wie Smart Beta oder Fundamental Indexing. In diesen Produkten werden die in einem Index enthaltenen Aktien anders gewichtet – beispielsweise mit einem Schwerpunkt auf der Dividende oder auch dem Umsatz. Anhänger dieser Methoden können verweisen auf Erträge, die etwa den US-Standardwerteindex Standard & Poor’s 500 über die letzten fünf Jahre geschlagen haben. Verschwiegen werden allerdings gerne die im Vergleich zum traditionellen ETF bis zu zehnmal höheren Gebühren.

“Diese Strategien scheinen an einem Wendepunkt angelangt zu sein”, sagte Vermögensverwalter Daniel Pytlik von der Bank Julius Bär in Zürich in einem Gespräch mit Bloomberg News. “Sowohl Nachfrage als auch das Angebot von Smart Beta scheinen sich deutlich zu erhöhen”, sagte er, “das Thema wird derzeit umfassend diskutiert.”

Börsengehandelte Indexfonds mit einer in bestimmter Weise modifizierten Gewichtung im Vergleich zum zugrundeliegenden Aktienindex sind ein gutes Geschäft. Im letzten Jahr zogen sie 43 Milliarden Dollar Kapital an, das damit auf die insgesamt bislang beispiellose Investmentsumme von 156 Milliarden kam. Das geht aus Bloomberg-Daten hervor.

Produkte wie etwa der WisdomTree Japan Hedged Equity Fund oder der Guggenheim S&P 500 Equal Weight ETF können derzeit in Geld baden und verlangen zugleich höhere Investmentgebühren. Fraglich bleibt indessen, wie gut Anleger das Prinzip wirklich durchschauen.

Vermögensverwalter Rick Ferri von Portfolio Solutions in Troy im US-Bundesstaat Michigan ist da skeptisch. Einen ETF als Smart Beta zu bezeichnen ist vor allem eine Marketingstrategie, wie er sagt. Dem Käufer werde suggeriert, es handele sich um ein Produkt, das nicht im Wert fallen könne. Tatsächlich gebe es lange Zeiträume, in denen diese Indexfonds den traditionellen Konkurrenten in der Wertentwicklung unterlegen seien. Überdies gebe es höhere Risiken.

“Theoretisch sieht das alles bestens aus und es klingt auch gut. Garantiert werden kann aber nur, dass die Gebühren wesentlich höher sind und dass höhere Risiken eingegangen werden. Über weite Strecken kann die Anlage sich unterdurchschnittlich entwickeln”, stellte Ferri fest.

Dabei stellen die Smart-Beta-ETF eine Mischform zwischen den passiven Indexfonds wie dem Vanguard 500, erstmals aufgelegt 1976, und klassischen, aktiv verwalteten Aktienfonds wie etwa jenen von Fidelity Investments dar. Diese Designerfonds konstruieren entweder ihre eigenen Indizes oder modifizieren die existierenden Kursbarometer – und zwar nicht über den Unternehmenswert, sondern mittels anderer Kriterien wie der Volatilität oder der Dividendenausschüttung.

Der S&P 500 wird gewichtet nach der Marktkapitalisierung der enthaltenen Unternehmen. Schwergewichte wie Apple und Exxon Mobil bestimmen damit bis zu 63 Mal stärker den Indexverlauf als die kleinsten Mitglieder. Eine Änderung der Berechnungsgrundlage – etwa die Gleichgewichtung jedes enthaltenen Unternehmens mit 0,2 Prozent – würde die Indexentwicklung über die Zeit verändern.

Die Marktgewichtung zu neutralisieren hat sich als Strategie bei US-Aktien 2013 bewährt. Es war ein Jahr, in dem 460 der 500 und damit nahezu jedes im S&P enthaltene Unternehmen im Kurs stieg. Das war überdies die größte Anzahl seit 1990. Damit haben die 100 am stärksten kapitalisierten Unternehmen den Indexanstieg von 27 Prozent gebremst, denn beispielsweise stieg Apple lediglich um 5,4 Prozent und Exxon um 17 Prozent.

Zu den Zeiten der High-Tech-Blase kurz vor dem Ende des letzten Jahrhunderts hätte die Vorgehensweise zu unterdurchschnittlichen Erträgen geführt, denn es stiegen vor allem eine Handvoll Technologieunternehmen. Allerdings wäre der folgende Absturz vom Hoch wesentlich abgebremst worden.

Langfristig generiert eine solche Strategie zwar höhere Erträge, aber der Erfolg ist keinesfalls garantiert. “Marktapitalisierung kann den Anlageerfolg manchmal schmälern, aber ebenso kann sie unterstützen”, sagte Vermögensverwalter Paul Bouchey von Parametric Portfolio Associates in Seattle im Bundesstaat Washington. Es komme aber langsam bei den Anlegern an, dass ein Engagement in voller Übereinstimmung mit dem realen Index nicht automatisch die beste Art eines Engagements sei.

Unter den erfolgreichsten der neuen Kategorie von ETF- Produkten findet sich einer von WisdomTree Investments, einem Vermögensverwalter aus New York, dessen Aktienkurs sich im letzten Jahr nahezu verdreifacht hat. Kunden steckten 10 Milliarden Dollar in den Japan Hedged Equity Fund, vor allem wegen dessen Fähigkeit, den Einfluss der Wechselkursschwankungen des Yen auf den Aktienmarkt in Tokio zu eliminieren. Das ETF-Produkt zählt zur Smart-Beta-Kategorie, weil die Mitglieder auf Basis ihrer Dividenden ausgewählt werden.

Eine Steigerung von 43 Prozent seit Auflage im Jahr 2011 schaffte der iShares MSCI USA Minimum Volatility ETF, der in Aktien mit der geringsten Volatilität investiert. In den ETF flossen im letzten Jahr fast 1,3 Milliarden Dollar. Anlageziel ist hier, den Gesamtmarkt in Zeiten erhöhter Volatilität zu schlagen.

Das auf Anlagerisiken spezialisierte EDHEC-Risk Institute pocht bei den neuen ETFs auf eine verbesserte Transparenz. Es werde nicht vollständig auf die mit den Produkten verbundenen Risiken hingewiesen, sagte Eric Shirbini von EDHEC in London. Die Produkte seien neu und gewännen an Bedeutung: “Smart Beta wird sich am Markt etablieren, und daher ist es von Bedeutung, dass die Anleger die Risiken verstehen.”

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