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Neuberger-Berman-Spezialist Jon Jonsson Inflation im Anmarsch – was können Anleger tun?

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Erwarten Sie dann doch eher Deflation als Inflation?

Jonsson: Nein. Wahrscheinlichstes Szenario ist die Rückkehr einer steigenden Inflation, aber auf moderatem Niveau. Eine Inflation, die sich den Zielen der Zentralbanken annähert und nicht weit darüber hinausgeht.

Sehen Sie schon Anzeichen einer steigenden Inflation?

Jonsson: In den USA hat sich zum Beispiel die Produktionslücke, also die Differenz zwischen dem realisierten und dem potenziellen Bruttoinlandprodukt (BIP) bei voller Kapazitätsauslastung komplett geschlossen. Wir glauben, dass viele der Kräfte nun nachlassen, die seit der Finanzkrise die Produktivität gedrosselt haben – was wiederum für höhere Löhne und Gehälter spricht. Kurz: Ein weiteres Anziehen des Wachstums wirkt inflationsfördernd.

Ein weiterer Hinweis auf einen Inflationsanstieg ist der Erzeugerpreisindex (PPI) in China: Er ist seit 2016 schnell gestiegen. Viele von US-Konsumenten gekaufte Waren stammen aus China oder wurden dort weiterverarbeitet. Das wird sich auch auf den US-Verbraucherpreisindex auswirken. Anleger sind also gut beraten, sich auf die Rückkehr der Inflation vorzubereiten.

Was raten Sie Anlegern?

Jonsson: Gerade für Anleiheinvestoren ist das Umfeld uneindeutig. Die Programme der Zentralbanken zur quantitativen Lockerung und die Laufzeit dieser Anlagen haben in den letzten Jahren für stark rückläufige Renditen gesorgt. Trotz 10-jähriger Breakeven-Inflationsraten von unter 2 Prozent sind die realen Renditen in den meisten Industrieländern unattraktiv.

Aber es gibt auch Chancen: Wer das Risiko von Anlagen in Euro-Peripherieländern auf sich nimmt, dem bietet der Anleihemarkt Italiens zum Beispiel fast 80 Basispunkte an realer Rendite. Für Anleger, die sich an den Märkten der Schwellenländer engagieren, bieten Mexiko und Brasilien 3,5 beziehungsweise mehr als 5 Prozent. Anleger sollten auch auf Flexibilität setzen und könnten auch zum Beispiel Multi‑Sector-Credit-Strategien in Erwägung ziehen.

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