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Nick Price: „Eine der wenigen Gefahren sind Handelsbarrieren“

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DAS INVESTMENT.com: Wir mögen keine Kredite.

Price: Exakt. Eine der wenigen Gefahren, die ich sehe, sind Handelsbeschränkungen. Dass die Spanier beispielsweise sagen: Wir haben die Nase voll, dauernd Jobs an die Chinesen zu verlieren. Wir machen dicht. Das würde zu großen Problemen führen, die schlimmstenfalls in einer Depression enden können.

DAS INVESTMENT.com: Oder einen Handelskrieg.

Price: Oder das.

DAS INVESTMENT.com: Gibt’s eine Gefahr in diese Richtung?

Price: Ja. In Deutschland besteht sie nicht. Aber in anderen Ländern mit hoher Arbeitslosenquote und sinkenden Löhnen könnte plötzlich einer kommen und sagen: Genug ist genug. Wenn die Menschen so jemanden wählen würden, könnte Gefahr entstehen.

DAS INVESTMENT.com: Wie lange kann so ein Wirtschaftswunder wie in den Schwellenländern noch dauern?

Price: 80 Prozent der Weltbevölkerung leben dort. Zudem wächst die Bevölkerung, in den entwickelten Ländern bleibt sie gleich. Allerdings kommen nur 30 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung aus den Schwellenländern.

DAS INVESTMENT.com: Nicht gerade viel.

Price: In der Tat. Wir haben also 80 Prozent der Welt, die nicht einmal ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts produzieren. Diese 30 Prozent stellen aber 65 Prozent des Wirtschaftswachstums der Welt. Nun wird das Gesamtwachstum für 2011 auf 4 Prozent geschätzt. Nehmen wir alles zusammen, stellen wir fest, dass der Schwellenländer-Anteil an der globalen Wirtschaft stark steigen wird. Dadurch wird sich das Gesamtwachstum der Welt durch den Basiseffekt zusätzlich beschleunigen.

DAS INVESTMENT.com: Wo wird das Gleichgewicht entstehen?

Price: Ich glaube, dass das ein sehr langer, struktureller Prozess ist – zugegeben mit kleinen Aufs und Abs. Die Chinesen haben ein Inlandsprodukt von derzeit 4.000 Dollar pro Kopf im Vergleich zu 40.000 oder 50.000 Dollar in Europa.

DAS INVESTMENT.com: Wäre es ein denkbares Gleichgewicht, wenn 80 Prozent der globalen Bevölkerung 80 Prozent der Wirtschaft stellen?

Price: Ja, aber das werden wir nicht mehr erleben. Die Lücke wird enger werden, sich vielleicht aber gar nicht schließen. Wir werden immer Ungleichgewichte haben.

DAS INVESTMENT.com: In Ihrer Präsentation erwähnen Sie die stetig steigende Kaufkraft in den Schwellenländern im Gleichschritt mit dem Wirtschaftswachstum. Könnte der Kampf um Waren und Rohstoffe nicht eine massive Inflation verursachen?

Price: Ein gutes Thema. Nehmen wir einmal Steinkohle. 2005 exportierte China 30 Millionen Tonnen und importierte 10 Millionen Tonnen. Im vergangenen Jahr exportierte China 30 Millionen Tonnen, führte aber plötzlich 130 Millionen Tonnen ein. Es wurde damit vom Selbstversorger zum Netto-Importeur von 100 Millionen Tonnen Steinkohle. Das rechtfertigt den inzwischen stark gestiegenen Kohlepreis. Das ist die neue Situation, mit der wir leben müssen. Wenn wir unsere Kohlekraftwerke versorgen wollen, müssen wir künftig mit Indien und China konkurrieren. Dann heißt es: 120 Dollar pro Tonne - tu es oder lass es.

DAS INVESTMENT.com: Das heißt für uns?

Price: Die Kosten für Energie werden langsam aber stetig steigen. Und nicht nur dort. China ist inzwischen auch Netto-Importeur von Getreide geworden. Damit erreichen wir ein neues Preisniveau bei Agrar-Rohstoffen. Auch die weltweiten Getreidevorräte sind niedriger als noch vor zehn Jahren. Nun ist Nahrung aber extrem preis-unelastisch.

DAS INVESTMENT.com: Wir brauchen sie, also zahlen wir jeden Preis.

Price: Richtig.
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