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Niedrigzins-Angst Das größte Unglück der Deutschen?

Friedrich Huber, geschäftsführender Gesellschafter der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung
Friedrich Huber, geschäftsführender Gesellschafter der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung
Vor fünf Jahren hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins von 4,25 Prozent sukzessive auf aktuell 0,25 Prozent gesenkt und damit die Zinsen sowohl für Kreditnehmer als auch für Kreditgeber auf Talfahrt geschickt.

Und aus diesem Zinstal werden wir nach den Worten von EZB-Präsident Mario Draghi auf absehbare Zeit nicht herauskommen. Wird der Zins damit, wie Luther aus anderen Motiven schon beklagte, zum größten Unglück der Deutschen?

Deutsche Anleger sehen sich in der Zinsfalle, denn sie befürchten die schleichende Vernichtung ihrer Ersparnisse. In der Tat kommen die Niedrigzinsen einer sukzessiven Enteignung gleich, weil jeder, der derzeit Geld auf dem Konto, dem Sparbuch oder in Bundesanleihen anlegt, nach Abzug der Inflation Verluste erleidet.

Rosig scheinen hingegen die Zeiten für Häuslebauer zwischen Kiel und Konstanz zu sein. Da die Bauzinsen ebenfalls ein historisches Tief erreicht haben, können Einkommensschichten, die bei einem höheren Zinsniveau kein Darlehen bedienen könnten, sich nun eine eigene Immobilie leisten.

Wie viel können sich Notenbanken auf Dauer erlauben?

Doch es stellt sich die Frage: Kann eine Notenbank, die letztlich ein bürokatisch-politisches Gremium ist, den Preis des Geldes manipulieren, wie es ihr beliebt, und ungestraft die marktwirtschaftlichen Zusammenhänge von Angebot und Nachfrage außer Kraft setzen? Oder erzeugt sie damit nicht ihn weitere Ungleichgewichte, die in neue Krisen münden werden? Es ist höchste Zeit, dass sich Sparer und Kreditnehmer genauer mit dem Zins beschäftigen, um Klarheit zu bekommen.

Wer verleiht, der glaubt


Der Begriff „Kredit“ leitet sich vom lateinischen „credere“ („glauben“) ab. Das lateinische „creditum“ ist „das auf Treu und Glauben Anvertraute“ – also das Eingehen einer Geldschuld mit zeitlich verzögerter Rückzahlung und einem potenziellen Ausfall des Kreditnehmers, der je nach Schuldner unterschiedlich beurteilt wird.

Die Zinszahlung ist also notwendig, um den Sparer einerseits zum zeitweiligen Verzicht auf sein Kapital zu bewegen, denn in dieser Zeit kann er mit diesem Geld sonst keine Gewinne erwirtschaften. Andererseits ist der Zins die Prämie für das eingegangene Risiko eines Schuldnerausfalls.
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