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Nordeuropa So viel verdienen Bankerinnen und Banker

Annika Falkengren, Chefin der Stockholmer SEB (Foto: Getty Images)
Annika Falkengren, Chefin der Stockholmer SEB (Foto: Getty Images)
Bei Banken und bei Versicherern tätige Frauen verdienen in Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland und auf Island etwa ein Drittel weniger als ihre männlichen Kollegen. In keiner anderen Branche - von dänischen Pharmakonzernen bis hin zu den norwegischen Ölproduzenten - ist diese Diskrepanz so hoch, zeigen Daten der Europäischen Kommission.

“Es ist ein mühsamer Kampf”, sagt Laila Busted, die bis April acht Jahre lang die Abteilung für die Gleichstellung von Frauen und Männern beim dänischen Gewerkschaftsbund geleitet hatte, im Interview. “Sogar die Frauen selbst gehen davon aus, dass sie in Dänemark nicht dikriminiert werden.”

Die Zahlen legen nahe, dass die Banken zu einer der letzten Bastionen einer Art von Geschlechterdiskriminierung werden, die andere Branchen schon vor langer Zeit aufgegeben haben. Daten des Weltwirtschaftsforums zufolge hat die in den nordischen Staaten auf Gleichberechtigung abzielende Kultur in Bereichen wie Bildung, Gesundheit und Politik zum geringsten geschlechterspezifischen Gefälle der Welt geführt - doch die dortige Finanzwelt scheint sich hartnäckig zu sträuben.

Nach Angaben von Pia Andreasen, Senior Vice President des Personalbereichs bei der Danske Bank aus Kopenhagen, spiegeln die Zahlen zu der Bezahlung die unterschiedlichen Kompetenzen wider und nicht das Geschlecht. “Anrechenbare Faktoren wie Verantwortungsebene, Dauer der Berufserfahrung, Standort und Bildungsniveau” müssen berücksichtigt werden, sagt Andreasen. Es sei also nicht so einfach, diese Art Vergleiche zu machen und faire Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.

An der Spitze sind die Verhältnisse transparenter. Karen Froesig, die 56 Jahre alte Chefin der Sydbank, Dänemarks drittgrößter Bank, hat letztes Jahr etwa 888.000 Dollar verdient, wie dem Jahresbericht der Bank zu entnehmen ist. Christian Clausen, Chef der Nordea Bank - des größten Kredithauses in den nordischen Staaten - verdiente derweil 2,7 Millionen Dollar. Und an Jamie Dimon, Chef von JPMorgan Chase & Co. wurden etwa 20 Millionen Dollar bezahlt.

Die Gehaltslücke unter den Angestellten der nordischen Banken ist in Dänemark am niedrigsten. Dort verdienen die Frauen im Schnitt 22 Prozent weniger als die männlichen Kollegen. Den höchsten Unterschied bei der Bezahlung gibt es in Finnland mit einer Differenz von durchschnittlich 35 Prozent, wie die bereinigten Zahlen der EU-Statistikbehörde zeigen.

Weibliche Banker in Schweden erhalten demnach 31 Prozent weniger, während sie in Norwegen nur 70 Prozent des Gehalts von Männern bekommen. In Island weisen die Daten auf einen Unterschied bei der Bezahlung von Männern und Frauen von 34 Prozent hin, allerdings ist hier die Versicherungsbranche nicht mit einbezogen.

Annika Falkengren, Chefin der Stockholmer SEB, hatte im Dezember in einem Interview gesagt, dass Schweden noch mehr unternehmen müsse, um in der Geschäftswelt für Gleichberechtigung zu sorgen. Schweden sollte nicht “glorifiziert” werden, hatte sie gewarnt, denn es gebe noch immer nur “wenige Frauen an der obersten Spitze”.

Dabei würden sich mehr Frauen in Führungspositionen für die Unternehmen lohnen. Einer Studie des Credit Suisse Research Institute vom September zufolge erwirtschaften Firmen mit Frauen in Leitungsrollen mehr und schütten auch höhere Beträge an die Investoren aus.

Doch bei den Banken garantiert eine höhere Position für eine Frau kein höheres Gehalt. In Finnland verdienen weibliche Manager im Schnitt 40 Prozent weniger als die Männer und in Dänemark beläuft sich die Vergütung der Frauen mit Managementposten auf 79 Prozent des Gehalts der Männer. Das geht aus Angaben der beiden nationalen Statistikbehörden hervor.

Über die Bezahlung zu sprechen ist ein “Tabu”, erklärt Kenn Warming, Co-Autor eines Berichts über geschlechterspezifische Lohngefälle, der vom dänischen Institut für Menschenrechte veröffentlicht wurde. Außerdem könnten sich die Frauen oft einfach nicht vorstellen, dass sie diskriminiert werden.

“Die erste Reaktion der Frauen ist, sich dumm vorzukommen, sich selbst die Schuld daran zu geben, dass sie das Spiel der Lohnverhandlungen nicht sehr gut beherrschen”, sagt er. “Außerdem haben sie Angst davor, gefeuert zu werden, mit den wirtschaftlichen Konsequenzen umzugehen.”

Nach Einschätzung von Cristina Lage, Chef von Unipension, würde sich die Gehaltskluft schließen, wenn Frauen bei dem Thema nach denselben Spielregeln vorgehen würden wie die Männer.

“Wenn die Frauen immer so fordernd auftreten würden wie Männer”, sagt sie, “gibt es meiner Meinung nach keine strukturellen Probleme, die eine gleiche Bezahlung verhindern würden.”

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