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Norman Boersma: „Ich lernte auf die harte Tour“

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Wir versuchen, aus Volatilität Kapital zu schlagen, ob sich die unabwendbare Katastrophe nun in Zeitlupe ereignet oder rasend schnell.  

Wir achten de facto auf Entwicklungen, mit denen der Markt eindeutig unzufrieden ist, sodass er eine Aktie im Grunde unter das Niveau drückt, das unser Research für gerechtfertigt hält. Solche Aktien sind unsere zukünftigen „Stars“. Ob das sehr schnell passiert oder in Zeitlupe, auf jeden Fall eröffnet es uns eine Chance.

BT: Wird es für einen Value-Investor jemals eng, wenn eine Aktie langsamer reagiert als Sie vielleicht vermutet hatten?

NB:
Das ist das Schwierigste am wertorientierten Investieren. In Anlehnung an eine bekannte Redensart: Man sollte kein Value-Investor sein, weil die Märkte länger irrational bleiben können, als Sie zahlungsfähig sind.

Das trifft durchaus zu. Manchmal kann ein Markt wirklich überreagieren. Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht und wissen, was Sie vor sich haben – doch der Markt braucht sehr lange, um den Wert anzuerkennen. Und in der Zwischenzeit entwickelt sich die betreffende Anlage weiter unterdurchschnittlich.

Wenn Sie richtig diversifizieren, können Sie solche Phasen meist aussitzen. Wir investieren aus langfristiger Überzeugung – weil wir an unsere Anlageentscheidungen glauben.

BT: Was finden Sie an den globalen Aktienmärkten am aufregendsten?

NB:
Im letzten Jahr haben wir auf den Aktienmärkten zwar häufig „Verzerrungen“ beobachtet, doch meines Erachtens nehmen wir derzeit vermutlich mehr attraktive Anlagechancen wahr als jemals in meiner ganzen Laufbahn.

Investoren meiden Aktien nach wie vor, obwohl festverzinsliche Instrumente effektiv, nach Steuern und Inflation, vielfach negative Renditen bringen. In Bezug auf die Aktienmärkte ist das Publikum nach wie vor ausgesprochen nervös. In aller Regel ist es gut, wenn Geld noch nicht massenhaft strömt. Das bedeutet, es gibt keine Exzesse, wohl aber Gelegenheiten. Insgesamt gibt mir das in Bezug auf unsere Aktivitäten ein gutes Gefühl.

BT: Verraten Sie uns ein paar der wichtigsten Lektionen aus Ihrer Zusammenarbeit mit Sir John Templeton? Wie haben sie Ihre heutige Vorgehensweise geprägt?

NB:
Ich hatte nicht viele Überschneidungen mit Sir John, habe ihn aber in meinen ersten Jahren im Unternehmen auf jeden Fall beobachtet. Eines konnte er richtig gut – das nämlich, was wir heute in Europa machen: Abkoppelungen ermitteln und langfristige Chancen nutzen.  

Ich weiß noch, wie er während der Asienkrise Mitte bis Ende der 1990er Jahre begann, hohe Summen in Korea zu investieren, das damals eines der heikelsten asiatischen Länder war und vom breiteren Anlegerpublikum ignoriert wurde.

Doch sein Standpunkt war, dass viele Unternehmen aus der Region fundamental solide aufgestellt waren. Da sie am stärksten abgestraft wurden, würden sie auch am meisten gewinnen, wenn sich das Blatt wendete. Das hat Sir John damals gemacht, und das machen wir heute nach wie vor.

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