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Notenbanken Wie eine Rückkehr zu „normaler“ Geldpolitik aussehen könnte

Thomas Heidel, Research-Leiter bei der Vermögensverwaltung Fidal, überlegt, wie ein "geordneter" Rückzug aus der lockeren Geldpolitik der EZB vonstatten gehen könnte.
Thomas Heidel, Research-Leiter bei der Vermögensverwaltung Fidal, überlegt, wie ein "geordneter" Rückzug aus der lockeren Geldpolitik der EZB vonstatten gehen könnte.

Können Fed und die EZB als weltweit wichtigste Notenbanken überhaupt zu normalen Zinsen und zu einer normalen Geldpolitik zurückzukehren? Es stellt sich die Frage, in welchem Maße die Ziele der Zentralbanken erreicht sind und inwieweit die Notenbanken glauben, den Märkten die süße Droge des lockeren Geldes wieder entziehen zu können, ohne dass die Wirtschaft Schaden nimmt beziehungsweise ohne die in den USA und Europa anziehende Konjunktur zu stoppen.

Die Fed ist weiter die EZB

Die US-Notenbank, die schon frühzeitiger, kontinuierlicher und vehementer als die Europäische Zentralbank mit der Stimulierung der Wirtschaft nach der Finanzkrise 2008 begonnen und durch äußerst niedrige Zinsen und voluminöse Anleihekäufe massiv Gelder in den Wirtschaftskreislauf gepumpt hat, konnte natürlich auch früher Erfolge verbuchen als die EZB. Das Ziel der Vollbeschäftigung wurde mit einer Arbeitslosenquote von 4,3 Prozent praktisch erreicht. Als weiteres Ziel wird eine Inflationsrate von zwei Prozent angestrebt.

Die Messlatte der Fed ist hier die Preisveränderung bei den persönlichen Ausgaben der Konsumenten, wobei in der Kernrate die volatilen Energie- und Nahrungsmittelkosten ausgeblendet werden. Dieser Wert lag allerdings mit 1,4 Prozent im Juli deutlich unter dem gewünschten Ziel. Im Februar hatte der Spitzenwert noch 1,8 Prozent betragen. Die Tendenz leicht fallender Inflationsraten hat dazu beitragen, dass die noch in diesem Jahr angedachte Zinssenkung erst mal auf Eis gelegt wurde und die US-Notenbank abwarten will, bis sich die Inflation in den USA dem Ziel von zwei Prozent nachhaltig annähert.

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Auf der anderen Seite muss die Fed aufpassen, dass die US-Wirtschaft nicht zu schnell oder zu heftig auf Touren kommt, falls die von Donald Trump geplanten Steuersenkungen oder massive Investitionen in die Infrastruktur einen kräftigen Schub bringen würden.

Die US-Notenbank hat nach der Finanzkrise seit ihrer ersten Zinsanhebung im Dezember 2015 immer wieder betont, dass die Wende in der Geldpolitik mit vorsichtigen und moderaten Zinsschritten unter Berücksichtigung der aktuellen Wirtschaftssituation ablaufen soll. Damit hatten die Marktteilnehmer genügend Zeit, sich auf eine sehr langsame Veränderung der Zinslandschaft einzustellen.

Zuletzt wurde im Juni 2017 der Schlüsselsatz zur Geldversorgung der Banken um einen Viertelpunkt auf die Spanne von 1,0 bis 1,25 Prozent angehoben. Die US-Währungshüter prognostizieren für das Jahresende 2017 ein Zinsniveau von 1,375 Prozent. Vorsichtig angedacht wurde der künftige Abbau der Notenbankbilanz. Die Fed will keine vorhandenen Anleihen verkaufen, sondern einfach auslaufende Anleihen nicht mehr – wie im Moment noch üblich – durch neue Anleihen ersetzen.

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