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Aktualisiert am 28.01.2020 - 12:11 Uhrin MärkteLesedauer: 6 Minuten

Ölpreis aktuell: Spekulanten-Einfluss wächst wieder

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Überraschend ist eher, dass das Engagement in den letzten 18 Monaten tendenziell preisstabilisierend war: Stieg der Ölpreis steil an, wie z.B. im ersten Halbjahr 2008, schrumpfte die Nettoposition. Umgekehrt wurden Kontrakte dazugekauft, als der Ölpreis anschließend steil fiel. Die These, dass der Preisanstieg 2008 vor allem auf das Konto der Indexinvestoren ging, lässt sich also nicht halten. Allerdings liegt es nahe, in den Jahren 2003-2007 eine preistreibende Rolle der Indexinvestoren zu vermuten, als diese großen Positionen aufgebaut wurden und der Ölpreis bis auf 90 Dollar kletterte. Sie beseitigten in jenen Jahren immer wieder die natürliche Backwardation des Ölmarktes, die durch das Übergewicht ölproduzierender Hedger entsteht. Das Schaubild rechts zeigt nun die Daten des ersten "Disaggregated Report" der CFTC. Nur die Akteure der PMPU-Gruppe (blaue Säulen) gehören zur Ölbranche und ihren Kunden, haben also zwangsläufig mit physischem Öl zu tun. Alle anderen Akteure sind Finanzinvestoren. Schon die Größenverhältnisse im Schaubild verdeutlichen, in welchem Umfang der Ölterminmarkt - und damit der Ölpreis - von spekulativen Akteuren geprägt ist. Auffallend ist auch die hohe Zahl von Spread-Positionen der Swap Dealer und der „Sonstigen Spekulanten". Bei Spreads spekuliert ein Trader entlang der Zeitkurve, kauft also einen Monatskontrakt und verkauft einen anderen Monatskontrakt. Die über zwei Millionen Spread-Kontrakte (Futures und Optionen) entsprechen einem Kontraktvolumen von zwei Milliarden Barrel. Man kann sich vorstellen, wie stark die Terminkurve dadurch verzerrt wird. Sie eignet sich allein schon aus diesem Grund nicht als Instrument der Ölpreisprognose. Das Schaubild links zeigt nur die Netto-Positionen der Akteure, also Long-Kontrakte minus Short-Kontrakte. Dieser Saldo hat einen direkten Einfluss auf das Ölpreisniveau. Wie erwartet sind die Akteure der Ölbranche (PMPU) stark short. Hier spiegelt sich das Übergewicht der Ölproduzenten wider, die ihre Produktion auf Termin verkaufen, sowie die Strategien der Lagerhalter, Heizölhändler und Raffinerien. Diese Gruppen konzentrieren sich auf Futures-Kontrakte, die sie nur zu einem sehr kleinen Teil mit Optionen absichern. Interessant ist die Lage bei den Swap-Händlern, also bei den Banken. Sie haben eine extreme Netto-Long-Position bei den Futures, die aber weitgehend neutralisiert wird, wenn man die Optionen mit einbezieht. Hier werden offensichtlich komplexere Investment-Strategien eingesetzt, die sich für jeden Swap-Dealer aus der Struktur seiner Swap-Kunden ergibt. Durch die Querbeziehungen zwischen gegenläufigen oder sich ergänzenden Kundenpositionen eröffnen sich mannigfaltige strategische Optionen im Rohölmarkt: zwischen Positionen im Ölkomplex, entlang der Zeitachse und mit anderen korrelierten Märkten.
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