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OIFs: „Der offene Immobilienfonds ist risikoarm, stabil im Ertrag und hat Substanz"

Reinhard Kutscher
Reinhard Kutscher
DAS INVESTMENT.com: Einige der verbliebenen offenen Immobilienfonds (OIFs) verzeichnen wieder Nettozuflüsse. Ist die Krise damit durchgestanden?

Reinhard Kutscher: Viele offene Immobilienfonds haben die Krisen der Vergangenheit  sehr gut überstanden. Die Fonds, die weiterhin Anteile ausgeben und zurücknehmen, stehen noch immer für eine Marktkapitalisierung von rund 63 Milliarden Euro. Sie haben auch nach der Finanzmarktkrise kontinuierlich Zuflüsse erzielt.

Unsere eigenen offenen Immobilienfonds für Privatanleger haben beispielsweise seit 2008 neue Anlegergelder in Höhe von rund 8 Milliarden Euro erhalten – ein deutliches Zeichen dafür, dass das Vertrauen in das Produkt bei unseren Anlegern und den Beratern in den Volks- und Raiffeisenbanken unverändert hoch ist.  

DAS INVESTMENT.com: Inwiefern unterscheiden sich die noch existierenden OIFs von denen, die sich in Abwicklung befinden? Ist der entscheidende Unterschied der Vertriebskanal der eigenen Bank?

Kutscher: Vor allem zahlt sich die klare Trennung zwischen mit kleineren Beiträgen investierten Privatanlegern und institutionellen Anlegern aus. Diese sollten in einem Fondsprodukt grundsätzlich nicht vermischt werden. Je breiter die Anlegerbasis ist, desto besser ist das. Dabei ist natürlich ein starker Retail-Vertrieb hilfreich.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal liegt in der konsequenten Orientierung auf hohe Gebäude- und Lagequalität und eine breite Diversifikation auf der Mieter- und Asset-Seite. Durch die starke Beimischung von Einzelhandels-, Hotel- und zunehmenden Maße auch Logistikobjekten haben wir die Portfoliorisiken zusätzlich reduzieren können.

DAS INVESTMENT.com: Glauben Sie, dass es vor dem Stichtag 22. Juli nochmal zu einem Ansturm auf OIFs kommen wird? (Anmerkung für die Leser: dann tritt das neue Kapitalanlagegesetzbuch in Kraft. Nur vorher fällt ein Investment unter die alte Regelung, dass pro Halbjahr Anteile im Wert von 30.000 Euro ohne Kündigungsfrist zurückgegeben werden können)

Kutscher:
Damit rechnen wir nicht. Unsere offenen Immobilienfonds erfreuen sich einer kontinuierlich hohen Nachfrage. In den ersten sechs Monaten des Jahres sind uns neue Mittel von Privatanlegern in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro zugeflossen.

Aufgrund der hohen Nachfrage, die gänzlich unabhängig von der Neufassung des Kapitalanlagegesetzbuches stattgefunden hat, haben wir für den Uni-Immo Deutschland Anfang Juni den Vertrieb neuer Anteile ausgesetzt. Die Investmentmärkte bleiben weiter hochkompetitiv, so dass wir gut beraten sind, die Liquidität nicht übermäßig ansteigen zu lassen und unserer vorsichtigen Investitionspolitik treu zu bleiben.

DAS INVESTMENT.com: Wie hoch ist die Liquiditätsquote Ihrer Immobilienfonds?

Kutscher: Die Bruttoliquidität liegt bei unseren Fonds derzeit zwischen 35 Prozent beim Uni-Immo Deutschland und 16 Prozent beim Uni-Immo Global.

Erfahren Sie mehr über einzelne offene Immobilienfonds in der Chart-Strecke: Offene Immobilienfonds

DAS INVESTMENT.com:
Hat das Halten einer höheren Liquiditätsquote dazu geführt, dass die Rendite gesunken ist? Immerhin liegt das Geld brach.

Kutscher: Die Liquidität bringt derzeit in der Tat eine deutlich niedrigere Rendite als sich aus den Immobilien selbst erwirtschaften lässt. Für die Bewirtschaftung unseres Immobilienbestandes, für Neuinvestments und die Bedienung von Rückgaben müssen wir jedoch ein angemessenes Liquiditätspolster vorhalten. Erreicht die Liquidität ein definiertes Level, wird unsere Vertriebsampel – wie momentan beim Uni-Immo Deutschland - auf rot geschaltet.

DAS INVESTMENT.com: Hat die Krise dazu geführt, dass Vermögensverwalter, Vertrieb und Anleger näher zusammengerückt sind? Wissen Sie heute eher und besser, ob ein Ansturm von Anteilsrückgaben bevorsteht?

Kutscher: Über die gute Zusammenarbeit mit unseren Vertriebspartner in den Volks- und Raiffeisenbanken und die vertriebsunterstützenden Einheiten haben wir ein sehr präzises Bild, was unsere Anleger bewegt. Wir sind traditionell sehr nah an unseren Kunden – das hat sich in der Vergangenheit ausgezahlt und ist auch für die Zukunft ein wichtiges Element.

DAS INVESTMENT.com: Worauf kommt es heute mehr denn je bei der Vermögensverwaltung an?

Kutscher:
Ähnlich wie auf der Anlageseite ist auch auf der Marktseite Nähe eine wesentlicher Faktor. Wir operieren mit eigenen Teams und einem exzellenten Partnernetzwerk in den Immobilienmärkten und arbeiten tagtäglich an der Zukunftsfähigkeit unserer Bestandsobjekte.

Der Nutzer erwartet von seinem Vermieter neben den üblichen Hygienefaktoren wie Sauberkeit und Sicherheit insbesondere eine hohe Flexibilität in der Betreuung des Gebäudes. Hierzu gehören auch Investitionen in den Bestand. Darüber hinaus sind wir bemüht, über mehr Services in den Objekten die Kundenbindung zu erhöhen.

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