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Aktualisiert am 22.11.2010 - 10:32 Uhrin MärkteLesedauer: 6 Minuten

Oliver Stone: „Mit der Wall Street geht es bergab“

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Stone: Nein. Kapitalismus ist eine gute Sache, aber nur wenn er reguliert und gemäßigt wird. Das Gewinnstreben im Kapitalismus sollte immer auch mit Produktivität verbunden sein. Die ist gut für die Gemeinschaft. Banken machen dagegen nur für sich selbst Geld mit ihrem eigenen Geld. Das ist eine schlechte Gier, und die ist nicht gut für die Gesellschaft.

DAS INVESTMENT.com: Sie haben für Ihre Recherchen einige Finanzexperten getroffen. Wer hat Sie am meisten beeindruckt?

Stone: Das Treffen mit dem ehemaligen Generalstaatsanwalt und Gouverneur von New York, Eliot Spitzer. Der hat mich am meisten geschockt. Er sagte, ich solle auf die American International Group und Goldman Sachs achten, die beide so eine Art böses Reich seien. Er sagte, es sei klar, dass Goldman in zwei Richtungen gehandelt habe. Long, Short und teilweise gegen die eigenen Kunden. Das hat mich schockiert, weil es in den Nachrichten noch gar nicht gelaufen war. Ich habe es zu einem Teil der Filmhandlung gemacht.

DAS INVESTMENT.com: Inzwischen sind viele Banken wieder zurück auf dem Parkett und spekulieren beispielsweise auf den Weizenpreis. Haben sie aus der Krise nichts gelernt?

Stone: Doch, haben sie. Sie spekulieren nicht mehr mit verbrieften Krediten und machen stattdessen etwas anderes. Ich finde eine ganz andere Frage wichtig: Investmentbanken arbeiten doch nur für Kunden, die mehr Geld machen wollen. Sie investieren langfristig und kurzfristig, leisten aber nichts für die Gesellschaft. Warum haben solche Banken plötzlich Zugang zu Staatsgeld?

DAS INVESTMENT.com: Sie sind zu groß, um sie kaputt gehen zu lassen – too big to fail.

Stone: Das behaupten sie. Viele Unternehmen sind in diesem hochgepuschten System tatsächlich viel zu groß geworden. Sie sollten bankrott gehen. Und das werden sie auch. Sie könnten nur in deutlich kleinerem Maßstab weitermachen mit niedrigeren Gewinnen. Können wir sie schrumpfen? Wohl kaum. Deshalb sollten wir sie einfach scheitern und neue, junge Banken nachwachsen lassen.

DAS INVESTMENT.com: Und dann kommt ‚Wall Street 3’?

Stone: Ich weiß noch nicht. Wir werden sehen. Wir haben Teil 2 aus einem bestimmten Grund gemacht. Das war unter anderem die Situation 2008 und Gekkos Entlassung aus dem Gefängnis. Ich brauche aber immer auch eine Geschichte, die ich erzählen kann.

DAS INVESTMENT.com: Sie sagten jüngst, dass die USA ein Imperium sei, das untergeht. Haben Sie schon darüber nachgedacht, dem Land den Rücken zu kehren wie etwa der Starinvestor Jim Rogers?

Stone: Ach wissen Sie, ich bin hier geboren, und ein Teil von mir wird immer amerikanisch sein.

DAS INVESTMENT.com: Also nie?

Stone: Das habe ich nicht gesagt. Wir werden sehen, was passiert. Man muss ja flexibel bleiben.