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Online-Vermögensverwaltungen getestet Sechs Tools, die den Finanzberater ersetzen möchten

Vermögensverwaltung aus dem Netz klingt verlockend; doch nicht alle Angebote zeichnen sich durch eine gute Qualität aus. Foto: I-vista/ Pixelio.de
Vermögensverwaltung aus dem Netz klingt verlockend; doch nicht alle Angebote zeichnen sich durch eine gute Qualität aus. Foto: I-vista/ Pixelio.de

Das Provisionsverbot in Großbritannien soll die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößert haben. Reiche Kunden hätten vom Provisionsverbot profitiert, während die weniger gut betuchten Anleger das Nachsehen hatten, erklärt Paul Stanfield, Generalsekretär des britischen Beraterverbands Federation of European Financial Advisers and Intermediaries (FECIF) in einem Interview mit DAS INVESTMENT.com. Würde man in Deutschland ein Provisionsverbot nach britischem Vorbild einführen, wäre auch hierzulande ein Teil der Bevölkerung von der Finanzberatung ausgeschlossen, befürchten Finanzvermittler.

Stimmt nicht, meinen Interessenvertreter der Honorarberater. Schließlich stünden für Kunden mit einem geringeren Anlagevermögen Online-Vermögensverwaltungen zur Verfügung. Diese seien kostengünstig, haben keine für den Otto-Normalanleger unerschwinglichen Mindestanlagesummen und böten eine Qualität, die vergleichbar mit der der Honorarberatung ist.

Wirklich? Euro am Sonntag und das Deutsche Kundeninstitut (DKI) prüften das nach. Sie testeten die sechs Online-Vermögensverwaltungen, die derzeit in Deutschland erhältlich sind: Sutor Anlage-Lotse, Easyfolio, Quirion, JustETF, Finance Scout 24 und Vaamo. Dabei untersuchten sie Produkte und Leistungen, die Informations- und Beratungsangebote sowie den Service. Auch die Kosten der Online-Angebote flossen in die Bewertung mit ein. Die Wertentwicklung der empfohlenen Anlagen berücksichtigten sie hingegen nicht.

Preisunterschied zu traditionellen Vermögensverwaltung ist nicht besonders groß

Das Ergebnis: Die Online-Angebote sind tatsächlich etwas kostengünstiger als die persönliche Betreuung durch einen Vermögensverwalter. Doch der Unterschied ist nicht besonders groß. So schlagen die Kosten bei Kunden, die ihr Geld mit geringem Risiko investieren wollen, mit 0,48 bis 1,19 Prozent zu Buche. Lediglich JustETF erhebt keine Servicepauschale; hier werden nur die laufenden Fondskosten fällig. Wer bei einem der übrigen fünf Anbieter beispielsweise 20.000 Euro anlegen will, muss dafür zwischen 96 und 238 Euro jährlich zahlen.

Bei risikoreicheren Portfolios und bei Depots mit einem hohen Aktienanteil können die Kosten schon mal auf bis zu 1,96 Prozent der Anlagesumme steigen. Bei 20.000 Euro wären das 392 Euro im Jahr. Wer noch mehr Geld  - zum Beispiel 100.000 Euro - anlegt, müsste jedes Jahr sogar bis zu 1.960 Euro berappen. 

Zum Vergleich: Die Betreuung durch einen Vermögensverwalter kostet den Kunden in der Regel zwischen 0,8 und 2 Prozent seines Vermögens pro Jahr. 

Große Qualitätsunterschiede: Sutor Anlage-Lotse hui, Vaamo pfui

Doch was bekommt der Kunde für das Geld? In Sachen Qualität ist die Bandbreite groß. Besonders gut schneidet im Test der Sutor-Anlagelotse ab, der mit der Möglichkeit einer persönlichen Beratung vor Ort, der telefonischen Beratung, ausreichenden und qualifizierten Fragen im Rahmen der Bedarfsanalyse und einem vielfältigen Informationsangebot überzeugt. Das hat allerdings seinen Preis: Bei den Kosten liegt das Online-Angebot der Hamburger Sutor Bank ebenfalls weit vorne.

Telefonische Beratung gibt es auch bei Quirion, die allerdings 37,50 Euro pro Viertelstunde kostet. Allerdings sei diese Beratung ihr Geld wert, die Mitarbeiter am Telefon seien sehr kompetent, so die Tester. Beim Produktangebot landet die Tochter der auf Honorarberatung spezialisierten Quirin Bank allerdings im Mittelfeld. 

Insgesamt reichte es für Quirion nur für den dritten Rang, hinter Easyfolio. Letztere Online-Plattform biete zwar ein gutes Informations- und Beratungsangebot, habe aber lediglich drei Portfolios im Angebot, so die Tester. Außerdem fehle die Begründung, warum ein bestimmtes Portfolio vorgeschlagen wird.

Schlechte Bedarfsanalyse

Auch das Schlusslicht Vaamo hat nur drei Portfolios im Angebot. Außerdem fällt die Online-Vermögensverwaltung bei der Bedarfsanalyse komplett durch. Denn das Modell fragt weder nach der finanziellen Situation des Kunden noch nach seinen bisherigen Erfahrungen mit Geldanlagen. Das Risikoprofil ermittelt Vaamo ausschließlich auf der Grundlage der Selbsteinschätzung des Anlegers - eine sehr fragwürdige Vorgehensweise.  Den ausführlichen Testbericht finden Sie in der Ausgabe 20/15 von Euro am Sonntag.

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