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Oriental Income von AGI „Ich werde mein Konzept nicht ändern, nur damit ich bei Morningstar gut aussehe“

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Dann müssen Sie die Zukunft ja doch vorhersagen.

Ich nenne es lieber „Vorhersagen, was ein Geschäft über eine bestimmte Zeitspanne wert ist“. Ich kann sicherlich sehen, ob ein Unternehmen sein Geschäft mit einer bestimmten Wachstumsrate ausbauen kann. Das funktioniert.

Zeit für ein Beispiel.

Nehmen wir Yamaha. Die Aktie war lange Zeit nicht sehr beliebt, es gab nicht viele Kaufempfehlungen. Yamaha hat zwei Geschäftsfelder, eines davon ist die Schifffahrt, ein sehr zyklisches Geschäft. Es geht nicht nur um Schiffe, sondern auch Motoren, die Yamaha in die USA verkauft. Darin hat es mit der amerikanischen Brunswick Corporation einen Konkurrenten, bei dem es sehr gut läuft. Die Cashflows übertrafen die Markterwartungen. Yamaha notierte im Vergleich dazu mit einem Preisabschlag. Aber warum? Ich fand keinen vernünftigen Grund dafür. Stattdessen kam das Unternehmen mit einer neuen Produktlinie heraus. Wir kauften also die Aktie und jetzt übertrifft das Umsatzwachstum sogar das von Brunswick.

Ist Yamaha vielleicht in Sippenhaft mit anderen unbeliebten japanischen Aktien geraten?

Das war sicherlich mit ein Grund. Hinzu kam, dass Yamaha bei seinem zweiten Standbein, den Motorrädern, überdurchschnittlich viele neue Modelle auf den Markt brachte. Höhere Preise, größere Gewinnspanne. Und das bei einer Aktie, die im historischen Vergleich am unteren Ende ihrer Bewertungsspanne notierte. Da hatte unser Analyst eine richtig gute Idee.

Analysten von Morningstar verstehen nicht, wie Sie Ihre Asset Allocation aufbauen.

Ja, das ist für sie ein Problem. Für mich nicht. Ich schaue von unten nach oben und suche gute Unternehmen. Mir ist egal, an welcher Börse sie notiert sind.

Die Analysten verstehen auch nicht, wie Sie Ihre Cashquote managen.

Ja, ich weiß. Und ich habe auch schon oft mit ihnen darüber gesprochen. Für mich zählt nur, welche Bewertung, welche Risiken und Chancen Anlageklassen mit sich bringen. Daraus ergibt sich meine Asset Allocation. Ich manage den Fonds seit 21 Jahren. Und ich werde mein Konzept nicht ändern, nur damit ich bei Morningstar gut aussehe. Ich stand dort sowie noch nie ganz vorn, ganz nebenbei bemerkt.

Ärgert Sie das?

Nein, warum sollte es? Ich verfolge mein Konzept. Muss ich in einem Markt sein, der uninteressant ist, nur weil meine Asset Allocation das vorgibt? Nein, muss ich nicht. Ich kaufe das, was gut für den Fonds ist, wenn es gut für den Fonds ist: Aktien, Anleihen, Wandelanleihen, Cash. Manche sagen, es sollte ein ausgewogener Fonds sein mit einer darübergelegten Asset Allocation. Ich sage zweimal nein. Das machen schon genug andere Leute. Damit drücke ich dem Fonds zwar stark meinen persönlichen Stempel auf. Aber das ist okay, es ist, was es ist. Es ist ein Total-Return-Konzept. Ich versuche, 10 bis 15 Prozent pro Jahr zu erreichen. Wenn ich das schaffe, schlage ich langfristig die Konkurrenz und den Markt.

In welchem Land aus Ihrem Universum kann man eigentlich am besten entspannen?

Hängt davon ab, wie Sie das definieren.

Ausruhen, wandern, viel Natur.

Dann sicherlich Borneo mit seinem Regenwald. Oder auch Bali.

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