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Mit schwer berechenbarer Geldpolitik Bank of Canada verwirrt die Märkte

 Ed Devlin, Managing Director und Leiter des kanadischen Portfoliomanagements bei Pimco
Ed Devlin, Managing Director und Leiter des kanadischen Portfoliomanagements bei Pimco
Am 21. Januar 2015 überraschte die Bank of Canada mit einer Senkung des Tagesgeldsatzes um 0,25 Prozentpunkte auf 0,75 Prozent. Mit diesem geldpolitischen Schritt hatte kaum jemand gerechnet – war doch infolge der Konjunkturbelebung in den USA mit einem Anstieg der Exporte zu rechnen. Offenbar sorgte sich die Notenbank aber stärker um die Folgen der gesunkenen Ölnotierungen. Ein „ungeordneter“ Energiepreisverfall könnte auf das Konsum- und Geschäftsklima übergreifen und damit einen stärkeren Rückgang der Wirtschaftsleistung auslösen, so die Befürchtung.

„Wir erwarten weitere Zinssenkungen“

Nach unserer Einschätzung wird die Bank of Canada 2015 weitere geldpolitische Lockerungen beschließen. Man kann dies als Versicherung gegen einen schwachen Ölpreis interpretieren. Unter der Führung von Stephen Poloz verfolgt die Notenbank eindeutig eine moderate Politik. Während sich Poloz' Vorgänger mehr um die Finanzstabilität sorgte, steht unter der neuen Führung nun das Wirtschaftswachstum im Zentrum des Interesses. So kommt es, dass positive Konjunkturdaten beharrlich ignoriert, schwächere Wirtschaftsdaten dagegen stark beachtet werden. Im Zuge dessen änderte die Bank of Canada sogar die Berechnungsmethode zur Ermittlung der Kerninflationsrate.

Alles deutet darauf hin, dass die Notenbank in den kommenden Monaten an ihrer expansiven Geldpolitik festhält. Konkret erwarten wir, dass die kanadische Wirtschaft in diesem Frühjahr mit einer weiteren Zinssenkung stimuliert werden soll, die 25 Basispunkte ausmachen könnte. Abhängig vom Ölpreis und künftigen Konjunkturdaten könnte im weiteren Jahresverlauf sogar noch eine weitere Leitzinssenkung hinterhergeschoben werden.

Die Bank of Canada agiert zwar unabhängig von der Regierung. Allerdings wird in diesem Jahr ein neues Parlament gewählt. Durch die niedrigeren Einnahmen aus Energiesteuern wird es der Regierung schwer fallen, ihren Haushalt wie geplant auszugleichen und zugleich versprochene Steuererleichterungen umzusetzen. Es wäre sicher sehr nützlich, wenn die Zentralbank die Regierung konstruktiv dabei begleitet, sich verschiedene haushaltspolitische Optionen offenzuhalten.

Wechsel in der Kommunikation?

Weltweit haben die Zentralbanken mit ihren Kommunikationsstrategien zu kämpfen. Notenbanken mit einer Nullzinspolitik oder Programmen der quantitativen Lockerung setzen nach wie vor auf die Steuerung von Erwartungen. Poloz vertraut weniger auf dieses Instrument. Der Notenbankchef hatte die jüngste Zinssenkung zuvor mit keinerlei Hinweis angedeutet.

Teile der US-Notenbank finden anscheinend Gefallen an einer solchen Strategie. Dies zeigt das Protokoll der Sitzung der US-Notenbank vom 28. Januar 2015. Danach sprachen sich viele Mitglieder des US-Offenmarktausschusses ebenfalls für eine weniger deutliche Steuerung der Erwartungen aus. Die Bank of Canada könnte also einen neuen Trend einleiten. Dabei würden die Zentralbanken versuchen, sich kurzfristig möglichst viele Optionen offenzuhalten, indem sie sich bei der Steuerung von Erwartungen zurückhalten.

Schwer berechenbare Geldpolitik

Es kann allerdings seine Tücken haben, die Märkte zu überraschen. Einige Zentralbanken könnten unter kurzfristigen Übertreibungen leiden. Wir glauben, dass Kanada deutlich schwankungsanfälliger regieren dürfte als die meisten anderen Märkte – und zwar dann, wenn die Bank of Canada auf einmal einen restriktiveren geldpolitischen Kurs einschlagen muss.

Die Anleger müssen in diesem Fall wahrscheinlich nicht nur mit einer weniger starken Steuerung der Zinserwartungen durch die Notenbank zurechtkommen. Die Märkte müssten auch durchschauen, auf welche Signale die Zentralbanker genau reagieren. Sollen sich die Anleger auf die Kerninflation konzentrieren, die wichtigste Kenngröße der vergangenen beiden Jahrzehnte? Oder wird die Notenbank den von ihr modifizierten Inflationswert „Component CPI“ stärker beachten, der zuletzt um 0,5 Prozentpunkte niedriger ausfiel als die Kerninflation?

Konsequenzen für Rentenanleger

Kurzfristig bleibt die Geldpolitik der Bank of Canada aber noch berechenbar und moderat. Auf absehbare Zeit dürfte sie gute Wirtschaftsdaten außen vor lassen und das Augenmerk auf die schwachen Daten richten. Die langfristigen kanadischen Anleiherenditen wirken wenig attraktiv. Zehnjährige Papiere werfen nominal 1,4 Prozent ab, 30-jährige kommen auf 2,0 Prozent, Zu bedenken ist hierbei, dass die Bank of Canada seit vielen Jahren ihr Inflationsziel von 2 Prozent mit Erfolg erreicht hat.